Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
Pflichtbewusstsein und die Uneigennützigkeit.
Als Immanuel Kant ein Vierteljahr vor seinem 80. Geburtstag stirbt, sind seine letzten Worte: »Es ist gut.«
Orientierungssuche zwischen Ideologie und Vernunft
Im Mittelalter war es für alle Menschen selbstverständlich, an Gott zu glauben und der Kirche zu folgen. Was sie verkündete, galt als ewige Wahrheit.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) glaubt allerdings weder an ewige Wahrheiten noch an eine immerwährende Vernunft. Ob etwas gut oder richtig ist, ergibt sich aus der Geschichte, aus den jeweils herrschenden Umständen. Die Epochen der Weltgeschichte sind für Hegel Stufen auf dem Weg nach oben, in Richtung Freiheit und Vervollkommnung.
»Alles Vernünftige ist wirklich, und alles Wirkliche ist vernünftig«, sagt der in Stuttgart geborene Philosoph. Er unterscheidet
drei Arten der Vernunft, in der sich der »Weltgeist« ausdrücke, eine Art Gedankengut aller Menschen: Die »subjektive Vernunft« betrifft den Einzelnen; die »objektive Vernunft« erreicht der Weltgeist, wenn er in der Familie oder in der Gesellschaft auftritt; die höchste Form ist für Hegel aber die »absolute Vernunft«, die sich in Kunst, Religion und Philosophie zeigt. Hier kann der Weltgeist die meiste Selbsterkenntnis gewinnen.
Hegel hat das philosophische System der Dialektik entwickelt. Bei dieser Kunst der scharfsinnigen Gesprächsführung wird zunächst eine Behauptung ( These ) aufgestellt. Ihr folgt die gegenteilige Behauptung ( Antithese ), und aus beiden zusammen entsteht dann die Synthese. Das ist aber keine Einigung in der Mitte, kein fauler Kompromiss, sondern soll eine Entscheidung sein, die sich auf eine »höhere Ebene« emporhebt.
Negatives Denken: Alles ist schlecht, alles ist sinnlos
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) ist durch und durch Pessimist. Seinen Mitmenschen misstraut er so sehr, dass er sogar vermeidet, sich von einem Barbier rasieren zu lassen – denn der könnte ihm ja die Kehle durchschneiden.
Die um 1800 lebenden Philosophen glauben, dass man bei der Suche nach dem, was die Welt bestimmt, letztlich auf die
Vernunft stößt. Der 30-jährige Arthur Schopenhauer wirbelt diese Vorstellung mit einer Veröffentlichung gründlich durcheinander: Er behauptet, die allem Lebendigen gemeinsame Kraft sei der Wille. Er drücke sich aus im Kampf ums Überleben und im Sexualtrieb, also im Bestreben, die eigene Art zu erhalten. Dieser Wille sei der Ursprung allen Leidens – die Grundlage des Lebens, das von Ungerechtigkeit, Härte, Langeweile und unerfüllten Wünschen gekennzeichnet sei.
Welchen Ausweg gibt es aus diesem Leiden? Schopenhauer empfiehlt die Betrachtung von Kunstwerken, die Hinwendung zu Architektur, Musik und Malerei; auch wenn diese Versenkung nur einen vorübergehenden Ausweg biete.
Ein weiteres Mittel könne die Askese (Enthaltsamkeit, Entsagung) sein, an deren Ende der innere Friede stehe. Und schließlich enthalte das Leiden auch die Fähigkeit zum Mitleiden, zum Mitgefühl – Grundlage für Gerechtigkeit und Menschenliebe.
Dass Leben auch Leiden heißen kann, ist nicht erst seit Schopenhauer eine philosophische Erkenntnis. Schon 2450 Jahre zuvor antwortete der weise Philosoph Thales aus Milet auf die Frage, warum er keine Kinder zeugen wolle: »Aus Liebe zu den Kindern.«
Schopenhauer ist aber nicht nur der Miesepeter, als den man ihn meistens (und meist auch zu Recht) sieht. Das zeigt diese Äußerung aus den »Aphorismen zur Lebensweisheit«:
»Der Heiterkeit, wann immer sie sich einstellt, sollen wir Tür und Tor öffnen: Denn sie kommt nie zur unrechten Zeit.«
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) ist der radikalste unter den Philosophen: Er stellt respektlos alles in Frage und gilt damit als Vertreter des Nihilismus: Diese philosophische Haltung geht davon aus, dass die Welt und das menschliche Dasein sinnlos seien und dass es keine Moral gebe. Auch die Religion könne keine Abhilfe schaffen, denn so Nietzsche: »Gott ist tot.«
Wenn überhaupt irgendwo die Wahrheit zu finden sei, sagt Nietzsche, dann nicht dort, wo der Idealismus sie suche, wie es in »Also sprach Zarathustra« heißt: »Bleibt der Erde treu und glaubt nicht denen, welche von überirdischen Hoffnungen reden!«
Die moderne Philosophie des Existenzialismus sieht die Freiheit und die eigene Verantwortung des Menschen als prägende Merkmale seines Lebens (seiner Existenz) an. Nicht die Natur oder höhere
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