Wie verkuppelt man eine Familie?
Sekunden kam es zu einem wahren Wolkenbruch, der sie bis auf die Haut durchnässte.
Tuckers Miene wirkte immer noch hölzern, während er sich die Schuhe auszog. Die Einzigen, die noch redeten, waren die beiden Jungen. Sie fanden den Gewittersturm cool.
„Mom, können wir noch ein bisschen bleiben?“, bat Pete. „Will und ich wollen nämlich überlegen, wofür er sein Geld ausgeben soll.“
„Glaubst du wirklich, dass er dabei Hilfe braucht?“, entgegnete sie trocken.
„Ja. In vielen Dingen weiß er viel besser Bescheid als ich, aber Geld zählt nicht dazu. Er ist einfach kein Finanzgenie.“
Sie unterdrückte ein Lachen über den ernsten Tonfall ihres Sohnes und erlaubte den beiden, ins Fernsehzimmer zu gehen. Die Erwachsenen hantierten in der Küche, räumten Essensreste fort, entsorgten Abfälle und stellten schmutziges Geschirr in die Spülmaschine.
Draußen tobte der Sturm. Regen trommelte an die Fenster und die Lichter flackerten mehrmals.
„Ich habe einen Generator“, verkündete Tucker, „und genügend Schlafzimmer für alle. Aber das Unwetter scheint sich zu verziehen. Im Westen klart es schon auf.“
Rosemary trat an das Westfenster. „Wo denn? Du träumst wohl.“
„Vergiss nicht, dass ich dein großer Bruder bin. Ich weiß alles.“
Ike warf ein: „Ich glaube auch, dass es sich verzieht.“
„Weil ihr Männer auch immer zusammenhalten müsst! Garnet, komm her, sag du mir, ob du was davon siehst, dass es aufklart.“
„Ich muss gar nicht erst nachsehen. Ich bin von vornherein auf deiner Seite.“
„Damit ist es entschieden: Du musst meinen Bruder heiraten. Nimm Ike, falls du Tucker nicht haben willst, denn nur so kann es jemals ein Gleichgewicht in dieser Familie geben. Wir brauchen mehr Frauen!“
Tuckers Blick schoss zu Garnet und ihrer schoss schnurstracks zurück. Das Wort heiraten knisterte wie ein elektrisierender Blitzschlag zwischen ihnen, und zwar mitten im Wohnzimmer, als hätte sich der Sturm abrupt nach innen verlagert.
Tatsächlich nahm der Regen in der nächsten halben Stunde beträchtlich ab. Daher beschlossen Ike und Rosemary, nach Hause zu fahren.
Als sich die Tür hinter ihnen schloss, fühlte Garnet sich plötzlich ganz seltsam – wie wenn sie und Tucker ein altes Ehepaar wären, das soeben seine Gäste verabschiedet hatte. „Ich hole Petie und dann wirst du uns auch gleich los.“
Sie fand ihn im Wohnzimmer. Ein riesiger Fernseher, der an einer Wand hing, war eingeschaltet. Pete schlief tief und fest auf der Couch. Will lag auf dem Teppich davor unter einer leichten Decke.
„Weck ihn nicht auf“, flüsterte Tucker direkt hinter ihr. „Entweder bringe ich ihn morgen bei dir vorbei oder du bleibst auch hier.“
Unschlüssig blickte sie zwischen Pete und Tucker hin und her.
„Hey, ich habe keine Hintergedanken. Mir geht es nur darum, dass Bäume umgestürzt oder Autos liegen geblieben sein könnten. Es ist wesentlich ungefährlicher, bei Tageslicht nach Hause zu fahren. Mir ist schon klar, dass die Jungs nichts von unserer Beziehung wissen sollen, aber hier im Haus sind sechs Schlafzimmer.“ Er deutete zur Treppe. „Mein Zimmer liegt ganz hinten rechts und Wills gleich bei der Treppe. Links befinden sich drei Gästezimmer. Du kannst dir eins aussuchen.“
Sie war noch immer unschlüssig.
„Komm schon, du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst“, drängte er mit einer Stimme, der keine Frau trauen sollte. „Ich gehe als Erster nach oben und ziehe mich in mein Zimmer zurück, damit du dich so sicher wie in Abrahams Schoß fühlst.“
„Du klingst ganz schön herablassend“, bemerkte sie gereizt.
„Weil ich denke, dass dir die Entscheidung bei diesem Wetter leichtfallen sollte.“
„Jetzt bist du regelrecht nervig.“
Er warf die Hände hoch in einer klassischen Männergeste der Hilflosigkeit und ging die Treppe hinauf.
Garnet stellte den Fernseher ab, löschte Lichter, räumte Gläser in den Spüler. Dann wandte sie sich zur Treppe um und zögerte. Sie hatte kein Waschzeug dabei, aber sie war erschöpft. Pete schlief tief und fest. Es war tatsächlich dumm, unter den gegebenen Umständen nach Hause zu fahren.
Sie schlich die Treppe hinauf und zur entlegensten Tür. Dahinter verbarg sich ein Erkerzimmer mit riesigen Fenstern und einem altmodischen Himmelbett. Das angrenzende Badezimmer war weiß gekachelt und rot dekoriert. Ein flauschiger weißer Bademantel hing an einem Haken und ein Weidenkorb enthielt die wichtigsten
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