Wie Samt auf meiner Haut
Freundschaft
verband.
Velvet
hatte Christian natürlich Nachricht zukommen lassen, einen Brief, der ihn
einen Tag nach ihrer Hochzeit von dem Ereignis in Kenntnis setzte. Darin
erklärte sie, daß sie schon seit langem in ihren Vetter verliebt gewesen sei,
aber nicht
erwartet hätte, daß er ihr einen Antrag machen würde. Sie bat ihn in dieser
Herzensangelegenheit um Verständnis und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, sie
könnten gute Freunde bleiben.
Christian,
der sie beobachtete, sah, wie sie lächelnd stehenblieb, um sich mit der
Countess of Brookhurst zu unterhalten. Daß ihr Mann ein in sich gekehrter
Bücherwurm sein sollte, der seine Studien den geselligen Freuden der eleganten
Welt vorzog, hatte ihn sehr verwundert. Aber nur Geduld, hatte sie geschrieben
– mit gespielter Launigkeit, wie Christian zu spüren glaubte –, sie und Lord
Hawkins planten zur Feier ihrer Verehelichung in allernächster Zukunft eine
große Festlichkeit. Bei diesem Anlaß würden ihre Freunde Gelegenheit haben,
ihren menschenscheuen Ehemann kennenzulernen.
Er hatte
ihr natürlich seine aufrichtigen Glückwünsche übermittelt. Wenn Velvet
glücklich war, freute er sich für sie. Was Ehekandidatinnen im allgemeinen betraf,
wurmte es ihn allerdings sehr, daß die ersten beiden Schönen, denen er sich mit
Heiratsabsichten genähert hatte, ihm einen Korb verpaßt hatten.
Es war ein
Gedanke, der bewirkte, daß Christians Blick ans andere Ende des überfüllten
Salons wanderte. Ihre Durchlaucht, Mary Sinclair, Duchess of Carlyle, stand geisterhaft
bleich neben der schlanken Gestalt ihres lächelnden blonden Gemahls.
Herausgeputzt wie ein Pfau präsentierte er sich heute in seinem goldbetreßten,
königsblauen Frackjackett, das mit Perlen und Brillanten übersät war. Mit
seiner protzigen Aufmachung, die ein Vermögen gekostet haben mußte, wollte er
wohl vor aller Welt Reichtum und Macht zur Schau stellen, die er seit der
Heirat mit Mary Stanton wieder besaß.
Aber was
war nur mit Mary los? Christian hätte sie selbst gern geheiratet, da er ihr vom
Augenblick ihrer ersten Begegnung an zugetan war. Als er sie nun bleich und
verloren dastehen sah, regte sich in seiner Brust ein unerwartetes Mitgefühl.
Er fragte
sich, ob die Gerüchte, die er bislang als böswillige Erfindungen abgetan hatte,
nicht doch auf Wahrheit beruhten. Es sollte sich angeblich um keine
Liebesheirat handeln, ganz im Gegenteil, Mary hätte den Herzog gegen ihren Willen
und unter Zwang geehelicht.
Unwillkürlich
ballte er die Fäuste. Mary Stanton hätte einen Mann gebraucht, dem sie
vertrauen konnte. Und er hatte sich sehnlichst gewünscht, dieser Mann zu sein.
Wie klein und zerbrechlich sie neben Carlyle wirkte ... Christian drehte sich
um und ging hinaus auf die Terrasse.
Es war schon spät. Velvet hatte das
Gefühl, ihr Gesicht sei zu einer Maske erstarrt, nachdem sie den ganzen Abend
gelächelt und endlose Glückwünsche entgegengenommen hatte. Bis zu diesem Moment
hatte sie alles klaglos ertragen und die Fröhliche und Unbekümmerte gespielt,
da sie entschlossen war, wenigstens etwas, und sei es noch so geringfügig,
zu entdecken, das für Jason von Bedeutung sein konnte.
Unter einem
funkelnden Lüster am Ende des Gold-Salons stehend, lachte sie über eine gewagte
Bemerkung, die ihre Gesprächspartnerin, die schöne schwarzhaarige Countess of
Brookhurst, ihr hinter ihrem handgemalten Fächer zugeflüstert hatte, eine
Andeutung, daß der junge Baron Densmore gebaut sei wie ein schottischer Bulle
und über entsprechende Ausdauer im Bett verfüge. Als diese Bemerkung Velvet
erröten ließ, hoffte sie inständig, die Countess würde es nicht bemerken.
Seit ihrer
ersten Begegnung in Carlyle Hall hatte sie Celia Rollins Fährte aufgenommen.
Immer wenn sie ins Gespräch gekommen waren und Velvet vorsichtig
Freundschaftsfühler ausstreckte, war Lady Brookhursts Interesse gewachsen.
Velvet
belachte die nächste lüsterne Bosheit Celias, eine Beschreibung von Lord
Whitmores männlicher Anatomie, die mit jener einer geschrumpften Kröte
verglichen wurde.
»Mylady,
Ihre Bemerkungen sind köstlich und boshaft«, sagte Velvet, die sich fragte, ob
Jason diese Seite Celias jemals kennengelernt hatte. Sie bezweifelte es. Lady
Brookhurst verstand es meisterhaft, einen Mann zu bezaubern und zu betören,
während sie geschickt verbarg, wie tief sie in ihrer Verkommenheit gesunken
war.
»Meine
Liebe«, sagte Celia nun, »es ist an der Zeit, daß die Förmlichkeiten
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