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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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sich diesen Träumen, betete darum, von ihnen befreit zu werden. Wenn ihr das gelang, würde sie es auch schaffen, die Gedanken zu ignorieren, die sich tagsüber einzuschleichen begannen: den Wunsch, der Ordensgemeinschaft von Star of the Sea beizutreten – dem Ort, wo Tom und sie sich kennengelernt und viele glückliche Stunden verbracht hatten.
    Doch die Träume vergingen nicht. Immer wieder hörte sie eine innere Stimme, die ihr sagte, dass sie gebraucht wurde – dass sie beten und ein neues Leben beginnen müsse, dem Gebet und der Kontemplation geweiht, ein Leben der Hingabe an Gott und die Jungfrau Maria. Sie fühlte sich innerlich zerrissen – schwankte zwischen einem Leben mit Tom, den sie liebte, und einem Leben in der Ordensgemeinschaft.
    Und dann war sie eines Tages hierhergekommen, in die Blaue Grotte, um zu beten und Gott zu sagen, dass sie sich für Tom entschieden hatte. Statt von Kloster und Klausur, hatte sie begonnen, von einer Familie zu träumen, hatte Tom, sich selbst und einen kleinen Jungen in ihren Träumen gesehen.
    Und an diesem Tag war ihr die Muttergottes erschienen. Bernie hatte in der Grotte auf dem Steinboden vor dem Altar gekniet und um Führung gebetet. Es war heiß gewesen; kein Lüftchen regte sich, nicht einmal so nahe am Strand. Doch plötzlich war ein starker Wind aufgekommen und hatte die Grotte mit Rosenduft erfüllt. Der schwere Duft hatte sie benommen gemacht, und plötzlich hatte sie eine kühle Hand auf ihrer Stirn gespürt.
    Es war Maria, die ihr mit einem weißen Leinentuch über die Stirn strich. Ihre Lippen hatten sich bewegt, aber sie hatte nichts verstanden. Der Wind hatte jedes Wort verschluckt – er hatte fast die Stärke eines Hurrikans oder Schirokkos. Als sie nach der Hand der Muttergottes greifen wollte, war die Erscheinung verschwunden.
    Bernie war in Tränen ausgebrochen und hatte die Muttergottes auf Knien angefleht, zurückzukommen. Sie hatte so viele Fragen. Sie liebte Tom über alles – wie konnte sie einem Ruf folgen, der sie von ihm trennte?
    Tiefgläubig, wie sie es schon als junge Frau gewesen war, konnte sie die Vision nicht ignorieren, konnte sie nicht verdrängen und so tun, als hätte es sie nie gegeben. Sie nahm die Erscheinung als Zeichen, dass es ihr bestimmt war, ihr Leben Maria und Gott zu weihen. Als sie Tom am nächsten Tag davon erzählte, hatte er wie von Sinnen ihre Hände ergriffen, war völlig außer sich gewesen.
    »Vielleicht war das ein Zeichen der Liebe«, hatte er gesagt. »Komm mit mir nach Irland, Bernie. Wir machen wahr, wovon wir immer geträumt haben – wir besuchen das Land, aus dem unsere Familie stammt, aus dem
wir
stammen. Vielleicht erhältst du dort ein weiteres Zeichen. Gib mir diese Zeit mit dir, gib uns diese Zeit.«
    Auch die Schwestern hatten Bernie geraten, nichts zu überstürzen, damit sie sich ihrer Berufung sicher war, bevor sie die Gelübde ablegte. Beim Anblick des Klosters und des Geländes der Akademie, wo es einiges gab, was sie an Irland erinnerte – die Heimat der Kellys und Sullivans –, hatte sie gewusst, dass der Traum von Irland sie bis an ihr Lebensende verfolgen würde, wenn sie Tom nicht begleitete.
    Sie hatte zugestimmt. Und sie waren nach Shannon geflogen.
    Nie zuvor hatte sie ein so leuchtendes Grün gesehen, das sich allerorten ausbreitete, auf Gräsern, Hügeln, Feldern und Hecken. Ein Smaragdgrün, das ins Auge sprang, von silbrigen Steinmauern begrenzt und durchzogen. Überall war dieses Vermächtnis ihrer Familie zu sehen – sogar vom Flugzeug aus, und von dem Augenblick an, als sie ihren Fuß auf irischen Boden setzte, hatte sie sich zu Hause gefühlt.
    Ihr gefiel die Art, wie die Menschen redeten – ihre sanften melodischen Stimmen, die Leidenschaft, mit der sie Geschichten erzählten, die Musik in den Pubs, die malerischen Ruinen, die keltischen Kreuze auf den Friedhöfen. Die Begegnung mit dem Land ihrer Väter war überwältigend für sie. Es gemeinsam mit Tom zu sehen und den Widerhall in ihrem Zuhause in Connecticut, auf Star of the Sea, zu spüren, wo sich ihre Familien zusammengefunden hatten, um ihrer alten Heimat ein Denkmal zu setzen, das alle Zeiten überdauern sollte, erfüllte sie mit ungeahnter Leidenschaft und Liebe.
    Tom und sie fuhren nach Dublin, und ihr Kind wurde in der ersten Woche ihres Aufenthalts gezeugt.
    »Tom hat recht«, sagte Bernie nun leise zu dem jungen Mann, der zwischen ihnen saß. »Wir hatten ein Kind, einen Sohn. Aber er kam in

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