Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
gehen oder aber den
    ganzen Tag in den Gärten und auf den Straßen spielen würden. Sie betete, dass
    es ein Wochentag sein möge.
    Die Leute begannen, ihre Häuser zu verlassen. Rauch stieg aus den Auspuffen
    der Autos in die kalte Morgenluft auf. Grace beobachtete aufmerksam, wie viele
    Menschen aus den jeweiligen Häusern kamen.
    Schließlich hatte Grace ihre Wahl getroffen. Zuerst verließ der Ehemann das
    Haus, zwanzig Minuten später folgte ihm seine Frau.
    Grace wartete noch eine Weile ab. Kinder mit Büchern und Rucksäcken kamen
    zum Vorschein. Wegen der bevorstehenden Sommerferien alberten sie
    ausgelassen herum. Die letzten kühlen Tage hatten ihre Begeisterung nicht
    dämpfen können. Schon bald würde die Schule vorbei sein, und der lange
    Sommer läge vor ihnen. Grace beneidete sie um diese einfachen Freuden. Der
    Schulbus kam, und die Straßen leerten sich. In dem Viertel wurde es wieder
    ruhig. Nur noch wenige, deren Arbeitstag erst gegen acht begann, würden jetzt
    noch ihre Häuser verlassen.

    Dies war der richtige Zeitpunkt, denn die Straßen waren einerseits fast ganz leer,
    dennoch war es laut genug, dass niemandem das Geräusch zerbrochenen Glases
    auffallen würde.
    Grace schlich sich auf die Rückseite des angepeilten Hauses und versteckte sich
    hinter der sauber getrimmten Hecke, die das Grundstück von seinem Nachbarn
    trennte.
    Wie sie gehofft hatte, bestand die obere Hälfte der Hintertür aus Glas. In dem
    Haus links daneben war noch jemand zu Hause, aber die Gardinen waren
    zugezogen, so dass sie von dort aus niemand bemerken würde. Das Haus auf der
    rechten Seite war eine Art Ranch im Stil der fünfziger Jahre. Es war länger, aber
    auch flacher als ihr auserwähltes Haus. Wer auch immer dort hinten aus dem
    Fenster schaute, würde die Rückseite ihres Hauses nicht sehen können.
    Sie hoffte, dass man ihr den Einstieg vielleicht erleichtern würde und suchte nach
    einem möglichen Schlüsselversteck. Blumentöpfe waren jedoch nicht vorhanden,
    und unter der Türmatte fand sie auch nichts. Die Scheibe zu zerschmettern war
    dann doch schwieriger als erwartet. Im Fernsehen oder im Kino sah es immer so
    einfach aus, das Glas zersprang sofort, wenn es von einer Pistole oder einem
    Ellenbogen auch nur berührt wurde. Im wirklichen Leben aber war es nicht so
    einfach. Nachdem sie sich ihren Ellenbogen blau geschlagen hatte, sah sie sich
    nach einem härteren Gegenstand um. Der Garten aber war sehr ordentlich
    gehalten, kein Stein stand dort zu ihrer Verfügung. Nur die Blumenbeete waren
    sorgfältig mit Klinkersteinen eingefasst worden. Einen davon rüttelte sie sich aus
    der Erde.
    Grace wickelte ihren roten Pullover um den Stein, um damit das Geräusch
    brechenden Glases zu dämpfen. Sie haute den Stein dann so lange gegen die
    Scheibe, bis sie endlich zersprang. Nachdem sie den Stein wieder zurückgelegt
    hatte, atmete sie tief durch und öffnete die Tür. Sie musste ihren ganzen Mut
    zusammennehmen, denn das fremde, stille Haus zu betreten fiel ihr nicht leicht.
    Den Fuß über die Schwelle zu setzen bedeutete, dass sie sich in diesem
    Augenblick des Einbruchs schuldig machte. Ausgerechnet sie, die die Vorschriften
    immer so gewissenhaft befolgte, dass sie sogar die Geschwindigkeits-
    begrenzungen genau einhielt. Sie wollte auch nichts weiter stehlen als ein
    bisschen heißes Wasser und etwas Elektrizität. Der Besuch in dem
    Lebensmittelladen hatte ihr klargemacht, dass sie unbedingt in der Masse
    Mensch untergehen musste und außerdem noch ein paar Verkleidungen parat

    haben musste. Sie durfte nicht länger wie auf Trebe aussehen, sie musste mit
    ihrer Umwelt verschmelzen. Entweder musste sie mit ihr verschmelzen oder aber
    sterben.
    Ihr Herz klopfte hörbar, als sie sich aus ihrer dreckigen Kleidung pellte und diese
    in die Waschmaschine einer ihr unbekannten Frau stopfte. Was würde passieren,
    wenn sie sich verkalkuliert hatte und die Frau oder der Mann gar nicht den
    ganzen Tag über wegbleiben würden, statt dessen einer der beiden lediglich
    etwas besorgen war und schon bald wieder zurückkehrte? Bestenfalls würde nur
    die Polizei gerufen werden, wenn sie eine fremde Frau nackt in der Dusche ihres
    Hauses vorfanden.
    Aber sie hatte sich nicht getraut, ein Hotelzimmer zu mieten, da man ihr bei
    ihrem derzeitigen Aussehen und Geruch sicherlich noch nicht einmal dann eines
    vermietet hätte, wenn sie es sofort bar bezahlt hätte. Vielleicht würden ja auch
    Parrishs Leute die

Weitere Kostenlose Bücher