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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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lässt noch nichts Schlimmes erahnen. Das Drama startet meistens danach.
    »Was habt ihr denn auf?«, erkundigt sich Alma weiter.
    »Ein bisschen Mathe und ’nen Aufsatz zu Ende schreiben«, so oder ähnlich erwidert Joah mit einem genervten Unterton.
    Dann will Alma ihn besänftigen. »Na, das ist ja nicht so viel, das kannst du ja gleich nach dem Essen machen.«
    Alma liegen die Hausaufgaben ihres Sohnes sehr am Herzen. Sie fühlt sich dafür mitverantwortlich. In der Schule wird ja heute so viel gefordert. Und Joah soll doch alles gut schaffen. Da braucht er schon eine unterstützende Begleitung. Da ist sich Alma sicher.
    Jeden Tag hofft sie, dass sie diesmal von der Hölle beim Mittagessen verschont bliebe. Liebevoll lächelnd füllt sie das Essen auf die Teller. Joah wirft einen kurzen Blick darauf und verzieht das Gesicht. »Uäh, ich kotz gleich! Das kann ich nicht essen.«
    Alma versucht dann meistens, ihrem Sohn das Essen schmackhaft zu machen, was dazu führt, dass sich Joah immer neue Ekel umschreibende Bezeichnungen dafür ausdenkt. »Würgstoff, Magenschänder, Scheißpampe« sind nur einige davon.
    Leicht nachzuvollziehen, dass dieses Mittagessen wirklich kein Vergnügen ist.
»Deine Mama hat heute etwas ganz Leckeres gekocht«
    Heute hat Alma Besuch von ihrer Mutter Ernestine. Deswegen hat sie auch etwas Besonderes gekocht: Seezungenfilet in Folie, gedünstet mit Basmati-Reis und jungem Blattspinat. Das Rezept dazu hat sie extra im Internet gesucht.
    Bald kommt Joah aus der Schule. Alma hat ihre Mutter schon vorgewarnt, dass das Essen keine reine Freude werden könnte. Almas Mutter sieht das gelassen, wie sie vieles gelassener sieht als Alma. Deswegen kommt Joah auch gut mit ihr aus. Er findet seine Oma cool, vor allem wegen ihrer unkonventionellen Art.
    Der Tisch ist gedeckt. Da geht die Haustür auf. Es ist Joah. Lächelnd eilt ihm seine Mutter entgegen.
    »Hallo, Joah, na, wie war’s in der Schule?«, begrüßt sie ihn wie gewohnt.
    »Geht so«, erwidert Joah und pfeffert seinen Schulrucksack unter die Garderobe.
    »Schau mal, wir haben Besuch!«, erwidert die Mutter.
    Joahs Oma winkt vom Tisch. »Hallo, Joah, na, mein Junge! Schön, dich mal wieder zu sehen.«
    »Hallo, Oma!«, freut sich Joah.
    »Deine Mama hat heute etwas ganz Leckeres gekocht.«
    Joah nickt nur und verzieht keine Miene.
    »Ich hoffe, der Fisch ist nicht zerfallen«, erklärt Alma, während sie das Essen auftischt. »Du kommst heute etwas spät. Was war denn los?«
    »Nichts«, murrt Joah.
    »Des Menschen Wort ist wie eine gesprungene Pauke , auf der wir eine Melodie heraustrommeln, nach der kaum ein Bär tanzt , während wir die Sterne bewegen möchten.«
    [ Gustave Flaubert | französischer Schriftsteller (1821–1880)  ]
»Uäh, ich kotz gleich«
    »Was habt ihr denn auf?«, erkundigt sich Alma weiter.
    »Erdkunde und Bio.«
    »Dann kannst du das ja gleich nach dem Essen machen, und Oma kann dich vielleicht noch abfragen.«
    Joah verdreht nur die Augen.
    Alma gibt ihm einen Löffel Spinat auf den Teller und vollendet damit liebevoll das Essensarrangement. Sie ist sogar ein bisschen stolz auf sich, weil es fast so aussieht wie auf dem Bild im Internet.
    »So, dann lasst es euch schmecken!«
    Joah wirft einen angewiderten Blick auf den Teller. »Uäh, ich kotz gleich, gibt’s auch was anderes?«
    »Du Schatz, das schmeckt dir bestimmt. Probier mal! Fisch ist so gesund. Dann klappt das mit den Hausaufgaben noch mal so gut.«
    Joah schiebt den Teller von sich weg.
    »Das kannst du dir in die Haare schmieren!«
    Alma versucht zu lächeln, was ihr aber nicht gelingen will.
    »Bitte, Joah, wir haben Besuch. Benimm dich, wenigstens heute!«
    »Hab keinen Bock!«
    Alma wirft ihrer Mutter einen verzweifelten Blick zu.
    »So geht das immer. Jetzt kriegst du’s mal selber mit.«
»Stellt euch vor, ich wäre eine gute Fee …«
    »Also ich hätte da eine Idee!«, verkündet Oma Ernestine.
    »Und die wäre?«, fragt Joah zurückhaltend, aber doch interessiert.
    »Kleinen Augenblick.« Ernestine steht auf und verschwindet im Badezimmer.
    Enttäuscht betrachtet Alma ihr liebevolles Arrangement. »Ach, das ist aber schade, jetzt wird der schöne Fisch kalt.«
    Joah grinst. »Den schmeißt du sowieso am besten gleich weg.«
    Und dann kommt Ernestine auch schon wieder aus dem Badezimmer. Nicht zu sagen, wer mehr über ihren Auftritt staunt, Joah oder Alma. Denn Ernestine hat sich verkleidet. Sie hat Almas Morgenkimono übergezogen und sich

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