Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
Velvet die Treppe heraufkommen. Erst verspürte er Erleichterung, die
im nächsten Moment unvernünftigem Zorn wich. Er riß die Verbindungstür
zwischen ihren Räumen auf – eine Tür, die er bislang sorgsam geschlossen
gehalten hatte – und stürmte zu ihr hinein.
    Ein
erstauntes Luftschnappen kam aus einer kerzenerhellten Ecke.
    »Entschuldigung,
Mylord«, sagte Tabby. »Ich hörte Lady Velvet ankommen und dachte mir, sie würde
mich zum Auskleiden brauchen, ehe sie zu Bett geht.«
    Er hörte
Schritte, drehte sich zur Tür um und sah Velvet im Eingang stehen.
    »Schon gut,
Tabby. Mein Mann kann mir beim Auskleiden helfen, da es ganz so aussieht, als
hätte er auf meine Rückkehr gewartet.« Sie warf ihm einen kecken Blick zu, in
dem Herausforderung mitschwang. Du bist in meine Domäne eingedrungen, gab sie
ihm zu verstehen. Aber da es nun mal geschehen war, konnte er ebensogut die
Rolle des Ehemannes spielen.
    Tabby
musterte ihn von Kopf bis Fuß, ehe sie ihm ein vielsagendes Lächeln zuwarf und
hinausging. Wenn ihre Miene Schlüsse auf ihre Gedanken zuließ, waren die
Junggesellentage des Kutschers gezählt.
    Jason
wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Zuerst hatte er
befürchtet, sie oder der Kutscher könnten ihn als den
Mann erkennen, der sich als der geächtete Jack Kincaid ausgegeben hatte, doch
die Nacht der Entführung war bewölkt und finster gewesen, zudem wären sie nie
auf den Gedanken gekommen, Lady Velvet könnte einen solchen Mann heiraten.
    Manchmal
wunderte er sich selbst. Velvet war so verdammt vertrauensselig. Zumindest
hätte sie eine Spur Argwohn haben können, daß er seinen Vater doch getötet
hatte, doch wußte er zweifelsfrei, daß sie von seiner Unschuld überzeugt war.
Dieses Wissen bewirkte seltsame Dinge in seiner Herzgegend ...
    »Gibt es
etwas, daß Sie mit mir zu besprechen wünschen, Mylord?« Velvets wohlklingende
Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf sie.
    »Das weißt
du ganz genau. Ich möchte wissen, was du bis drei Uhr morgens getrieben hast!«
    »Lange Abende
sind ganz en vogue, Mylord. So lange waren Sie doch nicht fort von London, als
daß Sie es vergessen haben könnten.«
    Er
versuchte zu übersehen, wie ihr voller Busen sich über ihrem meergrünen
Abendkleid wölbte, wie die Senke dazwischen einen
dunklen, verlockenden Schatten bildete. Doch sein Körper hatte es wahrgenommen,
und sein Blut geriet in Wallung.
    »Du bist
angeblich verheiratet. Hat dich niemand nach deinem Mann gefragt?«
    »Aber
natürlich, Mylord.« Sie setzte sich auf den Gobelinschemel vor ihrem
Frisiertisch und zog die Nadeln aus ihrem Haar, das im weichen Licht kupferrot
schimmerte. Die Hitze seines Blutes brachte seine Schläfen zum Pochen.
    »Wie
besprochen erklärte ich, daß du ein Büchernarr bist«, fuhr sie fort, »und das
Landleben vorziehst. Des weite ren sagte ich, daß ich dich jedoch zu einem
Ball Ende des Monats überreden konnte, sozusagen als Nachfeier unserer
Hochzeit. Bei dieser Gelegenheit sollen dich alle kennenlernen. Das müßte
genügen, um ihre Neugierde fürs erste zu befriedigen.«
    Er
beobachtete ihr Gesicht im Spiegel, registrierte das winzige herzförmige
Schönheitspflästerchen neben dem Mundwinkel und verspürte den
unwiderstehlichen Drang, die Stelle darunter zu küssen. Ihre Hände wirkten
schmal und zart, als sie mit der silbernen Bürste durch die langen gelockten
Strähnen ihres schimmernden Haares fuhr. Es juckte ihn in den Fingern, es zu
berühren und diese feine, seidenweiche Flut zu fühlen.
    Er riß
seinen Blick los und sah ihr ins Gesicht. Sein Blut kreiste schneller und
staute sich in seinen Lenden. Als er zum Reden ansetzte, war seine Stimme
heiser.
    »Ja, die
Aussicht auf einen Ball wird sie eine Weile im Zaum halten. Vielleicht habe ich
bis dahin genügend Beweise zusammengetragen, um Lady Brookhurst gegenübertreten
zu können. Wenn ich es tue, wird sie gezwungen sein, Averys Schuld
einzugestehen – und meine Unschuld.«
    Velvet zog
Strähnen ihres Haares über eine Schulter nach vorne und bearbeitete sie mit der
Bürste, immer an ihrer rechten Brust vorbei. Er beobachtete es mit
angehaltenem Atem. Nur mit Mühe löste er seinen Blick davon.
    »Sobald ich
meinen guten Namen wiedererlangt habe«, sagte er mit belegter Stimme, »werde
ich fortgehen können. Du kannst behaupten, ich hätte dich verlassen, und das Annullierungsverfahren
einleiten. Lucien wird dir dabei helfen und nötigenfalls reichlich
Bestechungsgelder fließen

Weitere Kostenlose Bücher