Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
Erste, der nach der Antike und dem von der Kirche geprägten Mittelalter einen neuzeitlichen Rationalismus vertritt, die Philosophie der Vernunft. Er stellt sie auf wissenschaftliche Beine und fordert, dass sich jeder Erkenntnisgewinn
an vier Regeln orientieren soll: Es darf nur das akzeptiert werden, was klar, wahr und deutlich erscheint; jedes Problem soll in lösbare Teilprobleme zerlegt werden; von einfachen Erkenntnissen soll man Schritt für Schritt zu schwierigeren Erkenntnissen kommen; alle Erkenntnisse sollen aufgezählt und in einer Übersicht (Klassifikation) dargestellt werden. Was hier etwas abstrakt klingt, setzt Descartes ganz konkret in seinen wissenschaftlichen Abhandlungen um, zum Beispiel zu den Themen Optik und Wetterkunde.
Descartes gilt als ein Vertreter des Dualismus (lateinisch: duo = zwei). Diese Vorstellung geht davon aus, dass alles aus zwei gegensätzlichen Polen besteht. Sie können sich ergänzen, wie Yin und Yang, Diesseits und Jenseits, Ideal und Wirklichkeit, Leib und Seele. Oder sie schließen sich gegenseitig aus, wie Gut und Böse.
Mit dem Bösen beschäftigt sich auch der englische Philosoph Thomas Hobbes (1588 – 1679). Er sieht das Leben als Kampf, in dem jeder gegen jeden antritt: »Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.« Deshalb müsse alle Gewalt dem Staat übertragen werden; seine Aufgabe sei es, die Bürger voreinander zu schützen.
Warum aber existiert überhaupt das Böse, wenn es doch einen gütigen Gott gibt? Diese Frage stellt der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716). Seine Antwort: Es könne nicht alles vollkommen sein, deshalb müsse der Schöpfer unter das
Gute auch das Übel mischen. Dennoch sei die von Gott geschaffene Welt die beste aller möglichen Welten.
Kant: mit Pünktlichkeit und Disziplin zu neuem Denken
Um Punkt fünf Uhr morgens steht er auf, um Punkt zehn am Abend macht er das Licht aus. Sein Tagesablauf ist so genau festgelegt, dass andere die Uhr nach ihm stellen könnten: »Es kann noch nicht sieben Uhr sein, weil Professor Kant noch nicht vorbeigegangen ist«, sagt einmal ein Bürger seiner Heimatstadt Königsberg, der die Gewohnheiten des pedantischen Denkers kennt.
Immanuel Kant (1724 – 1804) gilt nach Descartes als weiterer Begründer einer neuen Philosophie. Aristoteles und andere Philosophen hatten zum Beispiel noch angenommen, dass ein Fluss klares Wasser enthalte, damit der Mensch es nutzen könne. Kant sagt nun: Die Natur ist zweckfrei, wir betrachten sie nur so, als würde sie einen Zweck erfüllen.
Kant befasst sich mit der Metaphysik (meta = hinter, physis = Natur). Dieses Gebiet der Philosophie beschäftigt sich mit allem, was über das direkte Erleben und Empfinden hinausgeht, also »hinter der (sichtbaren) Natur« liegt – zum Beispiel Gott oder die menschliche Freiheit.
Auf der Metaphysik beruht nach Kants Ansicht »das wahre und dauerhafte Wohl« des Menschen. Die »unvermeidliche Aufgabe« des metaphysischen Denkens seien: Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Doch hierüber eindeutige Erkenntnisse zu erhalten, sei unmöglich und nur »ein bloßes Herumtappen«. Was also tun?
Kant schreibt in seiner »Kritik der reinen Vernunft«, der Mensch könne sichere Erkenntnisse nur über Dinge erhalten, die er mit seinem Verstand und über seine Sinne wahrnehmen kann. Damit widerspricht er den Rationalisten, die glaubten, allein die Vernunft könne verlässliche Erkenntnisse über Gott und die Welt hervorbringen, ohne dass der Mensch zuvor eigene Erfahrungen gemacht haben muss. Die Existenz Gottes steht für Kant also nicht zweifelsfrei fest, sie ist nur eine Forderung (ein Postulat ), die der Mensch machen darf.
Ein weiterer neuer Gedanke, den Kant formuliert, nimmt eine Grundlage der modernen Naturwissenschaften vorweg: Die uns bekannten Erscheinungen befinden sich nicht in einer vorgegebenen und gültigen Ordnung, wir müssen diese Ordnung selbst entwerfen.
Die wohl bekannteste philosophische Aussage Kants ist der kategorische Imperativ (Imperativ = Aufforderung; kategorisch = ohne Ausnahme gültig). Er gilt noch heute als Leitgedanke, an dem sich alle Menschen orientieren können, um miteinander auszukommen: Handele so, dass dein Handeln vorbildlich ist und dass deine Grundsätze auch die Grundsätze
der ganzen Gesellschaft sein könnten. Das ist neu: Zum ersten Mal in der Philosophie soll nicht mehr die Aussicht auf Glück unser moralisches Handeln bestimmen, sondern das
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