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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sich um und wollte übers Deck
laufen, doch bärenstarke Hände hielten ihn von hinten fest.
    »Du läßt
das schön sein, Freundchen. Der Käpt'n möchte dich lebend, und deshalb wirst du
leben.« Serge Baptiste war ein Hüne von einem Mann, ein großer Portugiese, den
die Besatzung »den Täufer« nannte. Trotz Jasons Größe überragte Baptiste ihn
um einiges. Unter Mithilfe von Patsy Cullins, einem anderen kräftigen Seemann,
riß er ihm die Arme nach hinten und zwang ihn aufs Deck in die Knie.
    »Man riß
ihr die Kleider vom Leib«, fuhr Jason tonlos fort. »Vier Mann hielten sie fest,
während Black Dawson sich zwischen ihre Beine drängte.«
    Er hatte
versucht, den Blick abzuwenden und auf die stürmisch werdende See zu schauen,
doch die schmale Klinge einer Haifischflosse, die die Wasseroberfläche
durchschnitt, war nicht dazu angetan, ihn zu beruhigen. Ein schriller
Schmerzensschrei zwang ihn, wieder zu dem Mädchen hinzusehen.
    Was nun
geschah, würde er sein Leben lang bereuen, und doch hätte er es immer wieder
getan. Mit einem Wutschrei riß Jason einen Arm aus dem Griff seiner Bewacher,
griff sich die Pistole, die der große Portugiese im Gürtel trug, und legte
damit auf das Mädchen an.
    Er hatte nur
einen Schuß. Hätte er Black Dawson getötet, würde er ihr damit nicht helfen,
obwohl es ihn juckte, den struppigen Schädel des Mannes ins Visier zu nehmen.
Ein Dutzend andere würden seine Stelle einnehmen. Jason zielte und drückte ab.
Der Schuß hallte übers Deck.
    »Die Kugel
traf genau«, flüsterte er. »Ich weiß noch, wie sie hochzuckte und ihre Lider
sich langsam schlossen. Sie hatte so unendliche Angst gehabt. Und nun sah ihr
leidendes, vorher verzerrtes Gesichtchen fast friedlich aus.« Seine Stimme
gehorchte ihm kaum mehr. »Was immer man ihr angetan hatte, ihre Qualen, waren
zu Ende.«
    »Jason ...«
Velvet flüsterte seinen Namen, doch er hörte sie nicht. Er dachte daran, wie er
unter Tränen die Waffe gesenkt und seinen Kopf abgewendet hatte.
    Es kümmerte
ihn nicht, ob jemand seine Tränen sah, ebensowenig wie es ihn kümmerte, ob man
ihn tötete. Er wünschte sich den Tod. Wünschte sich, er läge statt des kleinen
Mädchens in der Blutlache, die sich über das Deck ausbreitete.
    Aber Black
Dawson lachte nach dem ersten Überraschungsmoment nur. Es war ein bellendes,
nicht enden wollendes Lachen und wirkte so
ansteckend auf seine Kumpane, daß sich schließlich die ganze betrunkene Meute
unter ergötztem Gekreische auf dem Deck wälzte.
    Miles Drury
legte ihm die Hand auf die Schulter, aber Jason rückte von ihm ab.
    »Ich muß
dich bei der ersten Gelegenheit an Land absetzen«, sagte
Drury. »Dein Anteil wird dir eine Zukunft sichern. Bis dahin halte den Mund und
bleib unter Deck. Mal sehen, ob ich dich bei lebendigem Leib in einen Hafen
bringen kann.«
    Jason gab
keine Antwort. Er wollte das Blutgeld des Kapitäns nicht, und es kümmerte ihn
nicht, ob er tot oder lebendig war. Er wünschte sich nur, die Uhr bis zu dem
Tag zurückdrehen zu können, an dem er das verfluchte Schiff betreten hatte,
und das konnte er natürlich nicht.
    Statt
dessen war er verflucht wie das Schiff, zum Untergang verurteilt wie die
Besatzung. Nie würde er vergessen, was an jenem grauenerregenden Tag passiert
war, und würde sich nie verzeihen, was er getan hatte.
    Verhaltenes
Schluchzen riß ihn aus dem Dunkel der Vergangenheit. Eine leichte Berührung
zeigte an, daß Velvet noch immer seine Hand festhielt. Ihre Stimme hauchte
tränenschwer und schmerzerfüllt seinen Namen. Schlanke Arme legten sich um
seinen Hals, er spürte ihre feuchte Wange, und ihre Tränen vermischten sich mit
seinen.
    »Jason ...«
    »Verzeih
mir«, flüsterte er, und wußte doch, daß sie es nicht konnte. Das konnte nur
Gott allein, und er hatte nicht den Mut, den Himmel um Vergebung anzuflehen, da
er nicht das Gefühl hatte, sie zu verdienen, selbst wenn Gott in seiner Güte
sie ihm gewähren würde.
    Velvet
bebte vor Mitgefühl und brachte kein Wort über die Lippen. Nur ihr leises
Wimmern war zu hören. Er hätte ihr diese gräßliche Geschichte ersparen sollen.
Nun würde er auch den letzten Funken ihrer Zuneigung verlieren.
    Sie strich
über seine Wange und umfaßte dann mit beiden Händen sein Gesicht.
    »Jason,
Liebster, du brauchst meine Verzeihung nicht. Du hast sie nie gebraucht. An
jenem Tag auf dem Schiff hast du nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Du
hast dein Leben riskiert, um ihr zu helfen.«
    »Ich

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