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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Liebesspiel hatte er schätzungsweise eine knappe Stunde
    geschlafen. Er hatte ein Geräusch gehört. Was aber war es? Es war ein sehr
    leises, noch dazu nicht bedrohliches Geräusch gewesen. Normalerweise hatte er,

    wenn er von einem Geräusch geweckt wurde, noch bevor er die Augen ganz
    aufgerissen hatte, den Dolch in der einen und das Schwert in der anderen Hand.
    Da er aber nicht zu den Waffen gegriffen hatte, witterten seine kampferprobten
    Nerven keine Gefahr. Doch es hatte ihn etwas geweckt, und das Geräusch war in
    seiner unmittelbaren Nähe gewesen.
    Er blickte auf die neben ihm liegende Frau, die im Schlaf schnarchte. Eigentlich
    war es nur ein kleines Schniefen. Das jedenfalls war es nicht, was ihn geweckt
    hatte.
    Sie waren allein in der Kammer, die schwere Tür war gut verriegelt und die
    Geheimtür neben dem Kamin fest verschlossen. Robert kündigte sein Kommen
    immer vorher an. Niall hatte aber dennoch das Gefühl, als ob jemand im Raum
    sei. Er stand so leise und umsichtig auf, dass Eara ungestört weiterschlief.
    Obwohl er sehen konnte, dass außer der Frau niemand sonst in der Kammer war,
    durchforstete er jeden Winkel und suchte nach einem Geruch, nach einem leisen
    Geräusch, nach irgendeinem Hinweis.
    Vergeblich. Schließlich legte er sich wieder hin und starrte mit offenen Augen in
    die Dunkelheit. Eara schnarchte immer noch leise, was ihn allmählich zu stören
    begann. Er hätte sie nach ihrem Liebesspiel aus der Kammer schicken sollen. Er
    schlief gerne mit Frauen und genoss die Wärme und Weichheit eines weiblichen
    Körpers an seiner Seite, jetzt aber wäre er lieber allein gewesen. Er wollte sich
    auf das leise Geräusch konzentrieren, das ihn geweckt hatte. Earas Anwesenheit
    aber hinderte ihn daran.
    Er versuchte, sich genau an den Laut zu erinnern. Es war ein leises Geräusch
    gewesen, eine Art Seufzer.
    Jemand hatte seinen Namen gerufen.

    1996

    Conrad packte den verschmierten Kopf des Penners, bog ihn zurück und
    betrachtete das Ergebnis seiner bisherigen Arbeit. Die Augen des Obdachlosen
    waren beinahe vollkommen zugeschwollen, seine Nase nur noch ein Haufen
    Fleisch, die letzten Schneidezähne waren auch noch ausgefallen. Hierbei handelte
    es sich allerdings erst um eine Art Vorbereitung. Die eigentliche
    Überredungskunst bestand aus gebrochenen Rippen und zerquetschten Fingern.

    »Du hast sie also gesehen und ausgeraubt«, meinte Conrad freundlich.
    »Nicht doch, Mann. « Die Worte drangen zermanscht, fast unverständlich aus
    dem geschundenen Mund.
    Das war aber nicht die Antwort, die Conrad hören wollte. Er seufzte und machte
    sich an einem der zerquetschten Finger des Penners zu schaffen. Der brüllte auf,
    und sein Körper bäumte sich gegen die ihn an einen Stuhl fesselnden Stricke auf.
    »Du hast sie gesehen«, wiederholte Conrad geduldig.
    »Wir haben das Geld nicht mehr«, wimmerte der Penner, den der Mut nun
    gänzlich verlassen hatte.
    »Das Geld ist mir vollkommen egal. Wohin ist die Frau gegangen? «
    »Keine Ahnung, wir haben uns sofort aus dem Staub gemacht. «
    Conrad dachte nach. Vermutlich sagte der Kerl sogar die Wahrheit. Er blickte auf
    den auf dem Stuhl zusammengekrümmten Körper. Schade, dass der junge
    Schwarze sein Messer gezückt hatte. Aus dem wäre vielleicht mehr
    herauszuholen gewesen als aus diesem Kretin hier. Um sicherzugehen, brach er
    dem Penner noch einen Finger und wartete, bis das Wimmern aufgehört hatte.
    »Wo ist die Frau hingegangen? « wiederholte er noch einmal.
    »Keine Ahnung, echt keine Ahnung«, stammelte der Penner, sich endlos
    wiederholend.
    Conrad nickte. »Was hatte sie an? «
    »Weiß ich nicht... «
    Conrad nahm sich einen weiteren Finger vor, und der Kerl brüllte auf. »Nicht
    doch, aufhören! « schrie er, während Blut und Schleim aus seiner gebrochenen
    Nase rannen. »Es hat geregnet, ihre Kleidung war dunkel... «
    »Hosen oder Kleid? « hakte Conrad nach. Es hatte tatsächlich geregnet, und
    wenn die Frau die ganze Zeit unter freiem Himmel gewesen war, dann musste
    sie jetzt vollkommen durchnässt sein. Seine Frage war ungeschickt gestellt. Es
    war unmöglich, dass dem Schwachkopf in der verregneten Nacht die Farbe ihrer
    Kleidung aufgefallen wäre.
    »Keine Ahnung, Hosen. Vielleicht Jeans, keine Ahnung. «
    »Trug sie einen Mantel oder eine Jacke? « Es hatte sich stärker als erwartet
    abgekühlt. Die Wärme war für Minneapolis ohnehin ungewöhnlich gewesen,
    wogegen die Kälte durchaus der Jahreszeit

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