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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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nicht ganz allein .  «
    »War der Fotograf dabei, mit dem Petri befreundet war? Ein schöner, rothaariger junger Mann? «
    »Der aussieht wie ein russischer Adliger? «, fragte Lauri, und ich musste unwillkürlich lachen. »In einer Seitenbank hat so einer gesessen und die ganze Zeit das Kruzifix über dem Altar angestarrt, als würde er beten. Wir haben uns alle gefragt, wer das ist. Ein Kunde von Petri? Kennst du ihn? «
    »Er hat Petris Sofas fotografiert. Petris Tod hat ihn sehr erschüttert, er hat sich bei mir gemeldet, weil er bei den Ermittlungen behilflich sein wollte. Petri muss sehr beliebt gewesen sein .  «
    »Ja, das war er. Ich hätte mir eine andere Beerdigung für ihn gewünscht, eine, die seinem Wesen entsprochen hätte. Wir haben vereinbart, am Donnerstag im ›Escale‹ zu Petris Ehren zu singen. Da sind wir unter uns und können so traurig und gefühlvoll sein, wie wir wollen .  «
    »Gute Idee. War jemand von der Stadtverwaltung da? «
    »Vertreter der Grünen, soweit ich mich auskenne, und einige Herren in teuren Anzügen«, antwortete Lauri. Er interessierte sich nicht für Politik, auch bei der Kommunalwahl hatte er nur deshalb seine Stimme abgegeben, weil ein guter Freund kandidiert hatte.
    Ich war den ganzen Abend in gedrückter Stimmung, obwohl Iida bezaubernd war. Sie wollte unbedingt Friseuse spielen und kämmte mir eine Muttertagsfrisur mit fünf verschiedenen Pferdeschwänzchen, vielen Schleifen und einem Stück Luftschlange. Das Ergebnis war atemberaubend.
    »So möchte ich zur Arbeit gehen«, sagte ich. Antti belohnte meinen Einfall mit einem Kuss, der mich aber auch nicht aufheiterte.
    Am nächsten Morgen bügelte ich meinen seriösesten Hosenanzug, band die Haare ordentlich zusammen und schminkte mich sorgfältiger als sonst. Danach sah mir im Spiegel eine erwachsene Frau entgegen, die nicht gewillt war, für ihre Hypothesen um Entschuldigung zu bitten. Ich traf rechtzeitig zum inoffiziellen Kaffeestündchen der Dezernatsleiter in der obersten Etage des Präsidiums ein. Der Himmel über den Dachfenstern war strahlend blau, es war schon beinahe Sommer.
    Am Wochenende hatte wieder eine Razzia stattgefunden, bei der neben Rauschgift auch Waffen beschlagnahmt worden waren. Ich bat darum, die Munition der illegalen Pistolen mit der Kugel zu vergleichen, die Seppälä getötet hatte, obwohl ich wenig Hoffnung hatte, seinem Mörder dadurch auf die Spur zu kommen. Bereits am Freitag hatte ich Reijo Rahnastos Waffenschein überprüft. Das Ergebnis hatte mich schockiert: Der Mann war Sammler. Er besaß mehr als dreißig Waffen, neben Jagdgewehren auch mehrere Revolver und Pistolen sowie eine Rarität, die legendäre Maschinenpistole der Marke Suomi. Sobald Koivu den Ballistikbericht erhielt, würde er ihn mit Rahnastos Arsenal vergleichen.
    »Der Bericht über die Voruntersuchung im Fall Ilveskivi geht wohl jetzt an den Staatsanwalt? «, fragte Taskinen, und Laine vom Begeka nickte beifällig. »Er wird natürlich beschließen, das Verfahren einzustellen, da der Täter tot ist .  «
    »Ich möchte den Fall noch nicht abschließen. Irgendwer hat Seppälä schließlich beauftragt«, sagte ich in scharfem Ton.
    »Glaubst du etwa die Räubergeschichte, die Seppäläs Frau dir auffischt? Sie versucht sich und ihren Kindern doch nur einzureden, dass ihr Mann kein Mörder war. Wir haben die Familie seit Jahren beobachtet. Die Frau ist eine derart begabte Erzählerin, dass sie einen Literaturpreis verdient hätte. Sie war garantiert genauso tief in die Hehlergeschäfte verwickelt wie ihr Mann, aber an ihren Lügengeschichten beißt sich der Staatsanwalt die Zähne aus«, knurrte Laine und runzelte verächtlich die dichten schwarzen Augenbrauen.
    »Du hast einen unglaublichen Drang, dich in Dinge einzumischen, die dich und dein Dezernat nichts angehen«, sagte ich noch wütender als zuvor und drehte ihm den Rücken zu. »Jyrki, lass uns darüber reden, wenn ich weiß, was sich am Wochenende bei uns angesammelt hat. Am besten kümmere ich mich gleich darum .  «
    Es war tatsächlich mehr als genug vorgefallen: drei Körperverletzungen, ein Selbstmord, ein Fall von häuslicher Gewalt und eine ungewöhnlich widerliche Vergewaltigung. Ein sechzehnjähriger Junge hatte am Samstagnachmittag eine vierzigjährige Nachbarin überfallen, bewusstlos geschlagen und vergewaltigt. Die Frau war während des Akts halb zur Besinnung gekommen, hatte gegen den kräftigen Burschen jedoch nichts ausrichten

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