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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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blickte auf die Erfrischungsgetränke.
    Ihre Geldbörse lag unbeobachtet unter einem roten Pullover auf dem Kindersitz.
    Grace bewegte sich, ohne zu rennen, den Gang entlang. Die Frau war ganz und
    gar damit beschäftigt, einen Kasten Saft in ihren Wagen zu laden. Im
    Vorübergehen angelte Grace den roten Pulli aus ihrem Wagen.
    Eilig bog sie um die Ecke in den nächsten Gang und streifte den Pullover über,
    wobei sie ihren langen Zopf darunter versteckte. Der lange Zopf war ein
    offensichtliches Erkennungsmerkmal, wogegen der knallrote Pullover
    möglicherweise den gegenteiligen Effekt hatte. Vorhin hatte sie keinen Pullover
    getragen. Die beiden Männer würden, so hoffte sie jedenfalls, an einem so
    auffälligen Kleidungsstück einfach vorbeischauen.

    Sie klemmte ihre Einkaufstüte wie eine Handtasche unter den Arm und
    schlenderte beinahe gemächlich auf den Ausgang zu. Sie mimte eine Kundin, die
    im Vorübergehen die Regale musterte.
    Dann hörte sie, wie der Kassierer jemandem erzählte, eine Frau sei nach dem
    Bezahlen in den Laden zurück gerannt, anstatt ihn erwartungsgemäß zu
    verlassen.
    Der braunhaarige Durchschnittstyp betrat Graces Gang. Er sah Grace kaum an,
    sein Blick schweifte schnell an dem roten Pullover vorbei. Das Herz schlug ihr bis
    zum Hals, aber sie behielt ihren langsamen Bummelschritt bei. Ihre Haut fühlte
    sich spröde und verletzlich an, kein Hindernis für eine Kugel. Der Mann war zwar
    weitergegangen, aber vielleicht war er ausgefuchst, hatte ihre improvisierte
    Verkleidung durchschaut und wartete am Ende des Ganges auf sie.
    Möglicherweise lief sie geradewegs in die Todesfalle. Ihre Beine fühlten sich
    schwach an, und ihre Knie schlotterten. Noch drei Schritte und sie war aus den
    Regalen heraus und stand vor der Kasse. Ohne sich umzudrehen, registrierte sie
    den sich entfernenden Mann, der die anderen Gänge absuchte.
    Losrennen! Instinktiv wollte sie die Flucht ergreifen, aber ihre Beine versagten.
    Ihre Vernunft hielt sie zurück, denn jede Sekunde, in der sie nicht entdeckt
    wurde, war eine weitere Sekunde ihres Lebens. Einkaufswagen blockierten die
    Durchgänge neben den unbesetzten Kassen. Sie quetschte sich daran vorbei in
    den engen Ausgangsbereich. Sie wandte sich den linken Türen zu, die der Reihe
    der Autos am nächsten waren. Dort lag ihr Computer versteckt. Die
    automatischen Türen öffneten sich mit einem leisen Zischen. Mit klopfendem
    Herzen trat sie in die nächtliche Kälte hinaus. Sie konnte kaum glauben, dass ihr
    das Täuschungsmanöver gelungen war. Aber sie hatte dadurch höchstens eine
    Minute gewonnen.
    Sie rannte zu der Reihe der Angestelltenautos und tauchte in ihr Versteck ab. Auf
    dem Pflaster liegend, kroch sie unter das Auto und quetschte sich mit ihrem
    Computer zwischen die Vorderräder.
    Der scharfkörnige, sogar noch durch ihre Kleider hindurch dringende Kies,
    schürfte ihre Haut auf. Der Geruch von Öl und Benzin schien ihre Schleimhäute
    mit einem schmutzigen Film zu überziehen. Regungslos verharrte sie und wartete
    auf die Schritte der beiden Männer.
    Keine zehn Sekunden später waren sie auch schon zu hören. Die beiden
    bewegten sich ziemlich schnell, aber sie waren Profis. Sie vermieden alles, was

    unnötige Aufmerksamkeit hätte erregen können. Sie brüllten nicht, auch hatten
    sie ihre Pistolen nicht gezogen, sie waren einfach nur auf der Suche. Grace hörte,
    wie sich die Schritte näherten und dann wieder entfernten. Sie presste sich noch
    näher an das Rad und versuchte, sich so klein wie nur möglich zu machen.
    Offenbar suchten sie den Parkplatz nach ihr ab.
    »Ich kann es nicht glauben, dass sie uns entwischt ist«, bemerkte der eine Mann
    verärgert.
    »Sie hat sich als erstaunlich gerissen entpuppt«, erwiderte eine zweite, tiefere
    Stimme. Stimmlage und Wortwahl waren sehr bedacht, als ob der Sprecher jedes
    Wort genau abwägen würde.
    Sie unterhielten sich noch weiter, Grace konnte sie jedoch nicht mehr verstehen,
    da sie sich entfernt hatten. Dann wurden die Stimmen wieder deutlicher.
    »Sie hat uns abgekocht. Mann, ich kann es einfach nicht glauben. Ein Blick, und
    sie ist sofort stiften gegangen. Sie muss über die Verladerampe getürmt sein,
    auch wenn der Typ behauptet hat, dass dort niemand durch sei. «
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. « Die zweite Stimme war immer noch ruhig, fast
    gleichgültig. »Sagtest du, dass sie eine Gepäcktasche dabei hatte, als du ihr auf
    der Straße begegnet bist?

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