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Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Titel: Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Skidelsky , Edward Skidelsky
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zur Glücksforschung gegeben, aber die zentrale Aussage von Easterlins Aufsatz, das sogenannte »Easterlin-Paradox«, gilt immer noch. Wir können es mit drei einfachen Schaubildern (Schaubilder 6–8) illustrieren. Schaubild 6 zeigt die Entwicklung von BIP und Lebenszufriedenheit in Großbritannien von 1973 bis 2009. Wir sehen einen nahezu kontinuierlichen Anstieg des BIP, aber keine Veränderung bei der Lebenszufriedenheit. Daten aus anderen Industrieländern weisen ein ähnliches Muster auf. Diese Ergebnisse sind einigermaßen erstaunlich. Anscheinend haben uns alle Verbesserungen beim Lebensstandard in den letzten 36 Jahren nicht mehr Glück gebracht. Vielleicht hatte Rousseau tatsächlich recht: Mehr Geld macht uns nicht glücklicher.
    Schaubild 7 basiert auf einer zwischen 2005 und 2008 durchgeführten Umfrage. Sie zeigt, wie viele Angehörige des untersten und des obersten Einkommenszehntels in Großbritannien sich als »sehr glücklich«, »ziemlich glücklich«, »nicht sehr glücklich« und »gar nicht glücklich« bezeichnen. Eindeutig gibt es mehr »sehr glückliche« Menschen bei den Reichen und mehr »gar nicht glückliche« bei den Armen. Und man hat ähnliche Ergebnisse in anderen Ländern der Welt, Entwicklungsländern wie Industrieländern, gefunden.
    6. BIP pro Kopf und Lebenszufriedenheit

    (Quelle: Eurobarometer
World Database of Happiness
( http://worlddatabaseofhappiness.eur.nl/index.html ); Office of National Statistics.
    Die beiden Statistiken scheinen sich auf den ersten Blick zu widersprechen. Nach der zweiten sieht es so aus, als würde Geld uns glücklicher machen, nach der ersten nicht. Aber tatsächlich besteht kein Widerspruch. Die Zahlen ergeben einen Sinn, wenn wir voraussetzen, dass Glück mit
relativem
Wohlstand zusammenhängt, nicht mit absolutem. Mit anderen Worten: Das Glück der Reichen ist Ausdruck ihrer Zufriedenheit, weil sie an der Spitze der Pyramide stehen, das Unglück der Armen ist Ausdruck ihrer Frustration, ganz unten zu sein. Weil die Reichen immer oben bleiben und die Armen immer unten, unabhängig vom Einkommen der Gesellschaft insgesamt, verändern sich die durchschnittlichen Glückslevel nicht. (Stellen Sie sich als Vergleich eine Menschenschlange auf einer Rolltreppe vor: Die Frau am Ende der Schlange bleibt am Ende, auch wenn die Schlange insgesamt sich nach oben bewegt.)
    Psychologische Experimente scheinen zu bestätigen, dass für die meisten Menschen das relative Einkommen zählt, nicht das absolute. Bei einem Experiment sollten sich Harvard-Studenten für eine von zwei Fantasieweltenentscheiden – in der einen Welt verdienten sie 50.000 Dollar im Jahr bei einem Durchschnittseinkommen von 25.000 Dollar, in der anderen Welt waren es 100.000 Dollar bei einem Durchschnittseinkommen von 250.000 Dollar. Die Mehrheit der Studenten entschied sich für die erste Welt.[ 8 ] Das mag egoistisch erscheinen, und zum Teil ist es das tatsächlich, aber es gibt außer Egoismus noch andere Gründe, warum man an der Spitze der Pyramide stehen möchte. Die besten Dinge im Leben – herrliche Landsitze, unberührte Ferienorte, hervorragende Schulen – sind oft nur in begrenzter Zahl vorhanden und nur für die Reichsten verfügbar. Solche positionalen oder oligarchischen Güter sind, wie wir in Kapitel 1 gesehen haben, ein Grund, warum das Gewinnstreben selbst in den reichsten Gesellschaften stark ist.
    7. Glück nach Einkommensniveau in Großbritannien

    Quelle: World Values Survey 2005–2008.
    Aber selbst wenn wir auf das relative Einkommen ausweichen, bleibt die hartnäckig flache Kurve in Schaubild 6 ein Rätsel. Ist das absolute Einkommen
irrelevant
für das Glück? Haben Laptops, E-Book-Reader, Fußmassagegeräte, Fernreisen, Sushi zum Mitnehmen und all das wirklich
nichts
zu unserem kollektiven Wohlbefinden beigetragen? Glücksforscher erinnern uns gern an unsere Anpassungsfähigkeit. Die meisten materiellen Gewinne haben nur einen flüchtigen Effekt auf unsere Stimmung, schon bald fällt sie wieder auf ihr gewohntes Niveau zurück. Deshalb kann es sein, dass das Einkommen kontinuierlich wächst, aber das Glück überhaupt nicht. Eine weitere beliebte Erklärung, warum Glück nicht entsprechend dem Wohlstand zunimmt, ist der Verweis auf Ungleichheit. Wie wir in Kapitel 1 gesehen haben, hat sich das Durchschnittseinkommenin Großbritannien in den letzten 30 Jahren verdoppelt, aber das
mediane
Einkommen – das heißt der Mittelwert des Einkommens, bei dem genauso viele

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