Wie Sommerregen in der Wueste
»Ich habe Ihren Freund vor …«, er sah auf die Uhr, »… ungefähr acht Stunden zusammengeflickt.« Er sah wieder zu Craig. »Hat Sie noch niemand in ein Bett verfrachtet und dort festgebunden?«
»Nein.«
Dr. Mitchell setzte sich. »Ich habe eine Doppelschicht durchgezogen, aber ich fühle mich nicht so schlecht, wie Sie aussehen.«
»Danke.«
»Das war die unabhängige Meinung eines Mediziners. Ich bin eben Dr. Bost begegnet. Er hat gerade Miss Wilsons Testergebnisse ausgewertet.«
Craig sagte nichts, er konnte nichts sagen.
»Es sieht gut aus, Mr Johnson.«
Craigs Mund war trocken, zu trocken. Er fand nicht einmal mehr genügend Speichel, um schlucken zu können. »Wollen Sie damit sagen, es gehe ihr gut?«
»Sie hat den kritischen Punkt überwunden. Die Untersuchungen geben keinerlei Hinweise auf eine Hirnschädigung. Sie hat eine Bärennatur, um es einmal volkstümlich auszudrücken. Dr. Bost wird in wenigen Minuten herunterkommen und Ihnen die weiteren Einzelheiten sagen. Aber ich dachte, Sie könnten die gute Nachricht jetzt schon gebrauchen. Miss Wilson ist kurz zu sich gekommen«, fuhr er fort, als Craig immer noch schwieg. »Sie hat ihren Namen und ihre Anschrift gewusst, hat sich an den Namen unseres Präsidenten erinnert und nach Ihnen gefragt.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Es wird noch etwas dauern, bis Sie sie sehen können.«
»Dort ist ihre Mutter.« Craig rieb sich das Gesicht. »Informieren Sie sie? Ich muss mir jetzt die Beine vertreten.«
»Ich habe ein Bett für Sie reserviert. Die beste Art, in der Nähe Ihrer Lady zu bleiben, ist, sich hier in unserem kleinen Hotel häuslich einzurichten. Ich kann den Service nur empfehlen.«
»Danke für den Tipp.« Craig fand den Weg nach draußen und lief ziellos umher.
Amy wollte die Augen öffnen. Sie hörte Geräusche, doch sie schienen nicht real zu sein. Sie spürte keinen Schmerz. Es war, als schwebe sie, ihr Körper und ihr Geist, Zentimeter über dem Boden.
Sie konnte sich erinnern. Wenn sie sich ganz fest darauf konzentrierte, konnte sie sich erinnern. Da war das Licht, das sich in roten und goldenen Strahlen durch das gläserne Kuppeldach stahl. Da war ein Empfinden von Zuversicht, von Befriedigung. Und dann kam die gewaltige Angst.
Hatte sie nach Craig geschrien? Ja. Aber das musste gewesen sein, bevor das schreckliche Krachen und Donnern um sie herum ausgebrochen war. Dann war da noch eine andere Erinnerung, aber sie war unscharf und wie ein Traum. Sie war geschwebt. Als hätte sie eine glühende, unsichtbare Hand hochgezogen und sie durch die Luft geschleudert. Dann folgte Schwärze, Nichts.
Wo war Craig?
Amy glaubte, sie war sich fast sicher, dass er bei ihr gewesen war. Hatte sie zu ihm gesprochen, oder war das auch ein Traum gewesen? Es kam ihr vor, als hätte sie die Augen geöffnet und ihn neben sich am Bett sitzen sehen. Sein Kopf war bandagiert, und er hatte abgekämpft und blass gewirkt. Sie hatten miteinander gesprochen. Hatten sie miteinander gesprochen? Die Medikamente vernebelten ihr klares Denkvermögen, während sie sich vergeblich zu erinnern versuchte. Ihre Erinnerungen waren wie durch Watte gedämpft.
Jessie. Ihre Mutter war auch da gewesen. Sie hatte geweint.
Dann waren da die Gesichter von Fremden gewesen. Sie hatten auf sie hinuntergestarrt, ihr mit Lampen in die Augen geleuchtet und blödsinnige Fragen gestellt. Ob sie ihren Namen wisse. Natürlich kannte sie ihren Namen. Sie war Amy Wilson, und sie wollte wissen, was mit ihr geschehen war.
Vielleicht war sie tot?
Wie Amy hatte auch Craig jedes Zeitempfinden verloren. Jede Minute, die man ihm erlaubte, hatte er an Amys Bett verbracht. Zwei Tage waren so verstrichen. Sie hatte hin und wieder das Bewusstsein erlangt, doch wegen der Medikamente war sie dösig und nicht bei klarem Verstand gewesen.
Am dritten Tag bemerkte Craig, wie sie sich bemühte, ihre Umgebung klar einzuordnen.
»Ich kann einfach nicht wach bleiben.« Zum ersten Mal hörte er Gereiztheit aus ihrer Stimme und war hoch beglückt darüber. Bisher hatte sie alles betäubt und teilnahmslos über sich ergehen lassen. »Was haben sie mir gegeben?«
»Etwas, das dir hilft zu schlafen.«
»Ich will nichts mehr davon.« Sie drehte den Kopf, sodass sie ihn anblicken konnte. »Sage ihnen, sie sollen mir nichts mehr davon geben.«
»Du brauchst Ruhe und Schlaf.«
»Ich brauche mein klares Denkvermögen.« Verärgert bewegte sie sich. Sie sah jetzt den Verband um ihren Arm und kämpfte um die
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