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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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und ihres Vaters, ihrer
Großeltern und einer Porzellanminiatur, die sie als kleines Mädchen zeigte.
    Er hatte
sie nicht eintreten gehört. Seine sonst so wache Aufmerksamkeit galt den
Porträts. Es war sehr sonderbar, wie er die Bilder betrachtete, brütend und so
angespannt, daß sich unter seiner dunkelblauen Jacke die Muskeln straff abzeichneten.
Es war etwas Abweisendes an ihm, eine Düsterkeit, die sie schon früher an ihm
bemerkt hatte. Er war jeder Zoll der gefährliche Mann, als der er ihr an dem
Abend erschienen war, als er sie aus der Kutsche geraubt hatte. Aber so
verrückt es auch sein mochte, sie fühlte sich immer heftiger zu ihm hingezogen.
    »Jason?«
    Sein
dunkler Kopf fuhr herum. Leuchtendblaue Augen sahen sie an. Die finsteren
Schatten wichen aus seiner Miene, doch die Spannung blieb, eine andere,
spürbare Spannung als vorhin.
    »Guten Tag,
Velvet.«
    »Ich ...
ich hatte nicht erwartet, dich so rasch wiederzusehen.«
    Er zog eine
Braue hoch. »Ach? Was hast du denn gedacht, was passieren würde, nachdem du
mein Hilfsangebot abgelehnt hast?«
    Sie
schluckte. Mochte sie sich auch noch so stark zu ihm hingezogen fühlen, den
Verstand hatte sie dennoch nicht völlig
verloren. Jason Sinclair war in seiner Härte nicht zu unterschätzen. Sie
befeuchtete ihre Lippen und hob ihr Kinn. »Ich glaubte, du würdest wieder zur
Vernunft kommen und die Sache auf sich beruhen lassen. Ich sagte ja, daß ich
über eigene Mittel verfüge, um meine Probleme zu lösen. Sobald ich verheiratet
bin ...«
    »War es dir
ernst, mit dem, was du sagtest?« unterbrach er sie überraschend. »Du sagtest,
daß du eigentlich keinen Mann möchtest, da du deine Unabhängigkeit nach Möglichkeit
nicht aufgeben willst.«
    Es war ihr
Ernst. Da sie nicht aus Liebe heiraten konnte, hätte sie es vorgezogen, allein
zu bleiben. Leider hatte sie keine andere Wahl. »Es war mir ernst.«
    Unwillkürlich
straffte er seine breiten Schultern. »Dann werde ich dich heiraten.«
    Velvet
verschlug es die Sprache. »Was?« brachte sie nur heiser heraus.
    »Ich sagte,
daß ich dich heiraten würde – zumindest eine Zeitlang. Sobald wir ein Paar
sind, werde ich dafür sorgen, daß du deine Mitgift bekommst. Deine finanziellen
Probleme werden damit gelöst, ohne daß du deine Unabhängigkeit verlierst.«
    Ihr Herz flatterte
wie ein gefangener Vogel. »Ich verstehe wohl nicht ganz ... Wie kann ich als
deine Frau meine Unabhängigkeit bewahren? Und was meinst du mit ›eine Zeitlang‹?«
    Jason
schüttelte den Kopf. In seinem dunkelblauen Frackrock mit der hauchzarten Spitzenkrawatte,
die sich schneeweiß von seiner dunklen Haut abhob, wirkte er wie die Verkörperung
vornehmer Eleganz.
    »Sobald wir
verheiratet sind«, erklärte er, »kann ich dir zu deiner Mitgift verhelfen.
Allerdings kann ich nicht für ständig in England bleiben. Ich gehöre nicht mehr
in dieses Land. Wenn es mir glückt, dem Henker zu entkommen, kehre ich auf
meine Plantage nach St. Ives in Westindien zurück. Sobald ich außer Landes bin,
kannst du sofort eine Annullierung der Ehe erwirken.«
    In ihr
krampfte sich etwas zusammen, und Erstaunen kämpfte mit Wut. »Du willst mich
heiraten, mit mir ins Bett gehen und mich dann nach Wunsch wieder verlassen?
Wie praktisch, Lord Hawkins. Ich kann mir vorstellen, daß es eine ganze Anzahl
heiratswilliger Gentlemen gibt, denen ein solches Arrangement ebenfalls sehr
zusagen würde.«
    »Ich werde
nicht mit dir ins Bett gehen – es hätte gar nicht passieren dürfen. Velvet, ich
sagte schon, daß ich keine Frau möchte – und schon gar keine Kinder –, jetzt
nicht, niemals. Es wäre eine reine Vernunftehe. Du kämst an dein Geld heran,
und ich hätte mein Gewissen beruhigt, weil ich dir deine Unschuld raubte. Es
handelt sich um eine rein geschäftliche Vereinbarung.«
    Velvet
glaubte, das Herz würde sich ihr im Leibe umdrehen. Jason war der dritte Mann,
der ihr eine Vernunftehe vorschlug. Von Liebe war bei keinem der drei die Rede
gewesen. Was war denn an ihr, daß man sie nicht lieben konnte?
    Sie
schluckte mühsam. »Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Mylord, aber die Mühe
können Sie sich sparen. Lord Balfour hat mir ebenfalls einen Vorschlag gemacht,
der mein Problem lösen würde. Ich habe ihm noch keine Antwort gegeben,
beabsichtige aber, es bald zu tun.«
    Die Farbe
wich aus Jasons sonnenverbrannten Wangen. Ein leichtes Zittern ließ seine
großen, ungewöhnlich feinnervigen Hände erbeben. »Du sagst also, daß du

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