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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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ähnliches erlebten die Europäer Anfang der 90er Jahre in der Krise des Währungssystems (EWS). Auch da gab es am Anfang reale Auslöser – hier und da hohe Staatsdefizite, vor allem zu hohe Zinsen, die Deutschlands Bundesbank dem Rest Europas fast unvermeidbar auferlegte. Auch in dieser Krise wirkte zunehmend der Dominoeffekt, wurden in Wellen nacheinander Portugiesen, Italiener, Spanier, Iren, Briten und Franzosen von der Skepsis erfasst; wobei die Briten von einem einzelnen George Soros aus dem EWS herausspekuliert wurden. Erst als die Märkte zunehmend auch gegen den Franc spekulierten, wurde selbst der sonst so unbekümmert marktgläubig tönenden Bundesbank unwohl. Da ließ Hans Tietmeyer im Verein mit seinen französischen Kollegen (darunter ein gewisser Jean-Claude Trichet) erklären, dass die Bundesbank eine Abwertung des Franc nicht toleriere (was massiven Aufkauf von Franc suggerierte) – und die Ansteckung war abgewendet.
    Ähnlich wie der Aktiencrash 1987 löste auch die Asienkrise global Panik aus. Schon im Herbst 1997 kursierten Rezessionsprognosen. Und die großen Notenbanken senkten ihre Leitzinsen (das Gegenteil von dem, was der IWF den Schwellenländern empfahl). Da zog es am Ende auch erstmals einen großen Hedgefonds mit in die Krise. Die Manager des Long-Term Capital Management (LTCM)hatten sich beim Jonglieren mit Schwellenländerpapieren verspekuliert. Worauf sie im September 1998 in einer spektakulären Aktion unter Einsatz der US-Notenbank gerettet werden mussten – aus Angst, die Pleite eines so großen Fonds würde über Ansteckung das gesamte Finanzsystem kollabieren lassen. Eine Sorge, die nicht so unberechtigt war, wie sich zehn Jahre später zeigen sollte, als die Investmentbank Lehman Brothers in ähnlicher Lage fallen gelassen wurde.
    Wie nach dem Aktiencrash blieb die Weltrezession aus, es folgten zwei scheinbar unbeschwerte Boomjahre. Die Schwellenländer setzten zu neuem Wachstum an, was manche Investorenpanik ad absurdum führte. Die Finanzglobalisierung hatte mit der Asienkrise aber ihr bis dahin größtes Debakel erlebt. Und dieses Debakel blieb auch nicht ohne Nachwirkung, wie sich später zeigte.
    Noch reagierten die Adepten der zauberhaften Finanzwelt auch darauf gelassen. Beim IWF hieß es, da müsse man künftig wohl für mehr Transparenz sorgen, damit die Märkte besser urteilen können – und auf eine »ordentliche Liberalisierung von Märkten« achten, so in seinem Jahresbericht 1999 lapidar. Die internationale Finanzmarktarchitektur sei halt zu stärken. Grundsatzkritik? Nein. In den USA wurde 1999 die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken aufgehoben, Deutschland ließ 2004 Hedgefonds und den Handel mit Kreditderivaten zu. Warum zweifeln?
    Die Schwellenländer reagierten auf den Krisenschock derweil auf ihre Art: indem sie fortan alles daran setzten, nicht mehr von fremdem (kurzfristig abziehbarem) Kapital abhängig zu sein. Was dazu führte, dass viele dieser Länder in den 2000er Jahren Überschüsse in ihren Außenbilanzen einfuhren, also mehr Geld einnahmen als ausgaben – enorm viel Geld, das in den kommenden Jahren anderswo angelegt werden musste und so zu neuen Blasen beitrug. Manches Schwellenland bremste so auf ganz eigene Art die Finanzglobalisierung. Ökonomisch eher widersinnig: Nach allen gängigen Theorien sollten aufholende Länder erst mal mehr (Maschinen und Technologie) importieren als exportieren, um ihre Wirtschaftskraft aufzubauen.
    Aufstieg und Fall der New Economy
    Als die Schwellenländer noch mit ihren Krisen kämpften, war der nächste große Crash schon in Vorbereitung, das nächste Beispiel, wie Erwartungen an Finanzmärkten davonlaufen, bis es kracht. Das magische Wort hieß diesmal nicht Shareholder oder Emerging Markets, sondern ganz bescheiden: New Economy. Warum nicht mal was Neues.
    Die Geschichte ging so: Die Revolution, die durch die schönen neuen Informationstechnologien über uns hereinbricht, ändert alles, was bislang in der Wirtschaft galt. Weshalb plötzlich überall Start-Ups entstanden, die an die Börse gingen und dort Geld von Fans bekamen, was jetzt schick IPO hieß: Initial Public Offering. Aus der Industriegesellschaft sollte die Dienstleistungsgesellschaft werden, in der nur noch Information Mehrwert schafft. Und Firmen, so hieß es, würden im Internet erst dann halt richtig Gewinn machen, wenn sie dort breit vertreten wären. Beispiel Google – je verbreiteter, desto gewinnträchtiger. Anders als in

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