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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Auge so geschwollen, daß er es
nicht öffnen konnte.
    Als sie
eintraten, sah er sie nicht an, sondern blickte starr geradeaus. Velvet mußte
mit aller Macht gegen Tränen ankämpfen und sich zwingen, nicht seinen Namen zu
rufen. Sie wußte, wie sehr er sie brauchte, obwohl seine gefaßte Haltung es
nicht vermuten ließ. Vielleicht war es ihm sogar selbst nicht bewußt.
    Velvet, die
in einem strengen grauen Seidenkleid mit schwarzem Besatz erschienen war, riß
ihren Blick von seinem entstellten Gesicht los und nahm an einem Tisch neben
Litchfield und dem Verteidiger Platz. Parmenter, ein hochgewachsener imposant
wirkender Mann Ende der Dreißig, mit braunem, an den Schläfen ergrauendem Haar
und ständig gefurchter Stirn, warf einen Blick in seine Unterlagen, dann
schaute er auf und sah sie mit aufmunterndem Lächeln an.
    Nach den
üblichen Formalitäten kam Thomas Randall, der den Vorsitz führte, sofort zur
Sache. »Ich möchte Sie erinnern, daß es sich hier nur um eine Anhörung
handelt, eine Präsentation bislang unbekannter Beweise in einem Verfahren, in
dem vor acht Jahren das Urteil erging. Es geht um äußerst schwerwiegende
Anschuldigungen, da sie sich gegen einen so prominenten Mann wie den Duke of
Carlyle richten. Würden sie nicht von einem Mitglied der Aristokratie erhoben,
vom Marquis of Litchfield, dessen Ruf über alle Zweifel erhaben ist, würde man
ihnen nicht die geringste Glaubwürdigkeit zubilligen.«
    Er machte
sich an dem Papierstapel zu schaffen, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Auf der
anderen Seite klagt der Duke of Carlyle seinen Bruder nicht nur des Mordes an
seinem Vater an, eines Verbrechens, dessentwegen der Häftling bereits
abgeurteilt wurde, sondern auch des Mordes an der Countess of Brookhurst.«
    Velvet
schnappte buchstäblich nach Luft, und Jason stieß einen kehligen Laut aus.
Litchfield saß wie erstarrt da.
    Allmächtiger! Wut mischte sich in
die Angst, die sie erfüllte, so sehr, daß ihr schwindelte. Da sie nicht wagte,
Jason anzusehen, wendete sie sich an den Marquis, der trotz allem beruhigend
ihre Hand drückte.
    Nun erhob
sich der Verteidiger. »Meinen Klienten des Mordes an Lady Brookhurst zu
beschuldigen, ist lächerlich, Mylord. Es gibt absolut keinen Grund für die
Annahme, der Mörder von Celia Rollins sei Jason Sinclair.«
    »Will man
dem Herzog glauben, gibt es Grund. Es gibt eine Zeugin, die gesehen hat, wie
der Mörder das Haus der Countess verließ. Er ersucht darum, daß die Dame
vereidigt wird und uns eine Beschreibung des Mannes gibt, den sie vom Tatort
verschwinden sah.«
    O Gott, die
Rede war von ihr! Velvet war nun tatsächlich einer Ohnmacht nahe.
    »Sie meinen
doch gewiß nicht die Gemahlin meines Klienten«, sagte der Verteidiger, der
wußte, daß Velvets Anwesenheit im Haus der Countess aktenkundig war.
    Avery
meldete sich nun aus der Ecke zu Wort, in der er mit seinem Anwalt unauffällig
Platz genommen hatte. »Ich meine sehr wohl die Gemahlin meines Bruders – falls
sie es tatsächlich ist.«
    Seine
Absicht war klar. Litchfield schlug mit der Hand auf die Tischplatte. Raunen
wurde hörbar, und der Richter griff zu seinem silbernen Hämmerchen.
    »Ich bitte
um Ruhe!«
    »Euer
Lordschaft, es besteht kein Grund, die Integrität der Dame in Zweifel zu
ziehen«, sagte der Verteidiger mit seiner ihm eigenen Gelassenheit, die mit ein
Grund gewesen war, den Fall in seine Hände zu legen. »Die Heirat hat stattgefunden.
Sollte das Gericht es fordern, können wir die Heiratsurkunde vorlegen. Ich
vermag aber nicht einzusehen, welche Rolle die Heirat meines Klienten im Moment
spielt.«
    »Sie haben
recht«, sagte Thomas Randall. »Uns interessiert nur die Aussage der Dame.«
    Velvet
schüttelte den Kopf. »Nein«, flüsterte sie. »Ich werde nicht aussagen. Man
würde mir die Worte im Mund verdrehen
und alles so hinstellen, als hätte ich Jason gesehen. Ich ... ich kann nicht
...«
    »Mylords
...« Litchfield stand auf. »Die Erschütterung der Dame ist so groß, daß sie
nicht aussagen kann. Der Angeklagte ist ihr Ehemann. Außerdem wurde sie schon
verhört. Kurz nach dem Verbrechen beschrieb sie dem mit dem Fall betrauten
Konstabler den Mann, den sie sah. Das müßte dem Gericht genügen.«
    »Ja, mag
sein.« Randall gab einem der Schriftführer ein Zeichen. »Ich glaube, Ihnen
liegt das Protokoll vor, das Konstabler Wills uns überließ. Lesen Sie uns die
Aussage der Dame vor.«
    »Sehr wohl,
Euer Lordschaft.« Der stämmige kleine Schriftführer räusperte

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