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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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eine Mutter Oberin nichts Besseres zu tun, als Rebstöcke zurückzuschneiden?«
    »Was wäre wichtiger, als das zu hegen und zu pflegen, was uns die Erde schenkt?«
    »Schleunigst etwas wegen dieser beiden Starrköpfe zu unternehmen.«
    »John und Honor? Sie sind in Gottes Hand.«
    Tom kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht. Schau dir doch an, was für ein Chaos er bei uns beiden angerichtet hat. Wir müssen ihnen helfen, Bern.«
    Gemeinsam sahen sie zu, wie John wieder und wieder mit dem Hammer auf einen der Felsbrocken einschlug. Jeder Schlag ging Bernie durch und durch. Sie faltete die Hände wie zum Gebet. Doch die Geste war reiner Selbstschutz. Schutz vor den Gefühlen, die sie so lange in sich verschlossen hatte, dass sie fast an ihnen erstickte.
    »Die Arbeit war schon immer Johns Rettung«, gab sie zu bedenken. »Er liebt sie, sie hält ihn aufrecht.«
    »Er wird körperlich bald ein Wrack sein, wenn er so weitermacht.«
    Bernie betrachtete ihren Bruder. Er hatte die Kunstwelt revolutioniert, mit seiner Eigenwilligkeit, seinen bewusst kurzlebigen Skulpturen, in die er Elemente der Natur und des Lichts einbrachte, um sie mit seiner Handkamera zu fotografieren und sie für die Ewigkeit festzuhalten, bevor sie vom Wind und vom Meer zerstört wurden. Ein friedvolles Bild, doch als sie ihren Bruder nun beobachtete, spürte sie die Gewalt, die sich dahinter verbarg.
    »Er hasst sich selbst«, flüsterte sie. »Für das, was in Irland geschehen ist.«
    »Sprichst du von deinem Bruder oder von dir?«
    »Wir Sullivans neigen offenbar dazu, ein Chaos anzurichten.«
    »Da seid ihr nicht die Einzigen.«
    Sie wusste, dass Tom recht hatte, und sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie wandte sich zum Gehen, berührte zum Abschied seine Wange, wobei sie merkte, dass ihre Hand zitterte. Er ergriff ihr Handgelenk und hielt sie fest. Er hatte immer versucht, festzuhalten, während sie darum gebetet hatte, loslassen zu können. Sie schloss die Augen und wich zurück. Als sie sich umdrehte und den Hügel hinunter zum Konvent lief, glaubte sie, eine Stimme zu hören, die ihren Namen rief.
    Es war nicht Tom, und es war nicht Gott. Es war die Stimme, die Bernie im Schlaf vernommen hatte, und sie fragte sich abermals – wie so oft über die Jahre –, ob die Zeit gekommen war, dem Ruf zu folgen.
     
    Es war Dienstag, und Agnes saß wie immer stumm da, die Katze auf dem Schoß. Honor hatte das Schweigegelübde seit jeher frustrierend gefunden, aber heute war es besonders schlimm, denn wie sollte sie versuchen, Agnes’ Gedanken und Gefühle zu ergründen, wenn sie kein Wort sagte? Regis’ Eröffnung, dass Agnes auf eine Vision hoffte, um ihre Familie zu retten, erschütterte sie noch immer.
    Sie maß die Temperatur ihrer Tochter, lugte unter den Verband, um sich zu vergewissern, dass die Wunde gut verheilte, achtete darauf, dass sie zu Mittag aß und genug Wasser trank. In zwei Tagen hatte sie den nächsten Termin beim Arzt, und Honor war froh, dass dieser eine Kernspintomographie vorgesehen hatte.
    »Hast du Schmerzen?«, fragte sie.
    Agnes schüttelte den Kopf.
    »War dir heute schwindelig?«
    Wieder schüttelte Agnes den Kopf und tätschelte Sisela.
    »Und was ist mit diesem Flimmern, das du gestern bemerkt hast – als du dachtest, du würdest wieder einen Krampfanfall bekommen?«
    Agnes zuckte die Schultern.
    Honor atmete tief durch. »Agnes, ich weiß, dass dieses Schweigen eine Art Gebet oder Kontemplation für dich ist, und ich versuche, das zu respektieren. Das Problem ist nur, dass ich wissen muss, was mit dir los ist, denn schließlich hast du eine schwerwiegende Kopfverletzung erlitten. Wenn schon nicht deinetwegen, dann mach wenigstens mir zuliebe den Mund auf – du würdest mir eine Menge Stress ersparen. Ich möchte wissen, wie es dir geht.«
    »Es geht mir gut«, formte Agnes, ohne dass ein Laut über ihre Lippen kam.
    Honor legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Tochter. Sie saß am Fenster, Sisela auf dem Schoß, und blickte auf das Feld hinaus, das zu der Mauer führte, mit der alles angefangen hatte. In diesem Augenblick läutete das Telefon, und Honor nahm ab.
    »Hallo?«
    »Hallo, Mrs. Sullivan. Hier ist Brendan – könnte ich wohl bitte mit Agnes sprechen?«
    Honor warf ihrer Tochter einen Blick zu. »Komisch, dass du fragst, Brendan …« Beim Klang des Namens sah Agnes auf. »Sie sitzt genau neben mir.«
    Honor hoffte, dass Brendans Anruf Agnes zum Reden brachte, aber

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