Wie verkuppelt man eine Familie?
darin wie ich, Schwierigkeiten heraufzubeschwören.“
Ihr Haar war nass und zerzaust und ihre Nase brannte von der Sonne. Sie hatte sich zwar die Shorts übergezogen, war aber trotzdem halb nackt. Allein die Art, in der Tucker sie ansah, erweckte das Gefühl, ganz entblößt und sehr verletzlich zu sein.
„Hey, Dad!?“
Er zog eine Augenbraue hoch, wie um zu sagen: Das war’s dann wohl mit der Unterhaltung unter Erwachsenen.
Sie sammelten die Ausrüstung ein und verstauten alles im Kofferraum seines Trucks. Die Jungen stiegen auf den Rücksitz und Garnet auf den Beifahrersitz.
Auf halbem Weg nach Hause drehte sie sich nach hinten um. „Na, was ist mit euch beiden los?“
„Wieso?“, entgegnete Pete.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen, Mrs G.“
Die Unschuldsmienen verhießen nichts Gutes. „Ihr habt während der ganzen Fahrt kein einziges Wort gesprochen. Also, was ist in euch gefahren?“
„Nichts, nichts“, behauptete Will, „bloß, dass mein Onkel Ike gesagt hat, dass wir beide über Nacht bei ihm bleiben können. Und das wollen wir. Ich habe Pete erzählt, dass mein Onkel echt cool ist. Vor allem, wenn wir ihn ohne andere Erwachsene ganz für uns allein haben.“
„Und er ist Arzt“, fügte Pete hinzu. „Falls etwas passiert, ist er gleich zur Stelle – sehr praktisch, nicht, Mom? Du musst dir also gar keine Sorgen machen.“
Garnet wandte sich an Tucker. „Da ist doch was faul.“
„Mom, da ist überhaupt nichts faul!“, versicherte Pete.
„Ich schwöre, Dad“, bestätigte Will. „Wieso seid ihr gleich so misstrauisch, bloß wenn wir einfach mal ein bisschen still sind? Wie unfair ist das denn!“
„Okay, okay, ich entschuldige mich.“ Garnet drehte sich wieder nach vorn um – nach einem raschen Blickaustausch mit Tucker. Sie war felsenfest überzeugt, dass da etwas im Busch war. Pete verlangte nicht einmal, mit seinem großen Gewinn sofort zu Best Buy zu eilen. Das war wie Frieden im Nahen Osten. Er musste in Gedanken ganz woanders sein.
Da aber keiner der beiden Jungen dazu neigte zu lügen oder Unheil anzurichten, fiel ihr momentan nichts weiter zu sagen ein.
Kaum war Tucker in seine Auffahrt eingebogen, da sprangen die Kids auch schon aus dem Wagen und liefen schnurstracks zu Ike, der sie auf der obersten Verandastufe erwartete.
„Wir scheinen an Attraktivität verloren zu haben“, bemerkte Tucker mit schmerzlichem Unterton.
Garnet lachte. „Das sehe ich auch so. Die beiden stehen jetzt mehr auf deinen Bruder.“
„Ike ist wirklich nett. Mir ist noch nie kein Kind begegnet, das ihn nicht gemocht hätte. Bestimmt würden sie ihm nachlaufen wie dem Rattenfänger von Hameln.“
„Aber er hat keine eigenen Kinder, oder?“
„Noch nicht – zumindest nicht, dass ich wüsste. Er lässt sich nicht in die Karten schauen, was sein Privatleben angeht. Rosemary hat schon mehrfach versucht, ihn beschwipst zu machen, um seine Zunge zu lockern. Aber es ist sinnlos, ihm sind keinerlei Informationen zu entlocken.“
„Könnte es sein, dass das in der Familie liegt?“
Er warf ihr einen forschenden Blick zu, woraufhin sie ihm ein unschuldiges Lächeln schenkte. Doch er nahm ihr das Unschuldsgetue nicht ab.
Sie stiegen aus. Während sie die Ausrüstung ausluden, behielt er Garnet im Auge. Sie trug ihre Shorts über dem schlichten einteiligen Badeanzug. Ihr Haar war zu einem wild verschlungenen Pferdeschwanz hochgebunden und von einer Sonnenbrille gekrönt. Nase und Schultern leuchteten rötlich, überall sonst war die Haut nur ein bisschen tiefer gebräunt.
Er hielt sie für die verführerischste Frau auf Erden – und zwar genau so, wie sie gerade war: ungekünstelt und ganz ohne Sorge, ob ihr Haar richtig saß oder sich Sand zwischen ihren Zehen befand.
„Nun dann“, verkündete Ike, „die Jungs und ich nehmen den Gator. Wir haben genug Verpflegung für sechs Wochen dabei, aber falls uns die Vorräte vor Mitternacht ausgehen, kommen wir wieder runter und plündern den Kühlschrank. Ich habe neue Batterien ins Walkie-Talkie eingelegt. Wir nehmen die oberste Hütte, wo es für Kupferkopfschlangen zu hoch ist. Dafür hoffen wir, einen Bären zu Gesicht zu bekommen. Wir wollen uns Geistergeschichten erzählen, ganz lange aufbleiben und noch ein paar andere Dinge tun, die ihr beide gewiss nicht billigen würdet. Ich bringe die Jungen morgen gegen neun Uhr wieder runter. Ist da noch etwas, was die überängstlichen Eltern wissen müssten?“
„Hey!“, protestierte
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