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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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abzudrehen,
    wirbelte sie herum. Es war die Stimme des Tankwarts. Dann hörte sie das
    unverkennbare Rascheln von Plastik, als er den Müllbeutel mit ihrem Computer
    und all ihren Sachen aufhob.
    Leise stöhnend öffnete sie Tür. Mit dem Rücken ihr zugewandt, inspizierte er die
    Tüte, drehte sich jedoch beim ersten Geräusch zu ihr herum. Als er sie wieder
    erkannte, entstellte ein gemeiner Blick seine Züge.
    »Verschwinde, habe ich gesagt. « Er packte sie am Arm und stieß sie aus der
    Toilettentür vor sich her. Grace stolperte und wäre beinahe hingefallen. Ihr Knie
    streifte einen Stein, so dass sie vor Schmerz aufschrie. Der Mann schubste sie
    auf die Erde.
    »Du elendes Miststück«, fluchte er. »Du wolltest nicht verschwinden, als ich es
    dir befohlen habe. Dafür bekommst du jetzt einen Denkzettel. «

    Er war hager, hatte jedoch die drahtigen Kräfte und die Gerissenheit eines
    Straßenköters. Grace wich vor dem Fußtritt zurück, der ihr sicherlich die Rippen
    gebrochen hätte. Er stolperte, was seine Wut nur noch steigerte. Sie torkelte zur
    Seite. Er holte sie ein und holte zu einem weiteren Tritt aus. Er war viel zu nah,
    als dass sie ihm noch hätte ausweichen können. Verzweifelt trat sie nun
    ihrerseits zu und traf ihn am Knie. Der Tritt brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
    Schwerfällig fiel er zur Seite und ließ die Plastiktüte fallen, die dumpf auf dem
    Boden landete.
    Grace sprang auf, allerdings nicht schnell genug. Fluchend kam auch er wieder
    auf die Beine. Drohend stand er vor ihr, zwischen ihnen lag die Tasche. Sie warf
    einen kurzen Blick auf sie, um die Entfernung abzuschätzen.
    »Du Miststück«, würgte er mit vor Wut verzerrtem Gesicht hervor. »Dafür bringe
    ich dich um. «
    Mit ausgestreckten Händen stürmte er auf sie zu. Verzweifelt wandte Grace
    nochmals den Trick an, der auch vorher schon Erfolg gehabt hatte. Sie ließ sich
    zu Boden fallen und trat mit beiden Füßen zu. Der eine Fuß traf ihn nur an der
    Hüfte, der andere aber landete genau auf seinen Hoden. Er stand still, als wäre
    er gegen eine Wand gerannt. Ein seltsames, hohes Jaulen drang aus seiner
    Kehle, als er mit forkenartig vorgestreckten Armen zusammenbrach. Sie griff
    taumelnd nach ihrer Tasche und rannte los. Ihre Schritte hallten über den
    Parkplatz, dann eilte sie Richtung Landstraße weiter. Auch als die Dunkelheit sie
    längst verschlungen hatte und die Tankstelle nur noch als ein entferntes
    Lichtpünktchen zu sehen war, hörte sie nicht auf zu rennen.
    Schließlich verlangsamte sie ihr Tempo. Das Herz schlug ihr heftig gegen die
    Rippen, ihr Atem keuchte stoßweise. Sie musste davon ausgehen, dass der
    Tankwart die Polizei benachrichtigen würde, glaubte allerdings nicht, dass nach
    einer Vagabundin intensiv gesucht werden würde. Es war schließlich nichts
    gestohlen worden, den einzigen Schaden hatten die edlen Teile des Tankwarts
    erlitten. Trotzdem, wenn einer der Sheriffs oder seiner Stellvertreter sie am
    Straßenrand sähen, würden sie sie sicherlich anhalten. Bei jedem Auto musste
    sie die Straße verlassen und sich so lange verstecken, bis es vorbeigefahren war.
    Eben noch war sie einigermaßen sauber gewesen. Jetzt aber waren sowohl
    Gesicht als auch Hände und Kleidung voller Dreck. Sie blieb stehen und klopfte
    sich, so gut es ging, den Dreck ab. Trotzdem musste sie sich eingestehen, dass
    sie jetzt noch schlimmer als vorher aussah.

    Sie musste unbedingt einen öffentlichen Waschraum aufsuchen und sich dort
    waschen. Immerhin hatte sie bisher noch nicht in einem Straßengraben
    nächtigen müssen. Aber eine dumpfe Vorahnung sagte ihr, dass ihr das nicht
    erspart werden würde. Bei der nächsten Gelegenheit wollte sie für alle Fälle
    etwas Toilettenpapier mitgehen lassen. Wenn ihr nichts daran lag, aufzufallen,
    musste sie, wenn schon nicht respektabel, so doch zumindest sesshaft aussehen.
    Die Plastiktüte schützte den Computer vor dem Regen, erweckte jedoch den
    Eindruck einer Obdachlosen. Die Tankwarte würden sie wegscheuchen. Sie
    musste sich also woanders so repräsentabel herrichten, wie es unter den
    Umständen noch möglich war. Dann würde sie sich in ein Kaufhaus wagen und
    etwas Kleidung und eine billige Handtasche kaufen. Diese ganz herkömmlichen
    Dinge würden ihr das Leben erleichtern. Sie könnte dann beispielsweise, ohne
    Aufmerksamkeit zu erregen, öffentliche Waschräume benutzen. Eigentlich hätte
    sie ein Auto gebraucht, das sie sich jedoch hätte stehlen

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