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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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bunte Wäscheklammern in die Haare gesteckt.
    »Mutter, ich bitte dich!«, beschwert sich Alma. »Glaubst du, diese verrückte Maskerade löst das Problem?«
    Joah grinst. »Ich find’s gut. Bekloppt, aber gut. Und was soll das sein?«
    »Stellt euch vor, ich wäre eine gute Fee!«
    Seufzend betrachtet Alma ihren schönen Fisch. »Ich weiß wirklich nicht, was das jetzt soll. Aus dem Alter, als Joah noch an Feen, Zauberer und den Weihnachtsmann glaubte, ist er längst raus.«
    Aber Oma Ernestine lässt sich nicht beirren.
    »Versucht euch doch einfach mal vorzustellen, ich wäre eine Fee und heute wäre euer Wundertag.«
    »Wundertag?« Joah stutzt.
»… als wäre es ein Wundertag!«
    »Ja, was glaubst du, wäre anders, wenn du nach Hause kommen würdest und heute wäre dein Wundertag. Also, wenn eine gute Fee – wie ich jetzt eine bin – alles so zaubern könnte, wie du es gerne hättest? Woran würdest du das merken?«
    Joah überlegt. »Daran, dass Mama freundlich lächelt, mich in den Arm nimmt und etwas von sich erzählt.«
    »Und woran würde Alma bemerken, dass sich bei dir etwas verändert hat?«, fragt Joahs Oma weiter.
    »Ich lass mich in den Arm nehmen und meckere nicht über das Essen!«, antwortet Joah.
    Alma lächelt und nickt. Sie fühlt sich verstanden.
    Nun stellt Ernestine ihrer Tochter die Wunderfrage. »Woran würdest du merken, dass Joah wie verwandelt ist?«
    »Dann würde er nicht immer nur über das Essen meckern.«
    »Und woran könnte Joah es bei dir erkennen?«
    Alma denkt kurz nach. »Vielleicht würde ich dann nicht immer sofort nach der Schule fragen.«
    »Bingo!«, stimmt Joah zu.
    Ernestine schmunzelt zufrieden.
    »Ja, dann schlag ich doch vor, dass Ihr morgen mal so tut, als wäre es ein Wundertag!«
    Als Joah am nächsten Tag aus der Schule kommt, denkt er erst, seine Mutter sei gar nicht zu Hause. Denn da lauert keine Alma, um zu erfahren, wie es in der Schule war. Die verwandelte Alma sitzt im Wohnzimmer und liest in der Zeitung. Als Joah kommt, legt sie die Zeitung weg und steht auf. »Na, schön, dass du da bist«, lächelt sie freundlich und streicht ihrem Sohn liebevoll über den Rücken.
    Joah atmet tief durch. »Scheiß Hausaufgaben!«, seufzt er. »Was gibt’s zu essen?«
    »Spaghetti!«
    »Ah! Deshalb riecht es so gut!«
Ein kleiner Trick mit großer Wirkung
    Die Situation zwischen Joah und seiner Mutter ist ziemlich festgefahren. Beide spulen ihr »Programm« ab, Tag für Tag. Die Mutter empfängt den Sohn schon ungeduldig mit der immer gleichen Frage nach der Schule. Sie meint, wenn sie sich bemüht, freundlich zu sein, und etwas Besonderes kocht, dann wird ihr Sohn eines Tages sein Verhalten ändern. Doch der denkt gar nicht daran, sondern reagiert in dem immer gleichen Muster auf die Bemühungen und das Verhalten seiner Mutter.
    Um zu erkennen, dass ein immer gleiches Verhalten keine neue Reaktion hervorruft, hilft ein PERSPEKTIVENWECHSEL . Die Vorstellung, es würde ein Wunder geschehen und es würde sich etwas ändern, hilft Mutter wie Sohn, ihre Wünsche an den anderen zu formulieren – ohne zu verletzen und ohne gegenseitige Schuldzuweisungen. Dadurch sind beide Seiten in der Lage, ohne großes Gerede ihr Verhalten zu ändern. Beide haben die Spielregeln der Auseinandersetzung durchschaut und sich selbst als Element des Spiels wahrgenommen. Jetzt haben sie die Lösungsmöglichkeiten selbst in der Hand. Manchmal braucht es nur einen einfachen Trick, den hier die Oma ins Spiel gebracht hat, um eine solche Verstrickung wieder aufzulösen.
    »Wenn du etwas weitersagen willst, so seihe es zuvor durch drei Siebe : Das erste lässt nur das Wahre hindurch, das zweite lässt nur das Gute hindurch und das dritte lässt nur das Notwendigste hindurch. Was durch alle drei Siebe hindurchging , das magst du weitersagen .«
    [ Sokrates | griechischer Philosoph ( 469 – 399 v. Chr .)  ]
    TIPP
    Was wäre, wenn ein Wunder geschähe …
    Stellen Sie sich in vertrackten Situationen die »Wunderfrage«, die Steve de Shazer entwickelt hat:
    Was wäre, wenn jetzt im Moment ein Wunder geschehen würde und alle Anwesenden wären verzaubert?
    Um sich in dieses Wunder hineinzuversetzen, helfen die folgenden Fragen:
Wie würden sich die einzelnen Personen verhalten, wenn sie verzaubert wären?
Was könnte sich an ihrem Verhalten verändert haben?
Woran würden alle Beteiligten das merken?
Woran würden Sie selbst das erkennen?
Woran bemerken die anderen Ihre Veränderung?
    Sie können

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