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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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seines Alters und sie war durch ihren Beruf körperlich fit, auch wenn sie nicht die Muskeln eines Kajakfahrers besaß. Beide legten sich mächtig ins Zeug und übernahmen schnell die Führung.
    Der Sonnenhut war ihr längst vom Kopf geflogen und in den gurgelnden Fluten untergegangen. Das Wasser war sehr kalt, aber die Sonne brannte glühend heiß vom Himmel herab. Unter dem dichten Blätterdach der Bäume rief der tiefe Schatten ein Frösteln hervor, doch in Sekundenschnelle waren sie wieder im Sonnenschein. Ihre Arme wurden müde, begannen zu schmerzen, und doch behielt sie das Tempo bei.
    Das gegnerische Kanu holte auf. „Macht Platz, ihr Schwächlinge! Hier kommt das bessere Team!“, rief Tucker.
    „Ja, ihr Weicheier, wir schlagen euch haushoch!“, schrie Pete.
    Sie wirbelte herum, um sich zu überzeugen, dass es wirklich ihr Sohn war, der Beleidigungen schrie und sich im Freien sportlich betätigte und noch dazu klitschnass war. Dem Grinsen auf seinem Gesicht nach zu urteilen, als er mit seinem Kajak vorbeizog und in Führung ging, war die Belohnung total vergessen. Er hatte schlicht und einfach Spaß.
    „Versuch doch mitzuhalten, Mom! Wenn du kannst !“
    Sie legte sich noch mehr ins Zeug. Will dagegen schien die Kraft auszugehen. „Bist du müde?“, fragte sie.
    „Nee. Die haben bloß genau im richtigen Moment die Strömung erwischt. Aber wir können sie noch einholen, keine Sorge.“
    Sie holten auf bis auf drei Längen. Als Garnet merkte, dass sie nicht mehr gewinnen konnten, sagte sie: „Tut mir leid, dass ich nicht genug Power hatte. Aber ich lasse mir etwas einfallen, um die Siegprämie wettzumachen.“
    „Soll das ein Witz sein? Die blöde Prämie ist mir egal. Ich will bloß, dass wir eine Revanche bekommen.“
    Sie liefen auf den Sandstrand auf. Pete und Tucker vollführten einen Siegestanz. Will lachte laut. Garnet kroch aus dem Kajak und ließ sich bäuchlings auf das Ufer fallen.
    „Sind wir noch am Leben?“, erkundigte sich Tucker.
    „Momentan nicht. Erst wieder in fünf Minuten.“
    „Sind wir vielleicht ein kleines bisschen traurig, weil wir vernichtend geschlagen wurden?“
    „Unsinn! Ihr habt doch bloß um ein paar mickrige Meter gewonnen. Diesmal kriegt ihr zwar den Preis, aber Will und ich fordern Revanche. Stimmt’s?“
    „Na klar! Dieselben Teams, dasselbe Preisgeld – andere Gewinner!“, erklärte er und erfand dazu einen Sprechgesang.
    „Falls jemand Durst hat – in der Kühlbox ist Limonade“, verkündete Tucker.
    Das war das Stichwort für beide Jungen, um davonzurennen.
    „Das war eine blendende Idee, danke“, lobte Garnet.
    „Keine Ursache.“
    „Aber ich muss dir etwas gestehen.“
    „Was denn?“
    Müde hob sie den Kopf und vergewisserte sich, dass die Jungen nicht in Hörweite waren. „Will hat sich zurückgenommen. Er hat dich und Petie absichtlich gewinnen lassen.“
    „Ja, war mir klar. Ich habe ihn beobachtet. Mein Sohn hat ein gutes Herz, stimmt’s?“
    „Ein riesengroßes Herz.“
    „Lass dir um Himmels willen nicht anmerken, dass du es kapiert hast!“ Er ließ sie das große Indianerehrenwort mitsamt Gestik ablegen.
    Schmunzelnd verdrehte sie die Augen über den albernen Kinderschwur.
    Er erklärte: „Will und ich haben gestern Abend darüber gesprochen, dass Pete noch nie Gelegenheit hatte, in einer Sportart zu gewinnen, und dass wir einen zweiten Wettkampf veranstalten sollten, damit die Verlierer eine neue Chance kriegen. Ich habe ihm nichts eingeredet! Ich wollte nur, dass er darüber nachdenkt.“
    Sie musste sich von seinem intensiven Blick abwenden. Schließlich hatte der Blick nichts mit Kindern, Kajakrennen und albernen Schwüren zu tun, aber sehr viel mit zwei bis auf die Haut durchnässten Erwachsenen, die spärlich bekleidet und von der sengenden Sonne aufgeheizt waren.
    Oder vielleicht handelte es sich auch um eine ganz andere Art von Hitze, die Garnet spürte. Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf die Jungen zu richten, die gierig Limonade tranken. „Mich wundert, wie gut sie sich doch verstehen. Dich nicht? Sie haben nicht viel gemeinsam.“
    „Außer, dass sie beide zehn Jahre alt sind. Und um ehrlich zu sein, ich habe das Gefühl, dass sie etwas aushecken.“
    „Zum Beispiel?“
    „Keine Ahnung. Manchmal verstummen beide eben ganz abrupt, sobald ich in Hörweite komme.“
    „Was können sie denn schon anzetteln?“
    „Unruhe.“ Er suchte erneut ihren Blick und hielt ihn gefangen. „Mein Sohn ist fast so gut

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