Wie Sommerregen in der Wueste
in einen Strudel der Romantik hineinziehen zu lassen und doch nur auf die Nase zu fallen.
Den Morgen verbrachte Amy damit, zwischen dem Gesundheitszentrum und dem Hauptgebäude hin und her zu pendeln, mit gelegentlichen Abstechern, um die Ausschachtungsarbeiten für die Bungalows zu überprüfen. Die Arbeiten liefen termingerecht.
Sie musste ein langes, technisch bedingtes Telefonat führen, machte sich eine Notiz wegen notwendiger Behördengänge und überprüfte die Arbeiten für den Fahrstuhl und das Dach des Pools.
Niemand, der sie so erlebte, hätte hinter ihrem fachkundigen Verhalten beunruhigende Gedanken vermutet. Und wenn ich immer nach Craig Ausschau halte, sagte sie zu sich, dann nur, weil ich nicht überrascht werden will. Gegen Mittag fand sie sich damit ab, dass er sich nicht mehr blicken lassen würde. Das vage Gefühl der Enttäuschung redete sie sich als Erleichterung schön.
Die Mittagspause verbrachte sie im Bauwagen mit einer Flasche kaltem Orangensaft, einer Tüte Chips und Skizzen. In der Statik des gläsernen Schiebedachs, das Craig über dem Pool wollte, waren noch ein paar Probleme auszuarbeiten. Sie knabberte an einem Chip, während sie eine Zahlenreihe in den Taschenrechner eintippte. Wenn nur nicht dieser Wasserfall wäre, den dieser Mann unbedingt die Wand hinunter in die eine Ecke des Pools stürzen lassen wollte! Craig ist hinsichtlich seines Wasserfalls wie besessen, dachte Amy. Überhaupt war er ein Besessener. Es half, ihn als verrückten Architekten mit Starallüren zu sehen – besser als einen Mann, dessen Küsse sie um den Verstand brachten.
Sie würde ihm sein verdammtes gläsernes Schiebedach und seinen Wasserfall geben, seine Spiralen und Kuppeln. Es ist nicht meine Aufgabe, Entwürfe zu billigen, erinnerte sie sich zum wiederholten Mal. Sie war dafür zuständig, dass die Entwürfe umgesetzt wurden. Und darin war sie sehr gut.
Als die Tür geöffnet wurde, machte Amy sich nicht die Mühe aufzublicken. »Schließen Sie sie schnell wieder. Die Hitze kommt herein.«
»Ja, Ma’am.«
Die gedehnte Sprechweise ließ sie herumfahren. Automatisch strafften sich ihre Schultern. »Ich hätte nicht gedacht, dich heute noch zu sehen.«
Er lächelte leicht und trat zur Seite, um Platz für Tim Thornway und den untersetzten William Walton Barlow senior zu machen.
»Amy.« Tim verstand es auch in dieser Situation wieder, sich in ein möglichst gutes Licht bei seinem Auftraggeber zu setzen. »Sie erinnern sich an Mrs Wilson, unsere Bauingenieurin?«
Der kleine Mann mit dem dichten weißen Haar und dem lebhaften Blick streckte eine fleischige Hand aus. »Natürlich, natürlich. Ein Barlow vergisst nie ein hübsches Gesicht.«
Amy gelang es tatsächlich, sich nichts anmerken zu lassen, nicht einmal, als Craig über Barlows Kopf hinweg feixte. »Angenehm, Sie wiederzusehen, Mr Barlow.«
»William Walton dachte, es sei Zeit, sich einmal umzusehen. Natürlich wollen wir den Arbeitsfortgang nicht stören.«
»Von diesen Arbeiten verstehe ich nichts«, unterbrach ihn Barlow. »Aber es gefällt mir, was ich sehe.« Er nickte nachdrücklich. »Die Kurven und Wölbungen. Prima. ›Barlow & Barlow‹ ist bekannt für Klasse-Projekte.«
Amy ignorierte Craigs triumphierendes Lächeln und mühte sich hinter dem Tisch hervor. »Sie haben sich einen heißen Tag für Ihren Besuch ausgesucht, Mr Barlow. Darf ich Ihnen etwas Kaltes anbieten? Saft, Tee?«
»Ich nehme ein Bier. Nichts spült den Staub so gut aus der Kehle wie ein kühles Bier.«
Craig öffnete den Kühlschrank und holte ein paar Dosen Bier heraus. »Wir wollten William Walton zeigen, wie die Arbeiten beim Gesundheitszentrum voranschreiten.«
Amy schüttelte den Kopf über das angebotene Bier und amüsierte sich im Stillen darüber, wie Tim sich zierte, eins anzunehmen. »Muss Gedankenübertragung sein. Gerade habe ich letzte Details wegen des Pooldachs ausgearbeitet.«
Barlow warf einen Blick auf die Skizzen und die mit Zahlen und Berechnungen bedeckten Papierstöße. »Das überlasse ich Ihnen. Ich verstehe nur etwas von Zahlen in einem Bilanzbuch. Doch Sie scheinen alles im Griff zu haben.« Er gestikulierte mit dem Bier, bevor er drei kräftige Schlucke nahm. »Thornway hat immer gesagt, Sie haben einen Kopf auf den Schultern. Übrigens hübsche Schultern.« Er zwinkerte ihr zu.
Statt verärgert zu sein, hätte sie über die Bemerkung fast gelacht. Vom Alter her konnte dieser Barlow fast ihr Großvater sein, doch er besaß
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