Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
Stadtverwaltung sind alte Freunde. Oft hat es den Anschein, dass Rahnasto über Informationen verfügt, die er selbst seinen Fraktionskollegen verschweigt, bis er den aus seiner Sicht richtigen Beschluss durchgesetzt hat. Sogar von Bestechung war manchmal die Rede. Ich weiß nicht, ob es moralisch richtig ist, dass der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses über die Vergabe von Industriegelände entscheidet und den Unternehmen, die den Zuschlag erhalten, ein paar Jahre später seine Sicherheitsanlagen liefert«, ereiferte sie sich.
    »Moment mal… du hast doch gesagt, Rahnasto hätte einen derben Witz gerissen, als Petri nicht zur Sitzung kam. Wirkte er erleichtert? «
    »Eher gut gelaunt. Die beiden konnten sich nicht ausstehen. Zuletzt haben sie sich über den Bebauungsplan für Laajalahti gestritten. Petri war der Meinung, Rahnasto und die anderen Großkotze wollten die Stadt an die Großunternehmen verkaufen, ohne Rücksicht auf die Menschen oder die Natur. Danach sieht es mitunter wirklich aus. Wenn der Bebauungsplan nicht schnell genug verabschiedet wird, fängt man im Zweifelsfall einfach schon vorher an zu bauen .  «
    Mir wurde ganz kalt. Was Eila Honkavuori da erzählte, klang mehr als interessant.
    »Hat Petri möglicherweise etwas erfahren, was für Rahnasto oder ein anderes Ausschussmitglied gefährlich werden konnte? Ich habe zwar das Sitzungsprotokoll gelesen, aber ich bin keine Expertin wie du. Was hätte Petri an die Öffentlichkeit bringen können? «
    Sie wusste es nicht, versprach aber, sich umzuhören und mich vor der nächsten Sitzung in der kommenden Woche anzurufen.
    »Kommst du am Sonntag zu Petris Beerdigung? «, fragte sie, als ich gerade auflegen wollte.
    »Nein. Ich hab Muttertagspflichten«, antwortete ich. Nachdem wir uns endgültig verabschiedet hatten, bat ich die Dezernatssekretärin, alles über Rahnasto und seine Firma herauszufinden, was es zu wissen gab. Vielleicht lag das Motiv für den Mord an Petri Ilveskivi nicht im Drogen-, sondern im Grundstückshandel.

FÜNFZEHN
    Am Sonntagmorgen weckte mich Iidas aufgeregtes Kichern, dem ein lauthals geschmettertes Lied folgte. Es war Muttertag. Ich war gerührt über die Karte, die Iida bei ihrer Tagesmutter gemalt hatte, und über die kleine, unbeholfen gefaltete Papierrose, die in einem braun angemalten Papptopf steckte. Antti und Iida hatten sogar Buschwindröschen für mich gepflückt. Ich musste daran denken, wie meine Schwestern und ich zum Muttertag heimlich Kuchen und Plätzchen gebacken hatten, bis wir älter wurden und den Mutterkult zu kritisieren begannen.
    Seit Iida auf der Welt war, fiel es mir leichter, meiner Mutter eine Muttertagskarte zu schicken, denn sie war ja nicht mehr nur von mir. Anttis Eltern waren verreist, der Pflichtbesuch in Inkoo fiel also aus. Die Muttertagsmenüs in den Restaurants interessierten mich nicht, sie waren für Familien gedacht, in denen die Mutter an allen anderen Tagen des Jahres am Herd stehen musste.
    In der Sonntagszeitung stand Petri Ilveskivis Todesanzeige. Seltsam, dass sie am Tag der Beerdigung erschien. Als wollten seine Angehörigen sagen, es sei zwar eine öffentliche Feier, doch man solle bitte nicht teilnehmen. Der Gedenkspruch war abgedroschen und banal, darunter standen die Namen der Eltern, danach Petris Schwester mit ihrer Familie und zuunterst Tommi Laitinen. In welcher Beziehung Tommi zu dem Toten gestanden hatte, war für Außenstehende nicht zu erkennen. Warum hatte er dieser Anzeige zugestimmt?
    Wir verbrachten den Tag damit, den Garten um unser Haus für den Sommer herzurichten. Iida harkte mit ihrem kleinen rosa Plastikrechen das Laub zusammen, ich setzte ein paar Gladiolienzwiebeln, die schon vor Wochen in die Erde gehört hätten. Über dem Fall Ilveskivi hatte ich sie völlig vergessen.
    Auf der anderen Seite des Waldwegs raschelte etwas. In der Vorwoche hatte ich dort Landvermesser gesehen, die offenbar Grundstücke parzellierten. Die Aussicht, demnächst neben einer Baustelle zu wohnen, war nicht gerade angenehm, doch an einen Umzug mochte ich erst recht nicht denken. Wir hatten uns an das ungestörte Leben im Einfamilienhaus gewöhnt. Bei den derzeitigen Mietpreisen konnten wir uns auf dem freien Markt aber nur eine Dreizimmerwohnung im Hochhaus leisten, und wenn wir uns entschließen sollten, Eigentümer zu werden, war die einzige Alternative zur Dreizimmerwohnung ein Einfamilienhaus irgendwo weit außerhalb von Espoo, das noch baufälliger sein musste

Weitere Kostenlose Bücher