Wie Samt auf meiner Haut
bestand Hoffnung, ihn
umzustimmen und für sich einzunehmen. Sie konnte ihm helfen, seinen Namen von jedem
Verdacht reinzuwaschen, und wenn sie es schaffte, daß er am Leben blieb,
konnte sie ihn vielleicht sogar dazu bringen, daß er bei ihr blieb.
15
Lucien Montaine rutschte über den
abgenutzten Ledersitz der Mietdroschke ein Stück weiter, damit Jason einsteigen
konnte. Neben der Tür des Stadthauses der Havershams am Berkeley Square brannte
Licht. Lucien sah Velvet neben den schweren Vorhängen an einem Fenster stehen.
Jason, der
seinen Mantel enger um sich zog, nahm den Sitz ihm gegenüber ein. »Ein richtiges
Hundswetter«, sagte er. »Kälte und Regen werden heute manchen abhalten, vor die
Tür zu gehen ...«
Luciens
Blick glitt zurück zu dem Fenster, als die Droschke losfuhr. »Das mag stimmen.
Aber eigentlich hätte ich erwartet, deine Gemahlin würde dich zumindest an den
Wagen bringen.«
Jason ließ
ein Knurren hören. »Der kleine Teufelsbraten wollte sogar als Junge verkleidet
vor der Kneipe warten. Sie sagte, sie wolle uns warnen, falls plötzlich
Schwierigkeiten auftauchten, oder im Ernstfall Hilfe holen.« Er schüttelte den
Kopf mit dem braunen Haar, das in dieser Beleuchtung fast ebenso dunkel wirkte
wie das Luciens. »Ist das zu fassen?«
Lucien
lehnte sich auflachend zurück. »Für mich schon. Aber ich kann mir vorstellen,
wie du darauf reagiert hast.«
Jason
seufzte. »Die Frau macht einem ganz schön zu schaffen.«
»Nicht nur
schön zu schaffen – sie ist auch schön.«
»Komm mir
nicht damit. Wenn noch ein Funken Mitgefühl in dir wäre, würdest du mich nicht
daran erinnern. Ich verzehre mich nach dem kleinen Biest.«
Luden
beschränkte sich auf ein Lächeln und schwieg. Die Umstände hatten die beiden
zusammengeführt. Nun lag es am Schicksal und an Velvet Moran, ob die Ehe von
Bestand sein würde.
Jason
starrte aus dem Fenster. »Verdammt, hoffentlich läßt sich dieser Foote vom Geld
verlocken und kommt zu unserem Treffen.«
»Keine
Angst. Ein Mann wie Foote kann Goldguineen nicht widerstehen.«
Jason sagte
nun nichts mehr, und der Rest der Fahrt verlief stumm. Dichter Nebel hatte sich
über die Stadt gelegt und die Bettler von den Straßen vertrieben. Vor der
Bierkneipe im Bell Yard
angekommen, bezahlten sie den Kutscher, damit er wartete. Dann stiegen sie aus,
querten die mit Unrat übersäte Straße und betraten das schmutzige Innere.
In der
Kneipe, die so verräuchert und düster wie immer war, stank es heute nicht ganz
so erbärmlich wie das letzte Mal, da sich weniger Gäste in dem Raum mit den
rohen Holzwänden eingefunden hatten.
»Hallo,
mein Freund.« Gracie, die vollbusige Schankmaid, machte sich augenzwinkernd an
Jason heran. »Ich fragte mich schon, ob du dein Wort halten würdest.«
Sein
Lächeln war gezwungen. »Ich sagte, wir würden um Mitternacht da sein. Es fehlen
noch zehn Minuten. Ist Foote gekommen?«
»Ja. Er
wartet dort drüben in der Ecke.« Sie wies mit dem Kopf in die Richtung, und
Jasons Blick folgte ihrer Bewegung.
Merkwürdig,
der grobschlächtige Bursche war ihm aus seiner Zeit im Kerker tatsächlich in
Erinnerung geblieben: groß und breitschultrig, mit dunkler, grobporiger Haut,
die noch zusätzlich von Pockennarben entstellt war. Vor acht Jahren hatte er
darauf geachtet, ihm nicht in die Quere zu kommen. Offensichtlich hatte er gut
daran getan.
«'n Abend,
Leute.« Foote stand auf, als sie näher kamen. »Hab' gehört, daß ihr mich
sucht.«
»Das
stimmt«, sagte Lucien. Sie ließen sich auf rohen Bänken um den Tisch nieder.
»Du hast Informationen, die wir dir abkaufen möchten. Es wird sich für dich
lohnen.«
Foote
beäugte sie mißtrauisch. »Und ich dachte, ihr hättet einen Job, den ich für
euch erledigen soll.«
»Der Job
wurde schon erledigt«, erwiderte Jason. »Vor acht Jahren. Wir möchten jetzt
wissen, wer dich dafür bezahlt hat?«
Der Blick
des Mannes huschte argwöhnisch von einem zum anderen. »Freunde, ich ... ich
weiß nicht, wovon die Rede ist.«
»Newgate«,
sagte Jason. »Dort war ein Aristokrat unter Mordverdacht in Haft. Er hieß Jason
Sinclair.«
Die Luft
entwich zischend aus der Lücke zwischen Footes Schneidezähnen. »Carlyle. Ihr
meint den jungen Herzog.«
»Das ist
der Mann«, sagte Lucien. »Wir wollen wissen, wer dich bezahlt hat, damit du ihn
umbringst.«
Die Bank
scharrte auf dem Boden, als Foote mit einem Ruck aufsprang. Jason packte die
Schulter des Mannes und drückte ihn auf seinen Sitz
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