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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Verachtung eines im
Grunde Unbekannten strikt von sich. Sie würde ihn abschütteln.
    Vielleicht sogar übertrumpfen ...
    Holly nahm eine provozierende
Haltung ein, stemmte die Hand auf die Hüfte und hob so grazil wie eine Lilie
auf ihrem Stengel das Kinn. Künstlich lächelnd zeigte sie der Kamera die Zähne.
    »Soll das etwa jemanden anmachen?«
fragte Jerry.
    Holly wandte sich ab, atmete aus und
zog die Brauen zusammen. Sie versuchte, die Gegenwart zu vergessen und den
Traum wiederaufleben zu lassen. Über all die Jahre hinweg füllte er die Leere
aus, seit ihre Tante sie dem Land – und dem Mann – ihrer Liebe entrissen hatte.
    Es war die Nähe von Linc gewesen,
die Holly vor der Kamera hatte lebendig werden lassen. Er hatte sie zu dieser
unbändigen Sinnlichkeit inspiriert, die man auch in den Hochglanzmagazinen
und auf dem Bildschirm noch spüren würde.
    »Über deine rechte Schulter«, befahl
Jerry. »Öffne deine Lippen, und laß ein bißchen Zunge sehen.«
    Holly wandte sich um.
    Der Besucher hatte sich keinen Millimeter
vom Fleck bewegt. Er stand immer noch da und beobachtete sie.
    Mit Abscheu!
    Warum? fragte sich Holly verzweifelt. Was
habe ich denn getan, daß er so wütend auf mich war und nicht einmal meine
Briefe beantwortete?
    Und warum ist er jetzt hier und haßt
mich?
    Plötzlich merkte Holly, daß sich ihr
Seidenkleid durch die Hitze statisch aufgeladen hatte und dicht an ihrem Körper
klebte. Der weichanliegende Stoff suggerierte jedem mit Augen im Kopf, daß
Royce Design, ganz wie es die Werbung suggerierte, »über nichts außer der
parfümierten Haut einer Frau« getragen werden sollte.
    Einen Augenblick lang verharrte
Holly regungslos, von Lincs Blick gebannt. Abgesehen von der peinlichen
textilen Berührung spürte sie aber noch etwas. Etwas, das ihr in den letzten sechs
Jahren nicht mehr passiert war.
    Ihr Körper reagierte, indem er
gleichzeitig heiß und kalt wurde. Ihre Brustknospen zogen sich zusammen und
zeichneten sich durch die dünne Seide ab.
    Der sarkastische Zug um Lincs Mund
verriet ihr, daß ihm ihre Körperreaktionen nicht entgingen.
    Sie wollte vor ihm weglaufen. Das
wäre indessen eine typische Reaktion von Holly gewesen. Im Augenblick jedoch
ging es nicht um Holly. Sie war Shannon – und rannte vor niemandem davon,
schon gar nicht vor den feindseligen Blicken eines Mannes.
    Im Gegenteil, eine Shannon müßte
unverhohlene Ablehnung mit gesteigertem Charme beantworten.
    Die dünne Seide umschlang Hollys Hüften,
als sie sich von Linc, der Kamera und den anderen abwandte. Ohne sich
umzublicken, rannte sie durch die aufgestellten Lampen und Reflektoren davon.
    »Shannon?« Jerry rang um Geduld.
»Wohin läufst du denn? Wir haben doch gerade erst angefangen!«
    »Pech für dich«, entgegnete sie.
»Mir reicht es«, sagte sie in dem harten Tonfall der Ostküste, mit dem sie ihr
unliebsame Männer bedachte. Shannons Stimme.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen
eilte Holly weiter, weg von Linc McKenzie, dem einzigen Mann, den sie jemals
geliebt hatte.

2
    Holly schnappte sich ihre Sonnenbrille
und eine Flasche Mineralwasser von dem Teewagen, der sie überallhin, ob in die
Berge oder in die Wüste, begleitete. Dieser Service bildete einen jener
Vorzüge, die ihr Vertrag mit Royce Design mit sich brachten.
    Hinter dunkelrosa getönter
Sonnenbrille verschanzt, nippte sie an ihrem Wasser. Seufzend ließ sie die
perlende Flüssigkeit über die Zunge gleiten und rieb sich mit der kalten
Flasche über die Handgelenke, unter denen ihr Blut heftig pulsierte.
    »Was nimmst du dir eigentlich
heraus?« brüllte Jerry los. »Wir sind mitten in der Arbeit, und du sitzt auf
deinem zusammengekniffenen Hintern wie Königin Elizabeth persönlich!«
    Die junge Dame beachtete ihn nicht,
sondern konzentrierte sich auf ihre Hände. Sie hatten die irritierende
Eigenschaft, leicht ins Zittern zu geraten.
    Jerry überschüttete sie mit
Beleidigungen.
    Auch das ignorierte Holly. Sie
wußte, daß Jerry zwar ein ausgezeichneter Fotograf, in menschlicher Hinsicht
jedoch ein ziemlich miserabler Klotz war.
    Roger Royces britischer Akzent
unterbrach Jerrys Schimpftirade.
    »Mach mal halblang, guter Mann! Du
hast Shannon stundenlang in dieser Hitze wie ein Tier schuften lassen. Jedes
andere Model hätte dir längst die kalte Schulter gezeigt.«
    Holly drehte sich langsam zu ihrem
Chef um. Er hatte blondes Haar und strahlte eine elegante Männlichkeit aus.
Mit seinen fast ein Meter neunzig überragte er Holly um

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