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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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angemessen war.
    »Ich glaube nicht. «
    »Lange oder kurze Ärmel? «

    »Kurze, glaube ich, weiß es aber nicht genau. « Er rang nach Luft. »Sie trug so
    eine Mülltüte im Arm, da konnte ich ihre Arme nicht genau erkennen. «
    Keine Jacke und kurze Ärmel. Sie musste bis auf die Haut durchgeweicht sein
    und sehr frieren. Conrad verschwendete keine Überlegung darauf, was in der
    Mülltüte sein mochte. Schließlich war es eine nahe liegende Methode, um Papiere
    trocken aufzubewahren. Parrish Sawyer würde zufrieden sein.
    Sie hatte sich Geld aus einem Automaten gezogen, und der Mistkerl vor seiner
    Nase hatte sie umgehend überfallen. Sie hatte weder Geld noch einen
    Unterschlupf. Conrad würde sie binnen eines Tages gefunden haben, falls die
    Polizei ihm diese Arbeit nicht schon abgenommen hatte. Obwohl Parrish Sawyer
    alles im Griff hatte, falls sie ihn beschuldigen sollte, wollte Conrad sie doch gerne
    persönlich aufspüren. Das würde die Sache insgesamt etwas erleichtern.
    Er betrachtete das Wrack auf dem Stuhl. Der Penner dort hatte nichts, was seine
    Sympathie hätte wecken können, weder Verstand noch irgendwelche moralischen
    Werte noch sonst irgendwelche Werte. Eine Kugel wäre zu kostbar, um das
    Leben eines solchen Wurms zu beenden. Außerdem ginge das viel zu schnell.
    Conrad drückte mit seiner behandschuhten Hand dem Kerl die Luftröhre zu. Er
    ließ den Erstickenden auf seinem Stuhl zurück und verließ das leer stehende
    Haus in dem berüchtigtsten Viertel der ganzen Stadt. Er ging ruhig, ohne jede
    Eile. In dieser Gegend waren Schreie nichts Ungewöhnliches. Kein Mensch nahm
    auch nur die geringste Notiz von ihm.

    Kapitel 4

    Entfernung war eine relative Angelegenheit, eine Tatsache, die Grace erst noch
    begreifen musste. Eau Ciaire, Wisconsin, lag nicht weit von Minneapolis entfernt,
    sofern man mit dem Auto fuhr. Man brauchte ein oder zwei Stunden, je
    nachdem, welchen Ausgangpunkt in Minneapolis man nahm und mit welcher
    Geschwindigkeit man die Strecke zurücklegte. Mit dem Flugzeug war es ohnehin
    nur ein Katzensprung. Zu Fuß aber und weil sie sich ständig verbergen musste,
    brauchte sie dafür ganze drei Tage.

    Sie hatte sich nicht getraut, den Bus zu nehmen. Mit ihren langen Haaren und
    der Computertasche lief sie Gefahr, erkannt zu werden. Sie ging davon aus, dass
    die Polizei alle öffentlichen Verkehrsmittel überwachte, da sie wusste, dass sie
    nicht länger motorisiert war. Auch Parrish würde sie wahrscheinlich verfolgen,
    und der brauchte noch nicht einmal ein Fahndungsfoto, um sie zu erkennen.
    Sie handelte in einem Vakuum, weil sie nur dort überhaupt handeln konnte. Über
    bislang vollkommen selbstverständliche Dinge wie Wärme, Wasser und eine
    Toilette verfügte sie nun auf einmal nicht mehr. Immerhin hatte sie Geld, und es
    gab überall Läden, die sie allerdings wegen der Überwachungskameras besser
    nicht betrat. Essen dagegen war kein Problem, denn sie hatte ohnehin nicht den
    geringsten Hunger.
    Sie sah nicht nur aus wie eine Obdachlose, sie war eine Obdachlose. Eine Weile
    lang war sie Richtung Norden gegangen, dann jedoch nach Osten abgebogen. Sie
    lief parallel zu den Landstraßen anstatt direkt an ihrem Rand entlangzugehen, wo
    man sie viel eher hätte bemerken können. Ihr war bislang nicht klar gewesen,
    wie wenige Menschen zwischen Minneapolis und Eau Claire wohnten. Wäre sie
    entlang der Autobahn gegangen, so hätten zumindest an den wenigen
    Ausfahrten Motels oder Imbisse gelegen. Abseits der Autobahn jedoch gab es nur
    ein paar verstreute Häuser und ab und an eine Tankstelle.
    Um halb elf in der zweiten Nacht ihrer Flucht betrat sie eine Tankstelle und
    verlangte den Schüssel für die Toilette. Der Tankwart blickte sie gelangweilt und
    feindselig an und meinte nur: »Verpiss dich! « Bis zur nächsten Tankstelle
    dauerte es über eine Stunde. Der zweite Tankwart war noch unverschämter und
    drohte die Polizei zu rufen, wenn sie nicht auf der Stelle verschwände.
    Sie musste sich aber dringend erleichtern, außerdem zitterte sie vor Kälte. Mit
    leerem Blick wandte sie sich ab und verließ die Tankstelle. Sie überquerte den
    Parkplatz und fühlte, wie der Tankwart jede ihrer Bewegungen beobachtete. Als
    sie wieder die Böschung der Landstraße erreichte, drehte sie sich noch einmal
    um und sah, dass der Tankwart wieder zu der Zeitschrift gegriffen hatte, bei
    deren Lektüre sie ihn mit der Bitte um den Schlüssel gestört hatte. Sie machte
    kehrt und

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