Wie verkuppelt man eine Familie?
ist eine Highschoolgruppe eingetroffen. Ich empfange meine neuen Kunden immer persönlich. Ich stelle mich vor, heiße jeden Einzelnen willkommen und vergewissere mich, dass sich alle wohlfühlen. Jedenfalls musste ich für eine kleine Weile weg aus dem Büro, etwa eine halbe Stunde.“
„Aha.“
„Als ich zurückkam, hingen die inzwischen eingegangenen Telefonnachrichten an der Pinnwand, versehen mit Uhrzeit, Name und Rückrufnummer. Und mein Schreibtisch … Ich kann mich nicht erinnern, wann ich ihn je so nackt gesehen habe. Ich wusste gar nicht mehr, dass er eine grüne Schieferplatte hat.“
„Äh …“
„Pete hat gesagt, dass er nicht genug Zeit hatte, um alles richtig zu inspizieren. Das war sein Ausdruck. Inspizieren. Aber er hatte den Computer gestartet, meine Programme geöffnet und meine Website gecheckt. Er hat mir versichert, dass er mich nicht beleidigen wolle, hat die Website aber erbärmlich genannt. He, lachen Sie etwa?“
„Tut mir leid“, brachte Garnet atemlos hervor. „Er hätte nicht so respektlos sein dürfen. Ehrlich, er weiß eigentlich …“
„Ach, er war überhaupt nicht respektlos. Er hat immer wieder beteuert, dass er mir nicht zu nahe treten will. Würden Sie sich jetzt bitte wieder einkriegen?“
Sie konnte es nicht. „Sie verstehen das falsch. Ich bin einfach so erleichtert darüber, jemanden zu haben – einen Erwachsenen –, der sich mit meinem Sohn abgibt. Ich gebe mir immer die Schuld daran, dass er nicht wie andere Kinder ist.“
„Wieso das denn? Er ist köstlich, auch wenn ich ihm am liebsten sein schlaues loses Mundwerk gestopft hätte. Ich meine ja bloß, dass Sie mir Zeit geben müssen. Er ist wesentlich cleverer als ich. Das hatte ich nicht erwartet.“
„Ich auch nicht, obwohl er schon von Geburt an schlauer ist als ich.“
„Ich glaube allerdings, dass er ins Freie gezerrt und gezwungen werden sollte, hin und wieder ordinären Spaß zu haben.“
„Viel Glück dabei“, murmelte sie trocken.
Tucker lehnte sich entspannt zurück und schmunzelte unverhofft: „So hatte ich mir die Nachmittage mit den Jungs nicht vorgestellt.“
„Ich auch nicht. Ehrlich gesagt, habe ich nicht geglaubt, dass es funktioniert. Die Idee kam mir einfach zu verrückt vor. Ich dachte, dass es nichts weiter schaden kann, aber jetzt …“ Sie zögerte und fügte ernst hinzu: „Ich habe keinen blassen Dunst, ob es Will helfen wird, mit mir zusammen zu sein, aber ich mag ihn sehr gern. Wir hatten enorm viel Spaß zusammen.“
„Genau so geht es mir mit Pete. Ich habe keine Ahnung, ob ich ihn zu Sport oder irgendeiner anderen körperlichen Betätigung bewegen kann. Ich bin davon ausgegangen, dass ich ihn herausfordere – nicht umgekehrt. Aber es hat Spaß gemacht, mit ihm zu reden und mit ihm zusammen zu sein. Das bedeutet, dass ich zu hundert Prozent dafür bin, unser Projekt fortzusetzen. Solange es beiden Jungs guttut.“
„Das sehe ich auch so.“
Schweigen folgte.
Sie lächelte immer noch. Welche Überraschung, dass sie sich bei ihm derart wohlfühlte! Es war ihr wichtig, dass er ihren Sohn mochte – und sie seinen. Das Gespräch über ihre Kinder überbrückte gewissermaßen eine Hemmschwelle.
Doch dann schlug die angenehme entspannte Atmosphäre um. Plötzlich verspürte Garnet den Drang, die unzähligen Stufen vom Turm hinunterzulaufen, sich Pete zu schnappen und schnell nach Hause zu fahren. Sie war nicht direkt in Gefahr, aber da flammte etwas in Tuckers Augen auf – etwas Heißes und Elektrisierendes, das absolut nichts mit ihren Söhnen oder ihrer Elternschaft oder mit Vernunft zu tun hatte.
Die Welt schien den Atem anzuhalten. Garnet setzte zu einer Bemerkung an, hielt dann jedoch inne. Sie hatte nichts zu sagen. In ihrem Kopf waren keine Worte, die irgendeinen Sinn hätten ergeben können. Sie wurde nervös, dazu verspürte sie Verlangen und eine lang ignorierte lang verleugnete Sehnsucht.
Es konnte demnächst etwas passieren.
Eine Berührung, ein Kuss. Nicht, weil sie schon auf den ersten Blick auf Tucker abgefahren war, sondern weil er sie auf diese Weise ansah – wie ein Mann auf der Jagd, nach ihr. Wie ein Bock nach einem Reh oder wie ein Leitwolf nach einem Weibchen.
In dieser Millisekunde der Stille beschlich Garnet die verrückte Vorahnung, dass etwas Entscheidendes geschehen konnte – monumental, überwältigend, unwiderruflich –, wenn sie jetzt das Falsche tat.
Und das war natürlich das Problem, dass sie bereits so viel
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