Wie Samt auf meiner Haut
wie dich.«
Er wollte
widersprechen, hatte aber in ihren Worten wohl ein Körnchen Wahrheit entdeckt,
da er statt dessen mit einer leichten Verbeugung sagte: »Wie Mylady meinen.«
Litchfield,
der bei ihrem Eintreten vor dem Kamin stand, sah ihnen mit finsterer Gewittermiene
entgegen, die ahnen ließ, wie es um seine Stimmung bestellt war.
»Was ist?«
Jason schloß die schwere Tür, um sicherzugehen, daß sie ungestört blieben.
Der Marquis
sah Velvet an, die er nicht erwartet hatte, zögerte jedoch keinen Moment. »Es
handelt sich leider um Avery. Offenbar hat er Mary Stanton geheiratet und soll
nun über enorme Einkünfte verfügen.«
»Du lieber
Himmel ... arme Mary«, entfuhr es Velvet.
»So ist
es«, sagte Litchfield darauf.
»Ich hatte
gehofft, ihre Verlobung – falls sie nicht nur auf Gerüchten beruhte – würde
lange genug dauern, damit sie die Wahrheit über ihn entdeckte.«
Litchfield
furchte die Stirn so stark, daß seine schwarzen Brauen sich zusammenzogen. »Es
handelt sich angeblich um eine Liebesehe. Das Paar soll so leidenschaftlich
füreinander entbrannt sein, daß es heimlich in Abwesenheit von Marys Vater
heiratete. Ich wies unseren Mann Barnstable an, der Sache auf den Grund zu
gehen, und er behauptet nun, Mary Stanton sei zur Ehe gezwungen worden. Man
hätte Mary von der Hausparty der Briarwoods unter dem Vorwand weggelockt, ihr
Vater wäre erkrankt.«
»Das klingt
ganz nach Avery«, sagte Jason finster. »Er schreckt vor nichts zurück, um an
das dringend benötigte Geld heranzukommen.«
»Das muß ja
grauenvoll für Mary gewesen sein.«
Jason sah
Velvet an. »Sosehr ich Mary Stanton bedaure, bin ich doch froh, daß nicht du an
ihrer Stelle bist.«
Velvet, die
gar nicht erstaunter hätte sein können, verschlug es die Sprache. Der Anflug
von Beschützerinstinkt in seinem Blick weckte in ihr einen süßen
Hoffnungsschimmer.
Litchfield
zog ein verärgertes Gesicht. »War Avery schon bislang ein gefährlicher
Widersacher, so ist er jetzt mindestens doppelt so gefährlich, da er die
Rückendeckung seines einflußreichen Schwiegervaters genießt und wieder über Vermögen
verfügt.«
»Wir müssen
unseren Zeitplan raffen«, sagte Jason.
»Du
sprichst von Celia«, meinte Lucien.
Jason
nickte. »Unter anderem. Seit es sich herumgesprochen hat, daß Velvet
heiratete, sind mindestens ein Dutzend Einladungen eingetroffen. Alle Welt
möchte den Glücklichen kennenlernen, der die Haversham-Erbin bekommen hat. Wir
können der Gesellschaft nicht länger ausweichen, wenn wir den Lästerzungen
nicht noch mehr Grund für Klatsch liefern wollen. Und Avery wird der
Allerneugierigste sein. Als erstes müssen wir einen Ausweg aus diesem Problem
finden und dann die Suche nach Beweisen gegen ihn fortsetzen.«
Velvet
nagte an ihrer Unterlippe. »Du hättest mich nicht heiraten sollen. Dein Leben,
das schon vorher in Gefahr war, ist jetzt noch viel gefährdeter.«
Jason
schüttelte den Kopf. »Das macht keinen Unterschied. Es ist bereits alles
unternommen worden, damit deine Mitgift verfügbar ist. Sobald ich das Geld
habe, lasse ich es auf deinen Namen überschreiben. Meine Schuld wird bald beglichen
sein.«
Velvet
drückte es fast das Herz ab. Eine Schuld, die es zu begleichen galt. Der Preis
für ihre Unschuld. Sie wußte, daß er dieser Meinung war, und doch schmerzte es
sie, als sie es ihn aussprechen hörte.
»Aber
vorher möchte ich Barnstable sprechen und hören, was er herausgefunden hat«,
sagte Jason.
Velvet
hoffte, der Detektiv hätte tatsächlich etwas gefunden, das ihnen weiterhelfen
würde. Da Avery Sinclair ein Mensch von ausgeprägter Bösartigkeit war, wuchs
mit jedem Tag, den Jason länger in England blieb, die Gefahr seiner Entdeckung.
Und wenn man ihn faßte, würde er am Galgen enden. Es mußte rasch ein Weg
gefunden werden, seine Unschuld zu beweisen. Velvet gelobte sich, daß sie ihn
finden würde. Erst wenn sie es geschafft hatte, würde er seines Lebens wieder
sicher sein.
Sie
beachtete den Stich nicht, den sie verspürte, als ihr einfiel, daß er aus
ihrem Leben verschwinden würde, sobald er rehabilitiert war.
Christian Sutherland, Earl of Balfour, lehnte
an der Terrassentür. Vor einer Stunde war Velvet Moran, die ihren entfernten
Vetter aus Northumberland geheiratet hatte, auf der von zahlreichen Gästen
besuchten Soiree eingetroffen. Sie befand sich in Begleitung Lucien Montaines
und Lord und Lady Briarwoods, mit denen sie neuerdings eine enge
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