Wie Samt auf meiner Haut
daraufhin zu Litchfield, nur um Jason zu trotzen.
Jason
knurrte. »Diese Farce einer Ehe ist wohl kaum ein Grund zum Feiern. Je eher sie
ihren Zweck erfüllt, desto günstiger für uns beide – sicher wird meine
geliebte Frau mir zustimmen.«
Sie
lächelte, nur um ihn zu reizen. »Ja, das tue ich. Die Heirat mit einem so
übellaunigen Mann wie dir wäre für jede Frau eine Zumutung.«
Jason sah
sie finster an. »Tut mir leid, wenn ich die Rolle des Jungvermählten nicht so
gut verkörpere, wie du es dir wünschen magst. Das liegt vielleicht an der
Tatsache, daß ich die Nacht allein verbringen werde, anstatt mit meiner schönen
Braut das Bett zu teilen und mich in ihr so tief und oft zu verlieren, wie ich
möchte.«
Velvets
Wangen röteten sich vor Verlegenheit.
Litchfield,
der ihr gegenüber saß, lächelte nur. »Ich hatte so eine Ahnung, daß dies der
Grund für deine schlechte Laune ist.«
Jason
nagelte ihn mit seinem Blick fest. »Ich kann nicht glauben, daß du in dieser
Situation glücklicher wärest als ich.«
Der Marquis
lachte leise auf. »Ich wäre kein solcher Narr wie du. Würde die Lady mein sein,
verstünde es sich von selbst, daß sie die Hochzeitsnacht in meinem Bett verbringt.«
In Jasons
Gesicht zuckte es, doch sagte er nichts mehr. Velvet hielt den Blick gesenkt,
da ihr dieses Thema unangenehm war, von dem sie viel mehr wußte, als es am
ersten Ehetag angebracht war. Das Geklirr des Pferdegeschirrs, begleitet vom
Räderrollen, durchdrang die Stille im Wageninneren, während der Wagen über die
staubige Straße stadteinwärts fuhr.
Velvet,
deren gerötete Wangen noch immer ihre Verlegenheit verrieten, zwang sich zu
einem ruhigen Ton. »Mylord, Sie haben sich noch nicht dazu geäußert, ob Sie
nach Castle Running zurückkehren oder in Lord Litchfields Stadthaus bleiben
wollen?«
In seinen
Augen blitzte Spott auf. »Herzogin, ich dachte, du hättest es begriffen.
Natürlich werde ich zu dir ziehen. Schließlich bin ich dein Vetter, gehöre also
zur Familie. Wo sollte ein liebender Ehemann denn wohnen, wenn nicht bei seiner
Frischangetrauten ... bis wir gemeinsam aufs Land ziehen können.«
»Aber ...
aber, du hast eben gesagt, daß du allein schlafen wirst. Daß du nicht mit mir
ins Bett gehen willst. Du hast gesagt ...«
Der
spöttische Zug um seinen Mund verschwand, er verfiel wieder in düsteres
Brüten. »Ich sagte nicht, daß ich nicht mit dir ins Bett möchte. Ich kann kaum
meine Hände zügeln, seitdem du in den Wagen gestiegen bist. Ich sagte, ich würde nicht mit dir ins Bett gehen, weil ich keine richtige Ehe möchte. Die
Tatsache, daß ich mit dir unter einem Dach leben muß, ist für mich eine Strafe
des Himmels.«
Zum
erstenmal an diesem Tag ließ das dumpfe Pochen in ihrer Brust nach. Eine Weile
schwieg sie. Sie hatte ihn mißverstanden. Jason begehrte sie immer noch. Sie, Velvet Moran. Er brauchte nicht nur irgendeine Frau fürs Bett, nein, er begehrte sie und war deshalb so aufgebracht. Und jetzt, da er es ausgesprochen
hatte, wurde ihr klar, daß es die ganze Zeit über in seinen Augen gelegen
hatte. Unter seiner Unsicherheit, die ihn die letzten drei Tage erfüllt hatte.
Unter Reue und Schmerz. Dieses Wissen gab einer Hoffnung Auftrieb, die zuvor
nicht vorhanden gewesen war.
»Warum
bleibst du dann bei mir, wenn du es nicht willst?«
»Weil deine
Schnüffelei und deine Fragen Averys Interesse geweckt haben. Jemand beschattet
dich und beobachtet das Stadthaus, wenn du da bist.«
»Ausgeschlossen
... er kann es nicht entdeckt haben. Bist du sicher?«
»Ja,
Mylady, ich bin sicher. In den letzten acht Jahren habe ich viel gelernt, unter
anderem auch die Kunst des Überlebens. Dazu gehört, daß man weiß, wenn man
beobachtet wird – und den Grund herausfindet.«
»Du lieber
Gott ...«
»Genau.«
Litchfield
sagte nichts, sein Blick aber verriet, daß er Jasons Meinung war.
»Wenn du
sicher bist, daß das Haus beobachtet wird, kannst du dort nicht bleiben. Der
Spitzel könnte Avery deine Anwesenheit verraten.«
»Er wird
nur Jason Hawkins sehen, da Jason Sinclair tot ist. Avery hat keinen Grund zu
argwöhnen, ich könnte noch am Leben sein. Er hat auch keinen Grund anzunehmen,
dein Interesse entspränge einem anderen Grund als purer Neugierde. Aber
leider ist sogar diese schon zuviel. Mein lieber Bruder wird deine Einmischung
nicht dulden. Es muß also jemand im Haus sein und für deine Sicherheit sorgen.«
Velvet
widersprach nicht. Blieb Jason in ihrer Nähe,
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