Wie verkuppelt man eine Familie?
böser Mann.“
„Danke.“
„Ich danke dir.“
„Garnet?“
„Ja, ich bin’s. Ich bin ziemlich sicher, dass sich keine anderen Frauen in deinem Bett befinden.“
Tucker schmunzelte, doch dann wurde er plötzlich ernst. „Ich liebe dich. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich es dir schon mal gesagt habe. Ich weiß es schon seit einer ganzen Weile, und durch den Kopf gegangen ist es mir schon tausendmal. Aber habe ich es auch ausgesprochen?“
„Das hast du nicht.“
„Nun, keine Panik. Es ist bloß Liebe“, murmelte er, und dann küsste er sie so innig und zärtlich, dass sie lange Zeit keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Tucker erwachte zur selben Zeit wie immer. Als die Dämmerung gerade anbrach, Frühnebel zwischen den Bäumen hing und die Vögel ihren Morgengesang anstimmten. Er lag mit dem Gesicht nach Westen, wie immer, aber er drehte sich sofort zu Garnet um.
Sein verschlafenes Lächeln erstarb, denn sie war nicht da. Sie hatte ihm zwei Kissen in den Rücken gedrückt, um ihn warm zu halten und glauben zu lassen, sie läge noch neben ihm. Aber das Laken war kalt.
Es musste nichts Schlimmes bedeuten. Wahrscheinlich wollte sie in ihrem Geschäft ankommen, bevor ihre Angestellten eintrafen. Vermutlich hatte sie verhindern wollen, dass Pete aufwachte und sie zusammen im Bett vorfand.
Vielleicht war sie auch unten und machte Frühstück. Doch irgendwie ahnte er, dass dem nicht so war.
Hastig wusch er sich, zog sich an und lief die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer stellte er fest, dass Pete ebenfalls fort war, während Will noch tief und fest schlief.
In der Küche sah er auf den ersten Blick, dass sich dort jemand in der Nacht zu schaffen gemacht hatte: In der Spüle stand kein bisschen schmutziges Geschirr. Alle Arbeitsflächen waren gesäubert und sogar die Bodenfliesen gewischt.
Er öffnete die Hintertür, atmete tief die frische Luft ein und begrüßte den taufrischen Morgen. Garnets Van war verschwunden.
Erneut rief er sich in Erinnerung, dass sie ihren Laden öffnen musste. Sie hatte jeden Grund, früh aufzubrechen. Es hatte nicht unbedingt etwas Beunruhigendes zu bedeuten.
Aber er war dennoch beunruhigt. Ich hätte ihr nicht sagen dürfen, dass ich sie liebe.
Sie glaubte nicht, dass andere sie lieben konnten, weil sie sich nicht für liebenswert hielt. Sie glaubte, anders als der Rest der Welt zu sein.
Sein Eingeständnis war nicht spontan erfolgt, nicht durch das Wunder des Liebesspiels ausgelöst worden. Er hatte geglaubt, dass sie bereit dafür war und dass sie Nägel mit Köpfen machen mussten. Mit zwei aufgeweckten Söhnen, denen nichts entging, konnten sie eine Affäre nicht lange geheim halten. Also hieß es alles oder nichts.
Vielleicht musste es bei ihm immer alles oder nichts heißen. Er wollte eine Ehefrau, eine Geliebte und eine Vertraute. Um mit ihr aufzuwachen und einzuschlummern, zu streiten und zu lachen. Mit ihr wollte er schlafen, ungezwungen und oft, stürmisch und sanft, schnell und unendlich langsam, in all den Variationen, die in einer liebevollen Beziehung möglich sind.
Anscheinend war Garnet in Panik geraten. Also hatte er jetzt die Qual der Wahl. Sollte er ihren Rückzieher akzeptieren und die Distanz wahren? Oder sollte er sie der Sache ins Auge sehen lassen?
Tucker wähnte sich allein auf weiter Flur, denn niemand sonst fuhr über die Gebirgsstraße.
Doch auf den Seitenstreifen leuchteten hin und wieder Tieraugen im Scheinwerferlicht auf. Waschbären, Rotwild, sogar ein Puma lauerte im Unterholz.
Die Vielfältigkeit der Wildtiere hätte ihn normalerweise fasziniert. An diesem Abend stand ihm der Sinn allerdings nur nach einer Aussprache mit Garnet. Er war davon ausgegangen, dass er und sie zwei Hälften eines Ganzen waren und dass zwischen ihnen beiden eine unersetzbare Verbindung bestand. Dass die Welt stillstand, wenn sie sich nur ansahen, und erst recht, wenn sie miteinander schliefen.
Er bog in den Hof von Plain Vanilla ein, schaltete die Scheinwerfer ab und stellte fest, dass es im Geschäft, im Haus und einfach überall ringsherum stockfinster war. Kein Wunder! Er war so aufgedreht, dass er einfach losgefahren war, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass es schon nach elf Uhr in der Nacht war.
Enttäuscht wendete er, doch dann sah er einen blassen Schimmer in der Ferne – aus dem Vanilleschotenhaus. Sein Herz begann zu klopfen. Er stellte das Auto ab, lief hinüber und klopfte an. Als sich nichts rührte, trat er einfach ein.
Zuerst
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