Wie verführt man einen Star?
Croissant. „Ganz offensichtlich hat er unterschätzt, wie rüde und uneinsichtig du geworden bist.“
„Darüber hast du ihn bestimmt liebend gern aufgeklärt, habe ich recht?“
„War unnötig, nachdem du ihn zu unmöglicher Stunde mit deinem Gejammer belästigt hast“, antwortete sie knapp und biss herzhaft in ihr Honigcroissant. Beinahe hätte sie noch einen genussvollen Laut von sich gegeben, so sehr hatte sie sich während der letzten eineinhalb Stunden auf diesen Augenblick gefreut. Duftender Kaffee und ein leckeres Frühstück. Herrlich. „Probier mal ein Croissant, Jordan!“, riet sie ihm. „Das hilft vielleicht auch gegen deinen Kater.“
Die Beweise dafür, dass Jordan zu später Stunde in die Küche zurückgekehrt war, standen noch immer anklagend neben der Spüle: ein benutztes Glas und die leere Rotweinflasche. Den dunklen Ringen unter seinen Augen und der blassen Gesichtsfarbe nach zu urteilen hatte der Alkohol gegen die Schmerzen, die Jordan offenbar wach hielten, nicht viel ausrichten können.
Wenigstens hatte er sich an diesem Morgen rasiert und sich die Haare gekämmt, und nun erkannte man auch das Grübchen in seinem markanten Kinn wieder. Das lenkte Stephanie etwas ab, deshalb konzentrierte sie sich schnell auf seine Kleidung, die aus blassen Jeans und einem weißen T-Shirt bestand. Ausgesprochen sexy!
Auch Stephanie hatte nicht besonders gut geschlafen. Jordans Anwesenheit irgendwo in diesem großen Haus beunruhigte sie, und als sie am Morgen nicht einmal Brot oder Aufschnitt für ein anständiges Frühstück fand, sank ihre Laune endgültig in den Keller.
Spontan rief sie Lucan St. Claire an, um ihm ihre sichere Ankunft mitzuteilen, und erfuhr auf diesem Wege, dass sich sein Bruder bereits bei ihm gemeldet hatte. Jordan hätte sich bitterlich darüber beschwert, dass er bevormundet wurde, aber dieser Vorwurf ließ Lucan ganz offensichtlich kalt. Er schien einfach nur froh über die Tatsache zu sein, dass Jordan überhaupt auf Einflüsse von außen reagierte und endlich aus seiner depressiven Lethargie erwachte.
Stephanie wartete, bis Jordan sich seinen Teller gefüllt hatte, bevor sie weitersprach. „Ich habe davon abgesehen, deinem Bruder zu berichten, auf welch verwerfliche Weise du mich zu vergraulen versucht hast“, sagte sie steif.
Langsam und genüsslich nahm er den ersten frischen Bissen seit Tagen zu sich und begann zu kauen. „Nur weil du wusstest, dass es ihn sowieso nicht interessieren würde.“
Sie zuckte die Achseln. „Oder um mir diese Beschwerde für einen späteren Zeitpunkt aufzuheben.“
Allmählich wurde ihm klar, dass in Stephanie McKinley tatsächlich mehr steckte, als sich ihm auf den ersten Blick erschlossen hatte. Seine Neugierde war definitiv geweckt.
„Ich wollte dich eigentlich schon gestern fragen, ob es da noch einen Mr McKinley gibt, der irgendwo auf dich wartet“, begann er und lehnte sich zurück.
Achtlos warf sie einen kurzen Blick auf ihre Hände. „Kein Ring.“
„Nicht alle verheirateten Frauen, die ich kenne, tragen einen Ehering“, wandte er ein.
„Vermutlich, weil sie dich nicht wissen lassen wollen, dass sie eigentlich in festen Händen sind“, erklärte sie gelassen.
Seine Augen wurden schmal. „Ich lasse mich nicht mit verheirateten Frauen ein.“
„Nein?“
„Nein.“
„Wegen der Scheidung deiner Eltern?“
Jetzt sog er scharf den Atem ein. „Was weißt du schon von der Scheidung meiner Eltern?“
„Nur, dass du sie in Interviews gern als Entschuldigung verwendest, dich niemals auf eine ernsthafte Beziehung einzulassen.“
„Es ist eine Tatsache, keine Entschuldigung.“ Er schob seinen leeren Teller von sich und stand auf.
Ihr war bewusst, dass sie ihn mit diesem Thema verärgert hatte, aber genau wie Lucan war ihr jede negative Reaktion von Jordan lieber als gar keine.
Sie setzte ein wissendes Lächeln auf. „Dabei ist es doch unvorstellbar, dass eine Frau jemals auf die Idee kommt, Jordan Simpson zu betrügen!“
„Mein Vater ist fremdgegangen, nicht meine Mutter“, entgegnete er schneller, als ihm lieb war.
Das war natürlich etwas anderes, dachte Stephanie. Jordan darf auf keinen Fall erfahren, dass man mir vorwirft, ich hätte mich an einen verheirateten Patienten von mir herangemacht.
Frustriert über seine lose Zunge fuhr Jordan sich durch die Haare. „Ich bleibe den Vormittag über in meinem Arbeitszimmer.“
„Um was zu tun?“, fragte sie direkt und blieb in der Tür zum Flur
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