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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sich und las
dann die Aussage vor, die Velvet nach dem Mord auf der Polizeistation gemacht
hatte. »Er war ein großer Mann von kräftigem Körperbau. Er hatte langes,
dunkles Haar, das er ungepudert und mit einem Schnur zusammengebunden trug.
Sein Gesicht konnte ich nicht sehen.«
    »Nein!«
Velvet sprang auf. »Es war nicht Jason! Ihn hätte ich erkannt.«
    Ein
Hammerschlag des Vorsitzenden forderte Ruhe, dann richtete einer der anderen
Richter das Wort an sie. »Mylady, Sie sagen selbst, daß Sie sein Gesicht nicht
sehen konnten. Also wie war es, haben Sie es gesehen oder nicht?«
    Velvets
Herz schlug so heftig, daß es ihre Brust zu sprengen drohte. Mit Lügen würden
sie alles nur noch verschlimmern.
    »Ich sah es
nicht.«
    »Danke.
Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Sie kam der
Aufforderung nach. Ihr Mund war wie ausgedörrt, das Dröhnen des Hammers klang
in ihren Ohren nach.
    »Ich darf
Sie alle daran erinnern«, sagte nun Richter Randall, »daß diese Anhörung
informellen Charakter hat. Der Häftling wurde bereits verurteilt. Wir befinden
hier nur darüber, ob das neu aufgetauchte Beweismaterial ausreicht, um das
Gerichtsurteil aufzuheben. Mr. Parmenter, fahren Sie in Ihren Ausführungen
fort.«
    Auf der
Stuhlkante sitzend und am ganzen Körper zitternd, hörte Velvet, wie die
spärlichen Beweise, die sie zusammengetragen hatten, nun den sechs Richtern
präsentiert wurden.
    »Wenn das
Gericht es wünscht«, sagte Parmenter, »kann die Zeugin Betsy McCurdy nach
London kommen. Ihre Aussage wird die Anschuldigungen bestätigen und allfällige
Zweifel des Gerichtes bezüglich des Täters ausräumen.«
    Obwohl er
nun zuversichtlich und sehr geschickt sämtliche anderen Beweise präsentierte,
befürchtete Velvet wie auch Jason, daß sie nicht ausreichten.
    »Ich möchte
Lord Litchfield eine Frage stellen.« Einer der Richter sah den Marquis über den
Brillenrand hinweg an.
    »Warum sind
Sie mit diesem Wissen nicht direkt zu Lord Randall gegangen? Was wollten Sie
und der Häftling damit erreichen, daß Sie Lord Randall in einen leeren Lagerschuppen
bestellten?«
    »Mylord,
wir hatten gehofft, dem Herzog ein Geständnis zu entlocken, und Ihnen damit
Ihre Aufgabe erheblich zu erleichtern.«
    Velvet warf
Lucien einen Blick zu. Falls er Unsicherheit empfand, zeigte sich nicht die
geringste Spur davon in den Tiefen seiner silbergrauen Augen.
    »Ja, das
hätte allerdings etliches erleichtert«, sagte Randall, »ebenso wie ein
Geständnis aus dem Mund des Häftlings. Da leider keine der Parteien gewillt
ist, uns diesen Gefallen zu tun, müssen
wir unsere Entscheidung aufgrund der uns vorliegenden Beweise treffen.« Nach
einem Blick in seine Unterlagen sah er Jason an. »Bis das Gericht zu einem
Urteil gelangt ist, verbleibt der Häftling im Gefängnis von Newgate.« Er ließ
den Hammer niedersausen.
    Velvets
Kehle war wie zugeschnürt. Newgate. Nur die Hölle war schlimmer. Und er hatte
schon so viel erdulden müssen.
    Der
Verteidiger erhob sich. »Bitte, Euer Lordschaft. Wir stellen bis zur
endgültigen Entscheidung des Falles Antrag auf Untersuchungshaft. Bei seinem
letzten Gefängnisaufenthalt wurde mein Klient Opfer eines Mordversuches.«
    Randall
seufzte. »Tut mir leid, aber der Häftling hat sich seinem Urteil schon einmal
entzogen, daher bleibt die Verfügung des Gerichtes aufrecht. Wir lassen es Sie
wissen, wenn wir zu weiteren Entscheidungen gelangt sind.« Wieder trat der
Hammer in Aktion, und die Richter erhoben sich von ihren Plätzen.
    Nun erst
sah Jason in Velvets Richtung. Die bittere Resignation, die seine Züge prägte,
drückte ihr fast das Herz ab. Sie wollte zu ihm, doch der Verteidiger vertrat
ihr den Weg.
    »Tut mir
leid, Mylady. Hier drinnen können Sie nicht mit ihm sprechen, aber Sie werden
ihn besuchen können, sobald er eingeliefert wurde.« Ins Gefängnis, natürlich. O
Gott, sie hatte das Gefühl, einen Alptraum zu durchleben. »Sicher werden Sie
das Kostgeld für ihn hinterlegen und für eine einigermaßen anständige
Unterbringung sorgen.«
    »Ja ...«,
hauchte Velvet kaum hörbar.
    »Velvet,
ich werde mich darum kümmern«, sagte Lucien leise und nahm ihren Arm, um sie
hinauszuführen. »Wir werden alles tun, damit der Aufenthalt für ihn so
erträglich wie möglich verläuft.«
    Aber das
genügte nicht. Sie mußten irgend etwas finden, ihn zu retten, doch im Moment
sah es aus, als wäre dazu nur der Himmel imstande.
    Die grauen
Steinmauern drückten gegen seinen Rücken. Die Feuchtigkeit in der

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