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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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dir, dich zu zeigen, wenn du das
Geld haben willst.«
    Jason trat
ins Licht. Angst und Schock, die er in der Miene seines Bruders zu lesen
gehofft hatte, blieben aus. Avery stand ihm mit selbstgefälligem, gelangweiltem
Lächeln gegenüber.
    »Ach, du
bist es, teurer Bruder. Ich dachte es mir, war aber meiner Sache nicht ganz
sicher.«
    Jason
erstarrte. Verdammt. Avery hatte es die ganze Zeit über gewußt! »Dein Erstaunen
hält sich offenbar in Grenzen. Eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt, was
deine Bemühungen, mich ins Jenseits zu befördern, dich gekostet haben.
Andererseits spricht es natürlich für dein übliches brutales Vorgehen.«
    »Brutales
Vorgehen? Welches denn? Wenn ich mich recht erinnere, bist du der Mörder in der
Familie. Du warst es, der zum Tod durch den Strang verurteilt wurde.«
    »Aber du
hast den Mord begangen. Das wissen wir beide, Avery. Und nun habe ich die
Beweise dafür in der Hand.«
    »Ach?«
Averys Auflachen, das im leeren Raum widerhallte, klang wie eine Drohung. »Wie
willst du mir einen Mord in die Schuhe schieben, den du begangen hast?«
    Jasons Zorn
wuchs. Der erhoffte Überrumpelungseffekt war verpufft, da Avery geahnt hatte,
von wem die Nachricht stammte. Daß man diese Möglichkeit nicht hatte ausschließen
können, war Jason wohl bewußt gewesen, und doch hatte er darum gebetet, sie
würde nicht eintreten.
    Lucien trat
in den Lichtkreis, in der Hoffnung, die Situation zu retten, indem er den
Herzog zu einer unbedachten Äußerung verleitete. »Carlyle, es hat einen Zeugen
gegeben. Sie mögen gewußt haben, daß Jason am Leben ist, aber mit einem
Tatzeugen haben Sie gewiß nicht gerechnet.«
    Über Averys
Züge huschte ein Anflug von Unsicherheit, der jedoch sofort wieder verschwand.
»Falls es einen Zeugen gibt, dann ist es einer, der bestochen wurde, zugunsten
meines Bruders zu lügen.« Er grinste boshaft. »Hätten Sie tatsächlich einen
echten Beweis in Händen, dann wäre dieses Treffen überflüssig, da Sie sich
sofort an die Behörden gewandt hätten.«
    Jason
schwieg. Sein Bruder hatte recht. Avery war nicht dumm – außer in
geschäftlichen Belangen.
    »Wenn ich
es recht bedenke«, fuhr Avery fort, »so taucht dein Zeuge wie durch ein Wunder
auf, nachdem meine Zeugin ermordet wurde.« Von draußen drangen Geräusche herein,
Stimmengewirr, das immer lauter wurde.
    Jason warf
Lucien einen Blick zu. Von Ludington und Barnstable war keines der verabredeten
Warnsignale gekommen. Avery mußte ihre Anwesenheit bemerkt und die beiden zum
Schweigen gebracht haben.
    »Gehen
wir«, befahl Lucien.
    Jason
nickte, schon auf dem Weg zu der in der Finsternis verborgenen niedrigen Tür,
dem vorgesehenen Fluchtweg.
    »Die
Gentlemen gehen schon?« hörte man Averys Stimme, als Jason mit eingezogenem
Kopf durch die Tür auf die Straße trat. »Das glaube ich nicht.« Avery lachte
hämisch.
    »Jason!«
Der Ruf kam von Velvet, die neben Mary Sinclair in der Dunkelheit an der
Seitenfront des Schuppens stand. Beide Frauen wurden von starken Männerarmen
festgehalten. »Es ist eine Falle! Lauf, Jason!«
    Ihre
Warnung, unter Tränen hervorgestoßen, konnte ihn nicht vor der kleinen Armee
schützen, die den Schuppen umzingelt hatte, Polizei und Leute in Carlyles
Sold.
    »Stehenbleiben!«
ließ sich hinter ihnen eine befehlsgewohnte Stimme vernehmen.
    Lucien
stieß einen der Männer beiseite, und Jason stürzte in diese Richtung, nur um
von einem halben Dutzend anderer aufgehalten zu werden, die vor ihm
auftauchten. Einem versetzte er einen Kinnhaken, dem zweiten einen Tritt, dem
dritten einen Hieb in den Magen, ehe er sich blitzschnell umdrehte und wieder
losrannte, nur um von weiteren drei Männern gestellt zu werden. Ein dicker
Eichenknüppel traf ihn seitlich am Kopf. Jason aber gab nicht auf. Er ging
gegen einen Wachmann los, nahm es mit zwei Kreaturen seines Bruders auf und
fiel erst in einem Durcheinander von Armen und Beinen, unter Ächzen und Stöhnen
und unter einem Hagel von Boxhieben zu Boden, als er sich gegen die Übermacht
nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
    Als letztes
sah er die Spitze eines großen Stiefels. Sie traf ihn direkt in den Leib, und
er hörte das Brechen von Rippen und Velvets Schluchzen.
    »Jason!«
Sie riß sich von den Männern los, die sie festhiel ten, und lief zu ihm. Über
und über mit Blut verschmiert, lag er bewußtlos im Straßenschmutz. Ohne
Rücksicht auf den Schlamm, der ihre Rocksäume durchweichte, kniete sie neben
ihm nieder und strich

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