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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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Spekulanten und Ratingagenturen, die Trends hinterherlaufen, oder durch Banken, die in dem Moment die Risikoscheu verlieren, wenn mit zunehmender Blase das Crashrisiko auf Makroebene zunimmt, und die ihre Kredite hochfahren, wenn im Boom kollektives Träumen einsetzt – oder die ihre Geldvergabe kürzen, wenn ohnehin schon kollektive Panik einsetzt. Fatale Prozyklik. Da steckt das Drama im System, ist nicht nur einzelnen Bösewichten geschuldet. Die könnte man im Zweifel ja noch wegsperren.
    Trotzdem nur ein paar Ausreißer in einer ansonsten prima funktionierenden Finanzwelt? Es lohnt, genauer hinzusehen auf das, was seit Start der Finanzglobalisierung Anfang der 80er Jahre passiert ist. Nur so lässt sich anschließend beantworten, ob der Schaden noch im Verhältnis zum Nutzen steht, den Banken und andere Akteure für Wirtschaft und Gesellschaft stiften.

2. Das dreißigjährige Kriseln – eine Schadensaufnahme
    Seit den 70er Jahren hat die Zahl der Finanzturbulenzen weltweit stark zugenommen. Mit wechselnden Opfern und Krisenorten. Das zeigen historische Auswertungen von Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart ebenso wie Rechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, wonach es seit 1980 in hoher Regelmäßigkeit zu gefährlichen Stressphasen an den Märkten kommt. Zufall?
    Das Grundübel scheint fast immer zu sein, dass es am Anfang zwar einen realen Auslöser für neue Marktstorys gibt, sich Trends dann aber verselbständigen und jener Mix aus sich selbst verstärkenden Wellen und ausbleibender Korrektur zu wirken beginnt. Mal produzieren die Märkte Booms und Crashs oder Dominoeffekte von einem kriselnden Land zum anderen, mal unsinnige Devisenkapriolen, dazu eine höhere Verschuldung und eine größere Ungleichheit von Einkommen und Vermögen. All das gehört zur Bilanz nach 30 Jahren Finanzglobalisierung.
    Drei Jahrzehnte Boom und Crash
    Das Phänomen an sich ist nicht neu. Zu den ersten atemberaubenden Wechseln aus Euphorie und Panik gehört die holländische Tulpenmanie aus dem 17. Jahrhundert. Damals erhöhte sich, getragen von wirtschaftlicher Hochlaune bei unseren Nachbarn, der Preis für eine Zwiebel binnen zweier Wochen um mehr als das Zehnfache – bevor es 1637 innerhalb weniger Tage zum Kollaps kam, als auffiel, dass die Preise verrückt sind. 1 Zu den großen Vorläufern zählen natürlich auch die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Aktienverfall führte damals in die Große Depression, der bislang schlimmsten wirtschaftlichen Krise (fast) globalen Ausmaßes.
    Was auffällt, ist, dass es auch längere Phasen ohne größere Krisen gab. Wie in der Nachkriegszeit bis in die 70er Jahre hinein. Seitdem ist es wieder umgekehrt. In den 80er Jahren begannen in Japan und in Nordeuropa erste große Immobilienblasen, in Schweden »trug die Deregulierung der Kreditmärkte von 1985 zu einem Rausch am Immobilienmarkt bei«, wie die EU-Expertengruppe um Erkki Liikanen in ihrem Bericht vom Herbst 2012 einräumt. Dazu kam die eskalierende Sparkassenkrise in den USA. Die Lockerung der Bankenaufsicht habe damals »ein Klima der Selbstbedienung« geschaffen, so Paul Krugman. Dass die kriselnden Sparkassen zunehmend riskante Geschäfte machten, fiel nicht auf, solange – wie in Optimismuswellen üblich – alle mitmachten. Als die Sache Ende der 80er Jahre aufflog, musste die Regierung Ausfälle von über 125 Milliarden Dollar auffangen.
    Der Aktiencrash von 1987
    Den ersten internationalen Schock der finanziellen Neuzeit bekamen die Aktienbesitzer zu spüren, als im Oktober 1987 nach Jahren der Euphorie die Kurse binnen Tagen einbrachen – ein Crash, den es so seit 1929 nicht mehr gegeben hatte. Und der damals für heillose Angst sorgte, dass sich auch die Depression wiederholen könnte.
    Der vorausgegangene Aktienboom hatte in jenem Jahr 1982 eingesetzt, in dem Reagan mit dem Garn-St. Germain-Act ein »umfassendes Programm zur Deregulierung des Finanzmarkts« anstieß. Kein Zufall. Zwischen Mitte 1982 und Anfang 1984 stieg der Dow Jones Index der US-Industrieaktien von niedlichen 800 auf über 1 200 Punkte – ein Zuwachs um mehr als die Hälfte in eineinhalb Jahren, bei einem Anstieg der (nominalen) US-Wirtschaftsleistung von nur 16 Prozent in dieser Zeit.
    Die Aktieneuphorie führte zu Kursprophezeiungen, die sich selbst zu erfüllen schienen. Zwischen Anfang 1985 und Mitte 1986 stieg der Dow Jones noch mal um 42 Prozent, worauf, wie in Blasenzeiten üblich, die Trunkenheitsphase folgte: Im

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