Wie Sommerregen in der Wueste
wegen des Abendlichtes und der Sonnenuntergänge. Und der Ausblick ist nach Westen hin der beste.«
»Ich spreche von dem, was realisierbar ist. Denk nur an die Rohrverlegungen.«
»Das überlasse ich dir. Du denkst an die Rohrverlegungen, ich an die Ästhetik, und wir kommen wunderbar miteinander aus.«
Typisch, dachte sie kopfschüttelnd. »Craig, mir geht es darum, dass das ganze Projekt nur halb so viele Probleme aufwerfen würde, wenn wir nur ein paar geringfügige Änderungen vornähmen.«
Das herausfordernde Blitzen war wieder in ihren Augen. Er hätte fast gelächelt. Der Abend wäre nicht perfekt ohne wenigstens einen Streit. »Wenn dich Probleme abschrecken, hättest du dir einen anderen Beruf wählen sollen.«
Sie hob ruckartig den Kopf, und in ihren Augen blitzte Verärgerung auf. »Ich schrecke nicht vor Problemen zurück, und ich bin verdammt gut in meiner Arbeit. Es sind Leute wie du, die sich wegen ihres haushohen Egos nicht auf Änderungen einlassen wollen und damit vieles unmöglich machen.«
Auch er hatte ein hitziges Temperament, aber noch konnte er es zügeln. »Es ist nicht mein Ego, das keine Änderungen zulässt. Wenn ich Änderungen machen würde, würde ich nicht den Job erfüllen, für den ich verpflichtet worden bin.«
»Du nennst es berufliches Verantwortungsbewusstsein, ich nenne es Ego.«
»Und du irrst dich«, entgegnete er mit trügerischer Ruhe.
Sie hätte einlenken, es mit Takt und Feingefühl versuchen können – doch die Idee kam ihr gar nicht. »Willst du damit etwa sagen, es hätte dein berufliches Verantwortungsbewusstsein in Frage gestellt, wenn du diesen blödsinnigen Wasserfall von der Ost- zur Westseite verlegt hättest?«
»Ja.«
»Das ist das Lächerlichste, was mir je untergekommen ist. Aber typisch.« Es hielt sie nicht mehr auf ihrem Stuhl, und Amy schritt auf der kleinen Terrasse auf und ab. »Wirklich typisch. Manchmal glaube ich, Architekten machen sich mehr Sorgen um die Farbe eines Anstrichs als um Stressverursacher.«
»Du hast die schlechte Angewohnheit zu verallgemeinern, Rotschopf.«
»Nenn mich nicht Rotschopf«, zischte sie und pflückte eine Orangenblüte von der bewachsenen Wand. »Ich bin nur froh, wenn dieses Projekt beendet ist und ich auf eigenen Füßen stehe. Dann kann ich mir selbst aussuchen, mit welchem Architekten ich arbeiten will.«
»Schön für dich. Es könnte nur schwer werden, einen zu finden, der bereit ist, sich mit Pedanterie und Wutausbrüchen abzufinden.«
Sie wirbelte herum. Sie wusste, dass sie gereizt war. Das konnte sie weder leugnen noch entschuldigen. Doch das andere? »Ich bin nicht pedantisch. Es ist nicht pedantisch, einen Vorschlag zu machen, mit dem sich zusätzliche Rohrverlegungen einsparen lassen. Nur ein selbstverliebter, dickköpfiger Architekt sieht das anders.«
»Du hast ein Problem, Mrs Wilson.« Mit Genugtuung beobachtete er, wie sie sich bei seiner übertriebenen Betonung des Wortes Mrs versteifte. »Du hast eine schlechte Meinung von Leuten meines Berufs, doch solange du an deinem festhältst, bist du an uns gebunden.«
Sie zerpflückte die Blüte. »Nicht jeder Vertreter deines Berufs ist ein Idiot. Es gibt ausgezeichnete Architekten in Arizona.«
»Es sind also nur die Architekten von der Ostküste, die du nicht magst.«
Sie wollte sich von Craig keine Worte in den Mund legen lassen. »Wenn wir schon dabei sind, ich weiß nicht, warum Tim glaubte, eine Firma aus einem anderen Bundesstaat verpflichten zu müssen. Da er es aber getan hat, werde ich mein Bestes geben, um mit dir zusammenzuarbeiten.«
»Dein Bestes bedarf einer gewissen Aufmöbelung.« Er stellte sein Bier ab und erhob sich. Sein Gesicht lag im Schatten, doch sein Gang verriet Amy, dass er ebenso wütend wie sie war und in Kampfesstimmung. »Wenn du noch weitere Klagen hast, warum lässt du sie jetzt nicht einfach heraus, wo wir hier allein sind?«
Wie einen Fehdehandschuh warf sie die zerrupfte Blüte vor Craigs Füße. »Also gut. Es bringt mich auf die Palme, dass du zu keiner einzigen Vorbesprechung gekommen bist. Ich war dagegen, eine Firma von der Ostküste zu verpflichten, aber Tim wollte nicht hören. Und dass du zusätzlich noch unerreichbar warst, hat die Dinge noch mehr verkompliziert. Ich musste mich also mit Gray begnügen, der an seinen Fingernägeln kaute, in Vorschriften blätterte oder mit Papier raschelte. Als du dich dann endlich hast blicken lassen, bist du hier wie ein Gockel herumstolziert und hast dich
Weitere Kostenlose Bücher