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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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er damit rechnen, daß man ihn töten würde, doch hatte sein
Glück sich endlich gewendet. Im dichten Wald unweit des Lagers war er Samuel,
einem uralten Schwarzen, über den Weg gelaufen, der sich ebenfalls auf der
Flucht befand. Samuel brauchte jemanden, der die Kraft besaß, sein Flachboot
durch die Sümpfe Georgias zu staken. Und Jason hatte Kraft.
    »Ich hatte
die Muskeln, und er kannte den Sumpf«, sagte Jason zu Velvet. »Sobald wir in Sicherheit
waren, ging Samuel nach Norden, während ich mich südwärts wandte. Ich wollte in
die Carolinas, nach Charles Town. Von dort sollten Schiffe nach Häfen auf der
ganzen Welt auslaufen. England kam für mich natürlich nicht in Frage, doch
mußte es einen Ort geben, wo ich sicher war.«
    Er lehnte
seinen Kopf gegen den kalten grauen Stein und gab sich den Erinnerungen hin,
den Blick starr in die Dunkelheit gerichtet. »Es zeigte sich aber, daß die
Kapitäne anständiger Schiffe flüchtige Sträflinge nicht an Bord nahmen. Hätte
ich versucht, mit einem im Hafen liegenden Schiff das Land zu verlassen, wäre
ich vom Kapitän ausgeliefert worden.«
    Velvets
Hand, die warm, sanft und tröstlich war, suchte seine in der Dunkelheit. Er
fragte sich, in welchem Moment sie sie ihm entziehen würde.
    Nur mit
Mühe überwand er sich und erzählte ihr von dem Schiff, das er endlich außerhalb
des Hafens gefunden hatte, ein Freibeuterschiff, wie Kapitän Miles Drury ihm
eröffnete. Jason sah
auf den ersten Blick, daß sich die Besatzung aus skrupellosen Typen
zusammensetzte, aus Männern, die kein Gewissen kannten.
    Die Valiant war eine britische Brigg. Er sollte erst später entdecken, daß sie
gestohlen war.
    Die Männer
waren Galgenvögel, Räuber und Diebe, zu allem imstande. Jason konnte sich gut
an sie erinnern, Taugenichtse und Trunkenbolde, Halsabschneider und Piraten,
allesamt. Niemals sonst im Leben hätte er den Fuß an Bord eines Schiffes mit
solcher Besatzung gesetzt, damals aber kümmerte es ihn nicht. Er hatte drei
Jahre mit ähnlichem Abschaum verbracht und hatte überlebt. Er würde wieder
überleben.
    Sechs Tage
nachdem sie ausgelaufen waren, sichteten sie eine Brigantine mit Kurs auf
Bermuda, ihre erste Prise, die erste eines halben Dutzends. Die Besatzung
raffte reiche Beute zusammen, und Jason beruhigte sein Gewissen mit der
Ausrede, er hätte einen Anteil verdient, als Ausgleich für die schwere
Ungerechtigkeit, die ihm angetan worden war. Er würde das Geld brauchen, wenn
er nach England zurückkehrte, um seine Unschuld und Averys Schuld zu beweisen.
Und um seinem Vater Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    Abgesehen
von den Männern, die ihr Hab und Gut schützen wollten und verletzt worden
waren, hatte man niemandem ein Haar gekrümmt.
    Sein
Vermögen wuchs dank der reichen Beute, und zwischen ihm und Captain Drury,
einem Waliser, der als Hausdiener in die Kolonien gekommen war, entwickelte
sich eine merkwürdige Freundschaft.
    »Du bist
ein Gentleman«, erklärte der untersetzte, grauhaarige Drury, als er eines
Abends am Ruder stand, eine lange Tonpfeife zwischen den Zähnen. »Und in
England erzogen. In unserem Gewerbe eine Seltenheit.«
    Und so
waren sie weitergesegelt, bis zu jenem unglückseligen Maitag, jenem warmen,
leicht windigen, völlig harmlosen Tag, als das Passagierschiff Starfish mit
Ziel Barbados am blauen Horizont erschien.
    »Ein
leckerer Happen, nicht?« Black Dawson, der fleischige erste Maat, trat neben
ihn an die Heckreling.
    »Ja, das ist
sie«, gab Jason voller Unbehagen zurück. »Aber wir täten vielleicht besser
daran, nach einem Frachtschiff Ausschau zu halten, als eines zu kapern, das nur
Passagiere befördert.« Handelsschiffe waren das eine, und Passagierschiffe
etwas ganz anderes. Ihn entsetzte die Vorstellung, daß Drurys blutrünstige
Besatzung sich auf unschuldige Reisende stürzte.
    Black
Dawson ließ ein Knurren hören. »Da sind Geld und Waren drauf. Viel mehr, als
man glaubt.«
    Der Rest
der Besatzung teilte seine Ansicht. Jason wurde immer nervöser, als die Valiant das große, unter voller Takelage segelnde Schiff einholte und in Position
ging.
    »Schießt
ihr mit der vorderen Kanone eins vor den Bug«, befahl der Kapitän. »Mal sehen,
ob sie beidreht.«
    Jason hörte
den Geschützdonner und sah das Aufspritzen knapp vor dem Bug der Starfish, die
jedoch anstatt langsamer zu werden, zu entkommen versuchte, ein vergebliches
Unterfangen, trotz aller wackerer Bemühungen ihres Kapitäns.
    Es bedurfte
etlicher

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