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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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August 1987 lag der US-Aktienindex bei 2 722 Punkten. Zauberhaft: Wer 1982 am Markt eingestiegen war, hatte sein (virtuelles) Vermögen in fünf Jahren mehr als verdreifacht, ohne notwendigerweise einen Finger zu krümmen – »im Schlaf«, wie Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand damals schimpfte.
    Die erste große Blase der Neuzeit
    US-Aktienindex Dow Jones Industrials in Punkten

    Quelle: Thomson Datastream
    Wie stark das Ganze bereits zum internationalen Finanzphänomen geworden war, lässt sich an der fast perfekt parallelen Entwicklung der Aktien in Deutschland ablesen. Bis 1982 hatten sich die deutschen Aktienkurse im Schnitt über Jahrzehnte so gut wie nicht bewegt. Zwischen Ende 1982 und Mitte 1987 explodierten die Kurse dann – und der Aktienindex (der damals noch von der Börsenzeitung berechnet wurde und erst seit 1988 DAX heißt) stieg in diesen knapp fünf Jahren von gerade 500 auf fast 1 600 Punkte, obwohl die deutsche Wirtschaft damals von zäher »Waschbrettkonjunktur« geprägt war. Wer in Deutschland 1982 gerade Geld übrig und sich zufällig einen Durchschnitt aller Aktien gekauft hatte, sah sein Vermögen Mitte 1987 mehr als verdreifacht – bei einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um gerade ein Viertel in dieser Zeit, steigende Preise eingerechnet.
    In Echtzeit schien die jähe Vermögensvermehrung nicht sonderlich aufzustoßen. Bekanntes Muster. Da gab es genug schlaue Leute, die erklärten, dass solche Kursgewinne auch bei magerer Wirtschaftsleistung normal sind – weil die Aktienkultur ja vieles nachzuholen habe, die Kurse also vorher unterbewertet waren. Glaubenssache.
    Erst später schien sich zu bestätigen, dass Vermögen womöglich doch nicht ewig so losgelöst vom realen Wirtschaften boomen können. Als im Sommer 1987 an den Börsen die Zweifel an der Ewigkeit rasender Kurse wuchsen, begann eine herbe Korrektur. Nach bekanntem Muster: Der Euphorie und zunehmenden Risikofreude folgten Entsetzen, Panik und die üblichen selbstverstärkenden Mechanismen, nur noch nicht so brutal wie später im fortgeschrittenen Stadium der Bankglobalisierung.
    Mitte Oktober kam ausgehend von der Wall Street der große Crash. Da rannten alle weg, und die Aktienkurse stürzten binnen Stunden – bis der Dow Jones wieder bei 1 900 Punkten lag, was einem Verlust von einem Drittel entsprach. In Deutschland sank der Aktienindex wieder unter 1 000 Punkte – ein Minus von fast 40 Prozent. Damit waren die Kursgewinne seit Mitte 1985 pulverisiert.
    Im Nachhinein mag dieser Crash wie ein Betriebsunfall wirken. Die Kurse erholten sich von Anfang 1988 an rapide, ein Jahr später lag der DAX wieder da, wo sein Vorgänger zur Hochzeit der Euphorie 1987 schon gelegen hatte – um einige Jahre später die nächsten Höhen anzusteuern. Ähnliches gilt für den Dow Jones in den USA. Der Schock saß trotzdem. In den Monaten nach dem Crash kursierten erst einmal Rezessionsprognosen und globale Absturzszenarien. Da eilten Notenbanker zu Notsitzungen zusammen und senkten in dramatischen Hilfsaktionen kollektiv die Zinsen – um zu verhindern, was nach dem Crash 1929 gefolgt war: die große Depression. Und: Die schnellen Leitzinssenkungen, die da im Herbst 1987 beschlossen wurden, dürften in der Tat geholfen haben, Schlimmeres zu verhindern. Ende der 80er Jahre brummte die Konjunktur, selbst in Deutschland.
    Der Crash 1987 war das erste große Warnsignal dafür, dass die schöne neue Finanzwelt nicht ganz so stabilisierend wirkt, sondern Exzesse und böse Überraschungen mit sich bringen kann.
    Das Finanzdebakel der Schwellenländer 1997/98
    In den 90er Jahren folgte bald die nächste Euphorie: diesmal zur trügerischen Gunst der Schwellenländer. Das Ergebnis war »der erste von zwei furchtbaren Crashs in nur zwölf Jahren«, so Turner. Jetzt waren nicht mehr Aktien westlicher Industrieländer hip, sondern alles, was aus Asien, Lateinamerika und Russland kam.
    Nachdem noch in den 80er Jahren kaum Kapital floss, setzte Anfang der 90er Jahre ein Run ein, galten Südkorea, Thailand, Hongkong und andere plötzlich als Anlegerlieblinge, als neues Spielfeld für die frei schaffende Finanzwelt. Wie immer gab es am Anfang eine Story, einen fundamental vermeintlich triftigen Auslöser: die Tiger-Story. Und wie immer lag das Problem weniger in der ursprünglichen Geschichte – natürlich wuchsen die asiatischen Volkswirtschaften recht stark –, sondern darin, dass diese Zuversicht sich verselbständigte und zu

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