Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Schnitzereien verzierten Kiste auf, versteckt unter ihrem Bett. Nicht für sich selbst, sondern für Janna. Die kleine süße Janna, die eines Tages anfangen würde, Fragen zu stellen, und dann …
“Was er hier wohl will?”, riss Frederika sie aus ihren Gedanken.
“Er wurde auf persönlichen Wunsch der Herzogin von Västergötland eingeladen”, erklärte Milla und zwang sich zu einem Lächeln. “Sie entschuldigen mich?”
Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge der Feiernden, ohne Mårten dabei aus den Augen zu lassen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ihn nach all den Jahren wiederzusehen. Sein Anblick erschien ihr fremd und vertraut zugleich. Und zu ihrem Entsetzen hatte er seit ihrer letzten Begegnung nichts von seiner Macht über sie verloren.
Wie gut er aussah! Irgendwie gelang es ihm, in dem dunklen Abendanzug elegant und gleichermaßen zwanglos zu wirken. Und obwohl Konventionen ihn offenbar noch immer nicht besonders interessierten – sein volles schwarzbraunes Haar, das im sanften Licht der kristallenen Kronleuchter geheimnisvoll schimmerte, war ein deutliches Stück länger als üblich, und er trug einen gepflegten Dreitagebart –, brachte er es dennoch irgendwie fertig, all die anderen perfekt frisierten und rasierten Männer in seiner Umgebung in den Schatten zu stellen. So war es schon immer gewesen: Wenn Mårten auftauchte, stand er wie von selbst im Mittelpunkt, ganz ohne es zu wollen.
Die düstere Aura aber, die ihn umgab, war neu. Allerdings tat sie seiner Attraktivität keinen Abbruch – ganz im Gegenteil!
Die Aufmerksamkeit der meisten weiblichen Gäste, die sich in seiner Nähe aufhielten, richtete sich augenblicklich allein auf ihn, was er offensichtlich nicht einmal bemerkte. Wahrscheinlich empfand er es als völlig normal, von schönen Frauen umschwärmt zu werden. Was Milla viel mehr wunderte war, dass dieser Gedanke ihr einen eifersüchtigen Stich versetzte.
Lass den Unsinn, ermahnte sie sich selbst. Mårten ist tabu für dich. Was ihn und dich verbindet, ist eine rein geschäftliche Angelegenheit. Der Rest gehört der Vergangenheit an.
Sie holte noch einmal tief Luft und trat auf ihn zu. Als er sie direkt anblickte, stockte ihr der Atem. Sie hatte vollkommen vergessen, welch unglaubliche Wirkung seine Augen, dunkelblau und tief wie das Meer, auf sie ausübten. Einen Moment musterten sie sie fragend, dann spiegelte sich plötzlich Erkennen in ihnen wieder, und seine Miene verfinsterte sich schlagartig.
“Hej
, Mårten. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Anreise?”, sagte sie, um das unbehagliche Schweigen, das aufgekommen war, zu überbrücken. Die Luft zwischen ihnen knisterte förmlich vor Spannung, wie bei einem Gewitter, unmittelbar bevor sich die aufgestaute Energie in einem Blitz entlud. Und Milla spürte deutlich, dass es auch zwischen ihnen, wenn sie sich nicht sehr geschickt anstellte, kaum ohne Blitz und Donner ablaufen würde.
“Was soll das alles?”, fragte er kühl. Nur ein leichtes Beben in seiner Stimme verriet seinen inneren Aufruhr. “Wie kommst du dazu, mich zu dieser Gala einzuladen?”
Milla atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. “Nein, nicht ich habe dich eingeladen, sondern die Kronprinzessin. Sie lässt dir ausrichten, dass sie eine große Verehrerin deiner Kunst ist und dich gern persönlich kennenlernen würde.”
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Seine ganze Haltung drückte Ablehnung aus. “Lassen wir den Small Talk. Du allein trägst die Verantwortung dafür, dass ich heute hier bin. Also, was willst du nun von mir?”
Milla durfte sich von ihm nicht provozieren lassen, wenn sie es schaffen wollte, ihr Ziel zu erreichen. Und sie durfte nicht versagen. Ihre ganze Zukunft hing davon ab, dass es ihr gelang, Mårten zu überzeugen.
Ihre eigene Zukunft, aber vor allem auch die ihrer Tochter.
Wenn sie daran dachte, dass ihre derzeitige Position bei Hofe im Grunde lediglich auf einem Irrtum beruhte, den sie absichtlich nicht aufgeklärt hatte, spürte Milla eine leichte Übelkeit in sich aufsteigen.
Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen. Sie musste sich auf ihre Aufgabe konzentrieren.
“Du hast recht mit deiner Vermutung, dass ich dich um etwas bitten möchte”, erwiderte sie behutsam. “Ich weiß, dass du vermutlich keine Veranlassung dazu siehst, mir einen Gefallen zu tun, aber was ich dir anzubieten habe, dürfte auch für dich von Interesse sein.”
Sein Blick blieb
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