Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
war, würde sie so etwas nicht sagen. “Weißt du, damit machst du nur deutlich, dass du mich im Grunde gar nicht kennst. Du kennst mich überhaupt nicht.” Er warf einen Blick auf die Uhr. “Und jetzt entschuldige bitte, ich möchte lieber wieder zur Feier zurück. Die Leute fangen immer so schnell an zu reden, und ich möchte nicht, dass sie beginnen, irgendwelche wilden Spekulationen über uns anzustellen.”
Und was nun?
Ratlos schaute Milla ihm hinterher, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Sie hatte sich ja denken können, dass Mårten ihr gegenüber eine eher ablehnende Haltung einnehmen würde. Ganz offensichtlich gab er ihr die Schuld am Scheitern ihrer Beziehung vor fünf Jahren. Doch die Nachdrücklichkeit seines Neins überraschte sie. Wusste er denn nicht längst, warum ihr keine andere Wahl geblieben war, als ihn zu verlassen?
Ganz davon abgesehen stimmte es, was er sagte: Sie kannte seine Gründe, sich aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen, nicht. Doch insgeheim war sie immer davon ausgegangen, dass er diese Entscheidung nicht aus freien Stücken getroffen hatte. Differenzen mit der Plattenfirma, Streit mit dem Manager, etwas in der Art. Es passte nicht zu dem Mårten aus ihrer Erinnerung, das aufzugeben, was er am meisten auf der Welt liebte: die Musik.
Damit lag sie offenbar falsch. Er war nicht mehr der Mann, den sie von früher kannte, und langsam erkannte sie, dass ihr schöner Plan sich als so gut wie unmöglich erwies. Wegen dieses Irrtums steckte sie plötzlich in einer reichlich verzwickten Situation. Sie musste sich etwas einfallen lassen, sonst platzte ihr großer Traum, noch ehe er richtig begonnen hatte.
Inzwischen bereute sie, dass sie das Missverständnis, dem sie ihre Position als Verantwortliche für die musikalische Organisation der Hochzeit verdankte, nicht gleich aufgeklärt hatte. Irgendwie war der Kronprinzessin zu Ohren gekommen, dass Mårten und sie sich von früher kannten. Darum hatte sie wohl angenommen, Milla sei genau die richtige Person, um Mårten für einen Auftritt auf der Hochzeit zu gewinnen. Es wäre wohl besser gewesen, gleich mit der Wahrheit herauszurücken. Doch Milla hatte ihre große Chance gesehen und geschwiegen.
Ein Fehler, wie sich nun herausstellte.
Denk nach!
Das Klingeln ihres Handys riss Milla aus ihren Gedanken. Sie öffnete die winzige paillettenbesetzte Handtasche und nahm das Gerät heraus. Beim Blick auf das Display entfuhr ihr ein unterdrücktes Stöhnen. Christer Brandt – der hatte ihr gerade noch gefehlt!
Sicher bereitete es dem königlichen Musikhofmeister – ihrem Vorgesetzten – eine geradezu diebische Freude, sich an ihrer Verzweiflung zu weiden. Er wusste vielleicht nichts Genaues, doch zumindest ahnte er, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Kein Wunder, schließlich war allgemein bekannt, dass sie den Auftrag, die musikalische Organisation der bevorstehenden Hochzeit der Kronprinzessin zu leiten, nur bekommen hatte, weil Mårten ein alter Bekannter von ihr war.
Kurz spielte sie mit dem Gedanken, den Anruf zu ignorieren, doch sie ahnte, dass Christer einen Weg finden würde, das gegen sie zu verwenden. Seit man ihr die Aufgabe übertragen hatte, die musikalische Organisation der königlichen Hochzeit zu leiten, machte Christer ihr das Leben schwer, weil er diese Position für sich selbst beanspruchte und nicht akzeptieren konnte, einfach übergangen worden zu sein. Aber die Kronprinzessin hatte nun einmal so entschieden, und er konnte nicht offen dagegen vorgehen – was ihn allerdings nicht daran hinderte, Milla Steine in den Weg zu legen, wo es nur ging. Also atmete sie noch einmal tief durch und meldete sich mit einem, wie sie hoffte, einigermaßen zuversichtlich klingendem: “
Hej
.”
“Na, wo steckt denn nun Ihr gefeierter Wunderpianist?”, begann Christer, charmant wie immer, ohne jegliche Einleitung. “Die Kronprinzessin wartet bereits ungeduldig.”
Milla biss sich auf die Unterlippe. Sie bezweifelte ernsthaft, dass sie Mårten dazu bringen würde, ihr zuliebe Small Talk mit der Kronprinzessin zu halten. Schlimmer noch: Wenn er ihr gegenüber auch nur ein falsches Wort sagte, konnte er damit all ihre Hoffnungen auf einen Schlag zunichte machen. Das durfte auf keinen Fall passieren.
“Ich werde sehen, was ich tun kann”, erwiderte sie hastig, und sie wusste, wie unverbindlich ihre Worte klangen.
Für einen Moment herrschte Schweigen, dann fragte Christer: “Er hat Sie abblitzen lassen, habe ich
Weitere Kostenlose Bücher