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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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hatte die Beziehung nicht gebilligt.
    »Der Mann
ist ein Wüstling«, hatte er eingewendet. »Ein Schuft der schlimmsten Sorte. Ein
Mann wie er wird dir nur das Herz brechen, mein Kind. Du mußt darauf vertrauen,
daß ich den Besten unter deinen Bewerbern wähle.«
    Sie hatte
ihn gewähren lassen, und er hatte sich für den Duke of Carlyle entschieden.
Mary schluchzte noch heftiger in ihr Kissen und versuchte die blauen Flecken,
die ihre helle Haut verunzierten, und den brennenden Schmerz zwischen ihren
Beinen zu vergessen.
    Ihr Vater
hatte Carlyle gewählt.
    Carlyle,
dachte Mary, der schon übel wurde, wenn sie sich sein bleiches Gesicht nur
vorstellte.
    Es war ein
Irrtum, für den sie den Rest ihres Lebens büßen würde.
    Flache
graue Wolken verdunkelten den Himmel. Ein Rabe krächzte im Geäst der Ulme vor
dem Portal der kleinen Kirche am Stadtrand, in der Velvets Trauung
stattgefunden hatte. Die kurze, wenig feierliche Zeremonie, von einem kleinen,
kahlköpfigen Vikar vorgenommen, war vorüber. Auf den überdachten Stufen
wirbelte ein heftiger Windstoß Laub vor Velvets silberdurchwirkte Röcke, als
sie und Jason aus der Kirche traten und hinunterschritten.
    Ich fühle
mich nicht verheiratet, dachte sie. Ganz und gar nicht. Seit er sie von zu
Hause abgeholt hatte, war Jason ihr mit höflicher Distanz begegnet, eine
Haltung, die ihr klar zu verstehen gab, daß es nie eine richtige Ehe sein
würde.
    Sie
wünschte, ihr Großvater hätte zugegen sein können, doch fühlte er sich
neuerdings überhaupt nicht wohl. Natürlich hatte sie ihm ihre Heirat
angekündigt und erklärt, sie hätte Lord Hawkins durch den Marquis of Litchfield
kennengelernt. Sie hätten sich angefreundet, und Jason hätte sich zur Ehe
bereiterklärt, um ihr zu helfen. Ihr Großvater hatte ihm überschwenglich
gedankt und den Grund für Jasons Besuch sofort wieder vergessen.
    Es spielte
auch keine Rolle. In gewisser Weise kam ihr seine Vergeßlichkeit jetzt zugute.
Da sich der Zustand ihres Großvaters zusehends verschlechterte und sie keine
anderen männlichen Anverwandten hatte, war es ganz klar, daß Velvet einen
Gatten brauchte, der sich ihrer Angelegenheiten annahm. Eine Heirat bot sich
in ihrer schwierigen Situation als vernünftigste Lösung an.
    Unter
schweren Wimpern hervor blickte Velvet zu dem Mann auf, den sie geheiratet
hatte, voller Bewunderung für seine männlichen Züge, die ihr nie markanter
erschienen waren. Er war ein wahrhaft achtunggebietender Mann, einer, der über
Macht und über eine ausgeprägte Persönlichkeit verfügte. Eine andere Frau
hätte sich vielleicht vor der Gefahr, vor den finsteren Tiefen, die in ihm
spürbar waren, gefürchtet. Velvet verstand selbst nicht, warum sie keine Angst
hatte.
    Als sie mit
Litchfield, der als Zeuge fungiert hatte, aus dem überdachten Vorbau ins Freie
traten, umfaßte Velvet Jasons Arm unwillkürlich fester. Er spürte, daß sie
zitterte.
    »Du
frierst«, sagte Jason. Einen Moment innehaltend, legte er ihr ihren mit Atlas
gefütterten Umhang um die Schultern. »Im Wagen wird es wärmer sein.«
    In Wahrheit
fror sie nicht, sondern mußte gegen das schreckliche Gewicht der Wahrheit
ankämpfen, das auf ihr lastete, seit die Trauung vollzogen worden war. Sie war
die Ge mahlin Jason Sinclair Hawkins' – so stand es zumindest auf dem
Trauschein. Er war ein wohlhabender entfernter Vetter der
Havershams, dem in Northumberland ansässigen Zweig der Familie entstammend. Da
sie einander seit Kindertagen kannten, war er unter den gegebenen Umständen
eine ideale Partie.
    Ob die
Heirat legal war? Sie nahm an, daß es für ihren Zweck ausreichte. Sobald der
Treuhandfonds Jason die Mitgift
übereignet hatte, konnte niemand sie wieder zurückfordern. Wenn er nicht
erkannt und festgenommen wurde, war es unwahrscheinlich, daß jemand die Ehe in
Frage stellen würde, und mit der Zeit würde die Verbindung ohnehin annulliert
werden, hatte ihr gegenwärtiger Ehemann angekündigt.
    Der Gedanke
weckte Beklemmung in ihrer Brust.
    Jason half
ihr über den eisernen Fußtritt in die Kutsche, dann stiegen er und Litchfield
ein.
    »Ich nehme
an, jetzt wären Glückwünsche angebracht«, sagte der Marquis. Er war den ganzen
Morgen über freundlich und
umsichtig gewesen, ein ausgleichender Faktor zwischen ihrer Unsicherheit und
Jasons brütender Mißstimmung, die sich mit jeder Stunde steigerte.
    »Sehr
komisch, Lucien«, sagte Jason, dessen Laune ebenso trüb wie der Tag war.
    »Danke,
Mylord«, sagte Velvet

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