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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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ihm behutsam das Haar zurück.
    »Er ist
unschuldig«, flüsterte sie, zum Konstabler und zu Thomas Randall, dem Vertreter
der Justiz, aufblickend, die sich einen Weg durch das Menschenknäuel gebahnt
hatten und nun zu ihnen traten. »Der Herzog hat den Mord begangen.«
    Randall sah
Lucien mit durchdringendem Blick an. »Litchfield, was hat das zu bedeuten? Ich
kam an diesen Ort, weil es hieß, es ginge um die Aufdeckung eines Verbrechens.
Statt dessen muß ich feststellen, daß Sie mit einem überführten und zum Tode
verurteilten Mörder gemeinsame Sache machen. Ist Ihnen klar, daß Sie damit zum
Komplizen eines Verbrechers werden? Und das ist an sich schon ein Verbrechen.«
    »Das ist
mir klar, Mylord.« Der Marquis richtete sich zu seiner ganzen eindrucksvollen
Größe auf. »Leider war ich gezwungen, dieses Risiko einzugehen, Lord Randall.
Lady Velvet und ich können zweifelsfrei beweisen, daß Jason Sinclair den Mord
an seinem Vater nicht beging.«
    Ungläubiges
Stimmengewirr erhob sich.
    »Dann
hätten Sie mit dieser Information in mein Büro kommen sollen. Das steht Ihnen
immer noch offen – um zehn Uhr morgen früh können sie den Richtern des
Krongerichtes Ihre Beweise vorlegen. Die Zeit bis dahin wird der Gefangene in
Newgate verbringen.«
    Ein
Klagelaut kam über Velvets Lippen. Lord Randall warf einen ungehaltenen Blick
auf Jason, der sich leicht regte.
    »Schafft
ihn fort, Männer«, ordnete er an, und Velvet mußte hilflos zusehen, wie Jason
hochgezerrt und fortgeschleppt wurde.
    Lucien
legte ihr die Hand auf die Schulter. »Noch ist nichts verloren«, sagte er
leise. »Wir werden dafür sorgen, daß er den besten Strafverteidiger von ganz
London bekommt. Vielleicht reichen unsere Beweise aus, um ihn freizubekommen.«
    Velvet
schüttelte den Kopf. »Sie wissen, daß sie nicht genügen. Nicht gegen das Wort
eines Herzogs. Und jetzt sind Sie ebenso in Gefahr.« Velvet schaute zu ihm auf.
»Lucien, Sie könnten mit Jason hinter Gittern landen.«
    Er drückte
tröstend ihre Hand. »Beruhigen Sie sich, meine Liebe. Ich habe immerhin Thomas
Randall, einen hohen Richter, in die Sache hineingezogen. Das allein zeigt
schon meine ehrlichen Absichten. Ich glaube nicht, daß ich in Gefahr bin.
Jason ist es, dem unsere Sorge gelten muß.«
    Da kam
Velvet ein Gedanke, und sie hob abrupt den Kopf. »Und Mary«, flüsterte sie. Ein
Blick über die Schulter zeigte ihr, daß der Herzog seine abtrünnige Frau zurück
zur herzoglichen Kutsche geleitete. »Mein Gott, was er ihr jetzt wohl antun
mag?«
    Luciens
Gesicht verfinsterte sich. »Ich wünschte, ich wüßte es. Hoffentlich wird es ihr
gelingen, ihn davon zu überzeugen, daß es vor allem die Sorge um ihn war, die
sie herführte.«
    Velvet sah
zu Jason hin, dem nun seine Arme hinter dem Rücken gefesselt wurden. Blut rann
über sein Gesicht, und er brach bei jedem Schritt fast zusammen, zu dem man ihn
zwang. Mit einem unsanften Rippenstoß und groben Handgriffen beförderte ihn
einer der Männer in ein bereitstehendes Gefährt. Die Tür schlug zu, und der
Wagen rumpelte los. Velvet zwinkerte heftig, um ihre Tränen zurückzuhalten.
    »Jason sagt
die Wahrheit«, sagte sie, »aber niemand wird ihm glauben.« Ihr Blick glitt zur
prunkvollen Kutsche der Carlyles,
die sich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte. »Und Mary Sinclair ist zu keiner
Lüge imstande, selbst wenn diese für sie selbst die Rettung bedeuten würde.«

25
    Sie
hatten nur
geblufft. Velvet wußte es, und Litchfield ebenso. Die Beweise, die sie hatten,
waren im günstigsten Fall als fragwürdig zu bezeichnen: das Wort einer
Dienstmagd, die zur Tatzeit noch ein Kind gewesen war, das Geständnis eines
Mörders und eine finanzielle Vereinbarung, die den Duke of Carlyle an die
Countess of Brookhurst band, ein Dokument, das alles mögliche bedeuten konnte,
unter anderem den Preis für eine kostspielige Geliebte.
    Trotz der
Unzulänglichkeit ihrer Beweise traten sie mit dem Ehrenwerten Winston
Parmenter, den sie als Verteidiger gewonnen hatten, vor das Tribunal der sechs
Richter, die als Vertreter der Krone über Fälle von Leben oder Tod zu befinden
hatten. Die Anhörung fand in einem großen, mit Eichenholz getäfelten Raum mit
hohen Fenstern statt. Die Richter, die in Robe und mit üppigen weißen Perücken
erschienen waren, saßen an einem schmalen, langen Tisch, während man Jason
ihnen gegenüber Platz an einem kleineren Tisch anwies. Sein Gesicht war von
blauen Flecken und Schrammen entstellt, ein

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