Wie Sommerregen in der Wueste
begierig wie er, als sie sich wieder in einem langen Kuss trafen. Als sie sich endlich erneut voneinander lösten, lagen seine Hände auf ihren Schultern, ihre auf seinen Armen. Die Wut war verflogen, Leidenschaft entzündet.
»Was sollen wir jetzt damit anfangen?«, brachte Craig rau hervor.
Amy konnte nur langsam den Kopf schütteln. Es war zu früh, um darüber nachzudenken, und zu spät, nicht mehr zu denken.
»Warum setzt du dich nicht?«
Wieder schüttelte sie den Kopf. Es war schwerer, als sie angenommen hatte, sich von Craig zu lösen. »Ich muss gehen.« Ihre Stimme klang unsicher.
»Nicht sofort. Wir müssen das für uns klären, Amy.«
»Es hätte nicht geschehen dürfen.«
»Darum geht es nicht.«
Es schmerzte, mehr als nur ein bisschen, dass er ihr nicht widersprochen hatte. »Doch, ich denke, darum geht es.« Frustriert fuhr sie sich mit beiden Händen durchs Haar, und er erinnerte sich nur zu gut daran, wie sich ihr Haar angefühlt hatte. »Es hätte nicht geschehen dürfen. Aber es ist geschehen, und jetzt ist es vorbei. Ich denke, wir sind beide zu feinfühlig und zu professionell, um Auswirkungen auf unsere berufliche Zusammenarbeit zuzulassen.«
»Kannst du das?« Er hätte wissen müssen, sie würde mit dem, was zwischen ihnen geschehen war, genauso umgehen wie mit einer Fehllieferung Beton. »Vielleicht hast du recht. Aber du wärst dumm, wenn du glaubst, es geschähe nicht wieder.«
Sie musste vorsichtig sein, sehr vorsichtig. Es war nicht leicht, ruhig zu sprechen, wenn sie noch die Wärme und den Druck seiner Lippen auf ihren spürte. »Und wenn schon, wir müssen irgendwie damit umgehen – unabhängig vom Beruflichen.«
»In einem stimmen wir überein. Was gerade geschehen ist, hat nichts mit der Arbeit zu tun.« Craig suchte ihren Blick und hielt ihn fest. »Doch das wird mich nicht daran hindern, dich auch während der Arbeitsstunden zu wollen.«
Sie spürte ein erregendes Prickeln ihren Rücken hinaufziehen. »Sieh doch, Craig, das ist – war – eine Laune des Augenblicks. Vielleicht fühlten wir uns zueinander hingezogen, aber …«
»Vielleicht?«
»In Ordnung, in Ordnung.« Sie suchte nach den passenden Worten. »Ich muss an meine Zukunft denken. Wir wissen beide, es gibt nichts Schwierigeres oder Schlimmeres als eine enge Bindung zu einem Arbeitskollegen.«
»Das Leben ist hart«, kommentierte er mehr für sich. »Eins sollten wir klarstellen, Rotschopf. Ich habe dich geküsst und du mich. Und ich habe mich verdammt gut dabei gefühlt. Ich werde dich wieder küssen wollen – und noch viel mehr. Was ich nicht tun werde, das ist abzuwarten, bis es dir in den Kram passt.«
»Du triffst die Entscheidungen?« Vor Wut war sie fast sprachlos. Amy trat einen Schritt vor und stieß mit einem Finger gegen seine Brust. »Du bist doch wirklich ein eingebildeter Dummkopf. Ich habe deinen Kuss erwidert, weil ich es wollte, weil es mir gefiel. Und sollte ich dich noch einmal küssen, dann aus denselben Gründen, aber nicht, weil du es so bestimmst. Und falls ich einmal mit dir ins Bett gehe, dann spielt sich das nach denselben Regeln ab. Kapiert?«
Sie war wunderbar. Provozierend, aber wunderbar. Er grinste. Wenn eine Frau nicht um den heißen Brei herumredete, sollte man nicht mit ihr streiten.
»Völlig«, antwortete Craig. Er strich ihr eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. »Freut mich, dass es dir gefallen hat.«
Statt ihm in sein lächelndes Gesicht zu schlagen, stieß Amy seine Hand zur Seite und ging zur Tür.
»Amy …«
Sie riss die Tür auf. »Was?«
»Danke fürs Essen.«
Sie knallte die Tür hinter sich zu, und jetzt erst lachte er.
4. K APITEL
Amy war entschlossen, ihre Beziehung zu Craig auf der rein beruflichen Ebene zu halten. Architekt und Ingenieurin. Sie würden über Balkengerüste und gewölbte Schlusssteine sprechen, über Kabel und Plastikrohre, Beton und Heizkraft.
Was auf der mondbeschienenen Terrasse geschehen war, war eine momentane Verrücktheit gewesen. Eine genetisch bedingte Verrücktheit, entschied Amy und vergrub ihre geballten Fäuste in den Taschen. Offensichtlich hatte sie doch mehr von ihrer Mutter. Ein attraktiver Mann, etwas Mondschein und – peng! Bereitwillig hatte sie sich zur Närrin gemacht.
Amy nahm das Klemmbrett vom Vorarbeiter entgegen, ging die Papiere durch und zeichnete sie ab. Sie mochte die Schwäche von ihrer Mutter geerbt haben, doch im Gegensatz zur ewig optimistischen Jessie hatte Amy nicht die Absicht, sich
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