Wie verkuppelt man eine Familie?
nötig. Sobald Pete kommt, fahren wir nach Hause.“
Rosemary lachte unvermittelt. „Ich bin bloß seine Schwester. Wir sind zu dritt. Tucker ist der Älteste, dann kommt Ike und ich bin das Nesthäkchen. Tucker hat mich herzitiert. Wenn bei uns irgendwas schief geht, muss er es einrenken. Diesmal bin ich dran – laut Familienbeschluss.“
Das waren viele Informationen gegenüber einer Fremden, aber Garnet wusste die Offenheit zu schätzen. „Sie sehen nicht so aus, als ob bei Ihnen etwas einzurenken wäre!?“
„Sagen Sie das bitte meinen Brüdern und den Eltern. Die denken alle, dass ich zu einer verrückten Einsiedlerin geworden bin.“ Ohne aufzuhören zu sprechen, schob sie Garnet die Stufen zur Veranda hinauf in den Schatten. „Ich bin Botanikerin und habe die Bewilligung bekommen, wilde Orchideen in South Carolina zu studieren. Ich finde das wundervoll.“
„Wow! Das klingt wirklich faszinierend. Ich habe eine Gärtnerei und züchte Kräuter und Gewürzpflanzen. Ich konzentriere mich hauptsächlich auf Pflanzen, die in dieser Gegend natürlich vorkommen, abgesehen von der Vanille. Die meisten Leute wissen gar nicht, dass sie …“
„… eine Orchidee ist? Du meine Güte! Wir werden prächtig miteinander auskommen. Ich hoffe, dass es eine Ewigkeit dauert, bis mein großer Bruder auftaucht.“
Doch in diesem Moment fuhr ein schmutzverkrusteter Gator vor – ein offener geländegängiger Transporter. Tucker schaltete den Motor ab und sprang hinaus und schon wirkte der Hof wie elektrifiziert von hundert Kilo maskuliner Energie. Tucker nahm Garnets Blick gefangen, ehe sie sich ducken konnte. Und dann kam dieses überwältigende Lächeln, das ihr schneller zu Kopf stieg als Bourbon pur.
„Ich kann nichts dafür, dass wir zu spät kommen“, verkündete er ohne Vorrede.
„Ja, Mom, das ist meine Schuld.“ Pete sprang vom Beifahrersitz und lief zu ihr. „Müssen wir jetzt sofort fahren? Ich will noch nicht weg von hier.“
In den folgenden Minuten herrschte Verwirrung. Rosemary verlangte eine Umarmung von ihrem Bruderherz und eröffnete ein Geschwistergeplänkel mit gegenseitigen spaßhaften Beleidigungen. Will schoss durch die Fliegentür aus dem Haus, stürmte zu Garnet und rief mit hochrotem Kopf: „Ich hätte danke sagen müssen. Ich hab’s vergessen. Ist es okay, wenn ich wiederkomme?“
„Aber ja! Du warst mir eine große Hilfe.“
Gleichzeitig eröffnete Pete eine technische Erörterung über die Website des Camps. Für Garnet klang es wie Suaheli.
Tucker schien die turbulente Situation mühelos zu meistern. Doch schließlich hielt er eine Hand hoch, um für Stille zu sorgen. „He, jetzt chillen wir erst mal alle für ein paar Minuten. Ich möchte mit Garnet zum Turm. Wir machen die Tour in Rekordzeit. Sie hat mir gesagt, dass sie ihn unbedingt sehen will.“
Sie hatte nie etwas in der Art verlauten lassen und warf ihm einen erstaunten Blick zu.
Er schob sie nur zum Gator. „Das ist die Kutsche, die ich im Camp benutzte. Bitte steigen Sie ein.“
Ohne zu zögern, befolgte sie die Aufforderung, denn ihr war klar, dass er diese Auszeit arrangierte, damit sie einander berichten konnten, wie die Kinder sich den Nachmittag über jeweils benommen hatten.
„Sie zuerst. Wie hat es mit Will geklappt?“, fragte er.
Sie waren bereits ein Stück vom Haus entfernt. Nach einer scharfen Kurve sah sie ein Hinweisschild für das Büro. Hatte Pete dort den Nachmittag verbracht? Sie wollte danach fragen, doch dann warf Tucker ihr einen jener Blicke zu.
Sie war nicht dazu gekommen, sich umzuziehen. Folglich trug sie ihre übliche Arbeitskluft aus Stirnband, T-Shirt mit Plain-Vanilla-Logo, Shorts und alten Sandalen – und dazu extra Schmuck in Form von Schmutzflecken. Seine eingehende Musterung ließ trotzdem darauf schließen, dass sie in seinen Augen gut aussah, sogar mehr als das.
Offensichtlich braucht er eine Brille, dachte Garnet. „Sie haben gesagt, dass Will wahnsinnig schüchtern gegenüber Frauen ist. Aber er hat mir förmlich ein Ohr abgekaut! Ich weiß mehr über Ihre Familie, als Sie mich wahrscheinlich hören lassen wollten. Ich weiß von dem Mädchen, das ihm gefällt. Was er über seine Mutter denkt. Dass er seine Großeltern nur selten sieht, aber Ihre Geschwister ein fester Bestandteil seines Lebens sind. Er hat mir Unmengen von Dingen erzählt, die mich nichts angehen, aber ich schwöre, dass ich ihm keine persönlichen Fragen gestellt habe und es niemals tun
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