Wie verkuppelt man eine Familie?
falsch gemacht hatte, dass sie mit Ausnahme von Pete und Plain Vanilla eine lange, lange Liste an Fehlentscheidungen vorzuweisen hatte und deshalb jeder in ihrem Leben enttäuscht von ihr war.
Und doch klopfte ihr Herz so schnell, dass es wie ein Trommelwirbel in ihren Ohren klang. Erst einen Moment später wurde ihr bewusst, dass dieser Trommelwirbel wirklich existierte. Er stammte nämlich vom Telefon in seiner Tasche.
Tucker zog eine finstere Miene, nahm den Anruf aber an. „Ja, natürlich. Wir sind gleich da.“ Er klappte das Handy zu, schüttelte den Kopf, wich zurück. „Das waren die Kids. Sie wollen natürlich wissen, wieso wir so lange brauchen.“
Die kleine Unterbrechung reichte, damit Garnet wieder zu Atem kam und damit sie ein paar nette normale Worte fand. „Kein Wunder. Unsere Jungs müssen am Verhungern sein.“
„Sie sind doch immer am Verhungern. Sie stopfen sich voll, und keine Stunde später sind sie wieder hungrig.“
„Oh, das kann ich bestätigen. Ich könnte schwören, dass Pete ein Loch im Magen hat. Er schaufelt das Essen nur so in sich rein und nimmt trotzdem kein Gramm zu.“
Den ganzen Abstieg vom Turm über scherzten sie auf diese Weise, redeten Unsinn und erzählten einander Anekdoten über ihre Söhne.
Dann fuhr Tucker mit Höchstgeschwindigkeit nach Hause. Keine fünf Minuten später bogen sie in seine Auffahrt ein.
Garnet sah seine Schwester mit den Jungen auf der Veranda sitzen und fischte ihre Autoschlüssel aus der Tasche. „Also, versuchen wir es wieder am Donnerstag?“
„Klingt großartig.“ Unverhofft streckte er eine Hand aus, umfasste ihr Handgelenk und murmelte: „Gerade noch mal mit dem Paukenschlag davongekommen.“
Sie blickte auf und sah erneut dieses aufwühlende gefährliche Funkeln in seinen Augen. „Paukenschlag?“
„Okay, technisch gesehen war es mein Handy, das Sie gerettet hat, aber das klingt so profan. Es dürfte zwar schwierig sein, etwas auszutüfteln, weil die Jungs fast immer dabei sind, aber ich werde mir etwas einfallen lassen. Das verspreche ich.“
Am liebsten hätte sie Verständnislosigkeit geheuchelt, doch sie war zu verdutzt über seine Offenheit und seinen Wagemut. Und einen Wimpernschlag später rannte Pete zu ihr und beklagte sich lautstark darüber, wie ausgehungert er war.
Es folgte eine allgemeine Verabschiedung und schon saß Garnet mit Pete im Van und fuhr davon. Zuerst verschwand das Haus aus ihrer Sicht, dann die Auffahrt und schließlich fuhren sie auf den Haarnadelkurven nach Hause.
Pete plapperte munter drauflos wie gewöhnlich. Allmählich beruhigte sich ihr rasender Puls. So lange waren sie nun schon eine zweiköpfige Familie. Sie kamen hervorragend zurecht und hatten sich in dem Szenario Zwei gegen den Rest der Welt ganz prächtig eingerichtet. Sie machte sich nicht wirklich Gedanken wegen Tucker.
Sie hatte aus ihren Fehlern in der Vergangenheit gelernt. In ihrer Kindheit mochte sie rebellisch gewesen sein, doch nun ließ sie sich nicht mehr auf Risiken ein.
Das musste sie nur in Erinnerung behalten.
Die Sonne ging schnell unter. Ein seidiger Nebel stieg auf, wirkte wie ein Weichzeichner auf die Umrisse der Wälder, dämpfte die Himmelsfarben und läutete die Nacht ein. In der abendlichen einsamen Stille begann der Berg zu wispern.
Oder vielleicht glaubte Tucker auch nur, das aufwühlende Flüstern zu hören, weil er an Garnet dachte.
Er sprintete die Verandastufen hinauf ins Haus. Über den großen Wohnbereich hinweg sah er seine Schwester und seinen Sohn über den Küchentresen gebeugt. Offensichtlich hatten sie den Kühlschrank geplündert. „Bedient euch ruhig“, bemerkte er trocken.
„Danke.“ Rosemary grinste und eröffnete: „Ike hat mich gestern angerufen und mir aufgetragen, mich so bald wie möglich bei dir zu melden, damit du dir keine Sorgen machst.“
„Du glaubst, dass ich mir Sorgen um dich mache?“
„Ja. Du warst in dieser Hinsicht schon immer eine Plage.“ Sie aß einen großen Löffel voll Pfefferminzeis – ihre Lieblingssorte, die er rein zufällig immer vorrätig hatte. „Ich hatte heute Nachmittag im nordwestlichen Quadranten von Whisper zu tun. Deshalb dachte ich mir, dass ich gleich mal reinschaue.“
„Wächst da oben denn irgendwelches Unkraut, das dich interessiert?“
„Kein Unkraut, wilde Orchideen!“ Sie wandte sich an Will. „Du tust mir echt leid, weil du mit diesem Typen zusammenleben musst.“
Er errötete bis in die Haarwurzeln. Seit Neuestem
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