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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ein
    persönlicher Rekord. Andererseits hatte sie ihren Computer bereits seit achtzig
    Sekunden unbeaufsichtigt zurücklassen müssen.
    Zwei Kassen waren geöffnet. An der einen lud ein Junggeselle ein paar
    Fertiggerichte, ein Sechserpack Bier und eine Großpackung Kartoffelchips auf das
    Band, für einen allein stehenden Mann eine gängige Zusammenstellung. An der

    zweiten Kasse zählte ein gebeugter alter Herr umständlich das Geld für eine
    Packung Kopfschmerztabletten ab. Grace wählte die zweite Kasse. Der Kassierer
    überreichte dem alten Mann die Quittung, die er lächelnd entgegennahm.
    »Meine Frau hat Kopfschmerzen«, erklärte er freundlich.
    Er war ein Gentleman vom alten Schlag, als Freundlichkeit gegenüber Fremden
    noch eine Selbstverständlichkeit war und nicht etwas, wovor man erschreckte.
    »Kein Aspirin im Haus. Verstehe ich gar nicht, sonst hat sie eigentlich immer alle
    möglichen Tabletten vorrätig. Heute aber war kein einziges Aspirin aufzutreiben.
    « Er wandte den Kopf und nickte Grace augenzwinkernd zu. Offenbar hatte er
    sich gerne nützlich gemacht.
    Der routinierte Kassierer tippte Graces drei Einkäufe ein, während der alte Mann
    sein Portemonnaie in die Tasche zwängte. »Zwölf siebenunddreißig. Baumsterben
    oder Luftverschmutzung? «
    Grace blinzelte verständnislos. »Ich - was? « Sie reichte ihm dreizehn Dollar.
    »Papier oder Plastik? « übersetzte der Angestellte grinsend seine Frage. Der alte
    Mann kicherte und machte sich auf den Weg.
    »Plastik«, erwiderte Grace. Die Nachtschicht hatte offenbar gute Laune. Sie
    verspürte so etwas wie Belustigung, ein wenig Leben in der Ödnis ihres Herzens,
    ein zaghaftes Herzklopfen zum Zeichen dafür, dass sie noch lebte. Für den
    Bruchteil einer Sekunde lächelte sie, für den Bruchteil einer Sekunde lebte sie
    wieder. Sie blickte dem alten Mann hinterher, der gerade durch die
    automatischen Türen ging. Durch die breite Frontscheibe des Ladens sah sie zwei
    Männer aus einem großen, direkt vor der Tür parkenden Dodge steigen.
    Der eine Mann wartete darauf, bis der andere um das Auto herumgekommen
    war, dann gingen sie gemeinsam auf den Laden zu. Der eine war dunkelhaarig,
    kräftig, und seine Kopfform erinnerte entfernt an die eines Schimpansen. Der
    andere war mittelgroß, von normaler Statur mit unauffälligem braunem Haar. Er
    sah... eben unauffällig aus. Hosen und Jackett waren weder zu neu noch zu
    abgetragen. In einer Menschenmenge würde keiner der beiden auffallen, noch
    nicht einmal der, der einem Affen ähnelte. Er war einfach nur ein Typ mit einem
    etwas zu tiefen Haaransatz und ein wenig zu muskulös, mehr nicht. Ihr
    Gleichschritt jedoch verriet, dass sie ein ganz bestimmtes Ziel anpeilten und
    etwas zu erledigen hatten.
    »Ihr Wechselgeld. Dreiundsechzig Cents. «

    Geistesabwesend nahm Grace das Wechselgeld entgegen. Archäologen wissen
    viel über Anthropologie, da beide Wissenschaften Hand in Hand arbeiten, wenn
    sie die Lebensumstände früherer Menschen rekonstruieren. Grace hatte mit zwei
    Archäologen, ihrem Mann und ihrem Bruder, zusammengelebt und über die Jahre
    einiges aus ihren Unterhaltungen aufgegriffen. Zwei Männer, die gemeinsam ein
    bestimmtes Ziel anstrebten. Männer liefen nur dann synchron, wenn sie als Team
    an einer festgelegten Aufgabe arbeiteten. Normalerweise gingen Männer zwar
    schon nebeneinander, aber eben nicht miteinander, damit sie Frauen keine
    falschen Signale übermittelten.
    Sie riss dem vollkommen verdatterten Kassierer die Einkaufstüte aus der Hand
    und rannte in den Laden zurück.
    »Hey! « rief ihr der überraschte Angestellte hinterher, doch Grace zögerte nicht
    einen Augenblick. Sie warf den beiden Männern vor der Tür einen Blick zu.
    Offenbar hatten sie sie bereits beobachtet, denn jetzt fingen sie zu rennen an.
    Sie ließ sich zu Boden fallen und robbte zwischen mehreren Regalen hindurch,
    die die beiden Männer von ihrem Standpunkt aus nicht einsehen konnten. Ihr
    Puls raste, doch merkwürdigerweise empfand sie keine Panik, sondern lediglich
    eine gesteigerte Wachsamkeit. Sie war in einem geschlossenen Bereich gefangen
    und wurde von zwei Männern verfolgt, denen sie nur durch große Schnelligkeit
    entkommen konnte. Ihnen jedoch zu entkommen war beinahe unmöglich. Das
    mussten Parrishs Leute sein, und Parrish würde bestimmt den Befehl gegeben
    haben, sie notfalls von hinten zu erschießen. Eine Frau schob am anderen
    Gangende ihren Einkaufswagen herein und

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