Wie man sie zum Schweigen bringt
antwortete:
»Seppäläs Motiv wird wahrscheinlich nie geklärt werden. Mit weiteren Ermittlungen verschwendest du nur deine Ressourcen. Ihr solltet euch lieber auf den Mord an Seppälä konzentrieren. Mach dir nichts daraus, dass ihr im Moment keine Anhaltspunkte habt, derartige Fälle klären sich oft von selbst auf, wenn man lange genug wartet. Selbst in gut organisierten Drogenringen gibt es meistens irgendwen, der den Mund nicht halten kann. Meiner Meinung nach solltest du deine Hypothese, Seppälä wäre ein Auftragskiller gewesen, auf keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen lassen. Er hat Ilveskivi ungewollt getötet, bei einem versuchten Raubüberfall. Wir könnten durchblicken lassen, dass er sich möglicherweise das Leben genommen hat, als ihm die Folgen seiner Tat klar wurden . «
Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Die Welt schien aus den Fugen zu geraten, sie glich auf einmal einem Gemälde von Dali, auf dem jeder scheinbar reale Gegenstand eine fremde, abstoßende Bedeutung hatte.
»Der Stadtdirektor hofft, dass der Fall so bald wie möglich abgeschlossen wird. Nach diesem erschütternden Ereignis sind natürlich alle Stadtverordneten um ihre Sicherheit besorgt . «
»Wann hast du mit dem Stadtdirektor gesprochen? «, fragte ich mit einer Stimme, die mir selbst fremd war.
»Er hat heute Morgen mit Kaartamo telefoniert. Kaartamo schlägt übrigens vor, dass wir morgen gemeinsam zu Mittag essen. Der Polizeichef wird auch dabei sein. Dass der Mord an Ilveskivi so zügig aufgeklärt wurde, obwohl wir anfangs praktisch keine Anhaltspunkte hatten, ist ein Grund zum Feiern. Wir hätten morgen alle Zeit . «
»Iida muss morgen Mittag zum Zahnarzt«, sagte ich rasch. Das entsprach der Wahrheit, allerdings hatten wir eigentlich vereinbart, dass Antti sie hinbringen würde. »Ich stelle die Voruntersuchung ein, wenn ich eine schriftliche Anweisung bekomme. Trotzdem bleibt der Fall offen, denn den Mord an Seppälä untersuchen wir weiterhin. Ich bin nicht bereit, ihn als ungeklärt abzuschreiben . «
»Wie du willst«, sagte Taskinen, und in seiner Stimme schwang außer Erschöpfung noch etwas anderes mit, das ich nicht zu deuten wusste.
»Überleg dir die Sache mit dem Mittagessen nochmal. Antti kann Iida doch sicher hinbringen, oder du verlegst den Termin . «
»Auf einen Termin beim kommunalen Zahnarzt muss man zwei Monate warten, und Antti hat eine Vorlesung«, log ich ungerührt. »Wenn ihr glaubt, feiern zu müssen, tut es ohne mich . « Taskinen saß eine Weile schweigend da, dann stand er auf.
»Du bekommst umgehend meine Anweisung, die Voruntersuchung einzustellen. Ich erwarte den Bericht spätestens am Mittwoch . «
Er ging hinaus und knallte die Tür zu. Das hatte ich bei ihm noch nie erlebt.
Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Mir blieb noch ein Tag Zeit. Als Erstes würde ich Jani Väinölä vernehmen. Nein, korrigierte ich mich, mit dieser Aufgabe konnten sich meine Mitarbeiter befassen. Ich bat Koivu und Wang, sich darum zu kümmern, sobald sie die Befragung der vergewaltigten Frau und ihres Mannes abgeschlossen hatten.
Dann las ich im Internet die Protokolle der diesjährigen Sitzungen des Stadtplanungsausschusses, fand jedoch nur eine einzige nützliche Information: Die Sitzung, zu der Petri Ilveskivi unterwegs gewesen war, hatte um Viertel nach neun geendet. Marko Seppälä hatte laut Aussage seiner Frau seinen Auftraggeber erst gegen halb zehn erreicht und war sofort weggefahren. Ich erinnerte mich an den Zeugen, der am selben Abend einen Kleintransporter auf der Straße zur Mülldeponie gesehen hatte. Reijo Rahnasto besaß keinen solchen Wagen, doch auf den Namen seiner Firma RISS, Rahnasto Industrial Security Systems, liefen mehrere Fahrzeuge, darunter vier Kleintransporter. Das Firmenlogo war in den finnischen Landesfarben Blau und Weiß gestaltet, und der Mann, der den Wagen auf der Deponiezufahrt gesehen hatte, hatte von weißen Buchstaben gesprochen.
Ich war versucht, Reijo Rahnasto anzurufen und ihn geradeheraus zu fragen, warum er Ilveskivis Teilnahme an der Sitzung hatte verhindern wollen. Das tat ich natürlich nicht. Stattdessen setzte ich mich mit Tommi Laitinen in Verbindung und erklärte ihm, ich würde gern Ilveskivis Unterlagen über den Stadtplanungsausschuss abholen lassen. Er sagte, er habe Frühschicht und sei ab drei Uhr zu Hause.
»Ich dachte, der Fall sei abgeschlossen, obwohl niemand weiß, warum dieser Seppälä Petri ermordet
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