Wie Samt auf meiner Haut
zwischen
uns ein Ende haben. Von nun an sollst du mich Celia nennen, und du bist für
mich Velvet.«
Velvet
zwang sich wieder zu einem Lächeln. »Ich bin entzückt ... Celia.«
Die
Countess beugte sich näher zu ihr. »Ich kann die meisten Frauen nicht
ausstehen. Aber hin und wieder begegne ich einer, die weiß, worauf es ankommt.
Das habe ich in dir gespürt, Velvet. Du bist entschlossen, so zu leben, wie es
dir beliebt. Deinen Gemahl kenne ich nicht, aber wen immer du geheiratet
hast, eine Frau von deiner leidenschaftlichen Natur wird sich nur mit dem
feurigsten Liebhaber zufriedengeben.« Ihre dichten schwarzen Wimpern senkten
sich betörend. In dem Blick, den sie Velvet im nächsten Moment zuwarf, lag etwas
Verführerisches, das diese plötzlich unsicher machte. »Noch etwas, das uns
gemeinsam ist.«
Velvet
nickte zustimmend, obwohl sich zum erstenmal ihr Argwohn meldete. Sie hatte
sich unter Vorbehalt mit einer Frau angefreundet, die behauptete, männliche
Gesellschaft vorzuziehen. Sonderbar, aber eben hätte Velvet schwören mögen,
daß Celia sie mit demselben schwülen Blick angesehen hatte, den sie ansonsten
für ihre ahnungslosen männlichen Opfer bereithielt. Aber vielleicht hatte sie
sich das auch nur eingebildet. Bestimmt beruhte das Geflüster über Frauen, die
andere Frauen liebten, nicht auf Wahrheit ... aber plötzlich war sie dessen nicht
mehr so sicher.
Celia warf
einen Blick über ihre weiße Schulter. »Mein Begleiter, der Baron, kommt auf
uns zu. Ich glaube, er hat mit mir Pläne, die mich für den Rest des Abends
beanspruchen werden.« Sie bedachte den jungen Mann mit einem einladenden
Lächeln und wendete ihre Aufmerksamkeit wieder Velvet zu.
»Du mußt
zum Tee kommen«, sagte die Countess mit betörendem Augenaufschlag.
»Kommenden
Donnerstag vielleicht?« Sie lächelte. »Ich verspreche dir den saftigsten
Klatsch über die überstürzte Heirat deines Ex-Verlobten mit Mary Stanton. Du
kannst damit rechnen, jedes unappetitliche Detail aufgetischt zu bekommen,
bis hin zur Hochzeitsnacht.«
Velvets
Puls schlug schneller. Tee mit Celia Rollins. Und Avery würde das
Gesprächsthema sein. Es war die Chance, die sie gesucht hatte, die ideale
Gelegenheit, Fragen zu stellen, obwohl ihr die Aussicht auf einen Nachmittag
mit Lady Brookhurst entschieden Unbehagen bereitete.
»Ich bin
entzückt ... Celia.«
Die
Countess lächelte befriedigt, um dann ihre perfekt geformten schwarzen
Augenbrauen hochzuziehen, als sie den jungen schottischen Bullen Lord Denmore
erspähte. »Ach, da kommt er ja. Seine Miene ist verheißungsvoll. So wie ich ihn
einschätze, sind seine Absichten alles andere als ehrenhaft.«
Velvet
sagte nichts, als die Countess ihr zum Abschied zuwinkte und auf ihren Anbeter
zuschlenderte. Wenig später trat Litchfield mit Lord Briarwood und seiner
hochgewachsenen blonden Frau Elizabeth neben sie. Balfour hatte Velvet mit ihr
bekanntgemacht und ihr damit zu einer Anstandsdame verholfen. Zum Glück hatten
Elizabeth und sie von Anfang an Gefallen aneinander gefunden, und an dieser
Freundschaft hatte auch ihre Heirat mit Jason nichts geändert.
Eine halbe
Stunde später verließen die drei die Soiree, erschöpft von der anstrengenden
Runde der Partys, die sie an diesem Abend absolviert hatten.
Auf der
gesamten Heimfahrt dachte Velvet an ihren Besuch bei Celia am kommenden
Donnerstag und gelangte zu der Erkenntnis, daß es klüger war, wenn Jason davon
nichts erfuhr.
16
Mondschein drang durch die Baumkronen vor dem
Schlafzimmer, wurde von den Pflastersteinen reflektiert und fiel auf die
zahlreichen Kutschen, die ihre Insassen zu ihren Adressen am Berkeley Square
zurückbrachten. Jason lief vor den Sprossenfenstern auf und ab, immer wieder
innehaltend, um in die Dunkelheit hinauszuspähen, aber es hielt kein
Pferdegespann vor der Haustür an.
Velvet war
von ihrem Abend mit Litchfield und den Briarwoods noch nicht zurück, obwohl es
bald drei Uhr morgens war – wo zum Teufel steckte sie?
Er drehte
sich um und nahm seine Wanderung erneut auf, gespannt nach Geräuschen vom
Eingang her lauschend, be sorgt um Velvet, obwohl er wußte, daß sie in
Gesellschaft von Freunden und somit sicher war. Der Spitzel, der das Haus in
jener Nacht beobachtet hatte, als er heimlich in Velvets Zimmer geklettert
war, war wenigstens nicht zu sehen – momentan jedenfalls –, was Jason ein
wenig beruhigte.
Weitere
zwanzig Minuten vergingen, ehe er Litchfields Kutsche erspähte. Wenig später
hörte er
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