Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
Platons Philosophenschule kommt, löst sich im Lauf der Zeit von den Vorstellungen seines Lehrers: »Platon ist mir teuer, noch teurer aber ist mir die Wahrheit.« Der Sohn eines Arztes glaubt nicht daran, dass es immerwährende Ideen gibt. Nach Platons Tod würde Aristoteles gerne die Akademie seines mehr als 40 Jahre älteren Lehrers übernehmen. Als das nicht klappt, gründet er eine eigene Schule, die eine Vorläuferin der modernen Universität wird. Aristoteles selbst beschäftigt sich unter anderem mit Astronomie, Botanik und Zoologie – somit ist er Europas erster Biologe.
Als Philosoph glaubt er, dass in jedem Lebewesen ein Programm stecke, das zur Vollkommenheit führe: In einer Rose sei angelegt, dass sie schöne Blüten entfalte, im Menschen sei
angelegt, dass er sich selbst verwirkliche. Der Mensch sei im Grunde gut, er müsse nur das Beste aus sich machen und zu Höherem streben. Persönliche Erfahrungen, erkennt Aristoteles, sind aber eine entscheidende Voraussetzung, um sich zu entwickeln und zur Erkenntnis zu gelangen. Die höchste Lebensform des Menschen sei demnach auch das Erkennen, nicht das Handeln.
Aristoteles entwirft eine allgemeine Ethik. Das ist die übergeordnete Lehre vom moralisch einwandfreien Handeln. Moral bezeichnet dagegen konkrete Regeln und Wertvorstellungen, die oft emotional bewertet werden (man betrachtet etwas »moralisch«).
Aristoteles plädiert in seiner Ethik dafür, im Alltag den Mittelweg zu gehen (aus dem später der »goldene Mittelweg« wird): Der Mensch soll zum Beispiel großzügig sein und damit die Mitte zwischen Geiz und Verschwendung wählen.
Auch Aussagen der Logik gehen auf Aristoteles zurück. Aus zwei Urteilen (Prämissen) lässt sich ein drittes bilden, die Schlussfolgerung (Konklusion). Beispiel: Alle Menschen sind sterblich; Sokrates ist ein Mensch; also ist Sokrates sterblich.
Kluge Köpfe auf der Suche nach dem Glück
Mit dem Thema Moral (oder Ethik) beschäftigen sich die Philosophen auch nach Aristoteles immer wieder. Eine Gesellschaft, in der alle moralisch einwandfrei handeln würden, wäre frei von Gewalt und Verbrechen. Trotzdem würde sie den Einzelnen aber nicht glücklich machen: Krankheiten, Liebeskummer, Eifersucht und persönliche Sorgen bleiben schließlich weiterhin bestehen.
Der Philosoph Epikur (341 – 270v. Chr.) vertritt dennoch die Ansicht, dass jeder Mensch versuchen sollte, sorgenfrei und heiter zu leben und den Zustand der Glückseligkeit anzustreben. Das könne man durch innere Ruhe erreichen, aber auch, indem man Unangenehmes vermeide. Ausschweifungen und körperliche Lust lehnt Epikur ab, da sie nicht dauerhaft seien und Leid nach sich ziehen können. Was er aber schätzt, sind Freundschaften. Zu Epikurs Freunden gehören – was für die damalige Zeit ungewöhnlich ist – auch Frauen und Sklaven. Heute werden die Lebensvorstellungen Epikurs oft vereinfacht als Lust auf Bequemlichkeit und Vergnügen ( Hedonismus ) wiedergegeben.
Das Weltbild der Stoiker: Nur die Gegenwart zählt
Die Stoiker haben ihren Namen von einer Säulenhalle (stoa) in Athen, in der sie sich häufig aufhalten. Sie glauben an ein allmächtiges Naturprinzip, das die Welt regiert. Ihm geben sie in den vier Jahrhunderten ihres Wirkens verschiedene Namen: Feuer, Lebenshauch, Vernunft, Gottheit, Zeus, Gott. Führende Philosophen der Stoiker sind Zenon (um 300v. Chr.), später Seneca (um 50n. Chr.) und Epiktet (um 100n. Chr.).
Die Stoiker setzen auf Pflicht und Verstand, und sie glauben an das Gute im Menschen: Er sei dank seiner Vernunft in der Lage, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und, wenn er auf seine göttliche innere Stimme höre, das zu tun, was richtig ist. Alles, was er erlebe – Krankheit, Armut, aber auch Erfolg und Reichtum – solle er »stoisch« hinnehmen, ohne sich von Leidenschaften mitreißen oder von Apathie (Teilnahmslosigkeit) herunterziehen zu lassen.
»Liebe, was dir zugeteilt wird«, lautet ein genügsamer Leitgedanke, »denn die Natur hat es zu dir gebracht und dich zu ihm.« Diese gelassene Einstellung führt nach Ansicht der Stoiker zu Zufriedenheit und Glück. Beides gebe es aber nur in der Gegenwart – weder die Sehnsucht nach Vergangenem sei
sinnvoll, noch Hoffnungen oder Sorgen, die sich auf die ungewisse Zukunft beziehen. »Die Vergangenheit geht mich nichts mehr an, die Zukunft noch nichts«, sagt Seneca. Damit wirbt er für eine Einstellung, die heute wieder aktuell ist: das
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