Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
Leben im Hier und Jetzt.
Seneca warnt vor den Glücksvernichtern, die in der Vergangenheit lauern: dem Blick zurück, dem damit verbundenen Bedauern, den Schuldgefühlen, dem Nachtrauern verpasster Gelegenheiten, dem Wie-war-es-früher-schön. Ein extremes Beispiel aus unserer heutigen Zeit für Menschen, die ihr Heil in der Zukunft suchen, sind Selbstmordattentäter: Auch sie steigen aus dem Hier und Jetzt aus und werfen ihr Leben weg, weil sie auf das Paradies im Jenseits hoffen.
Dauerthema für die Philosophen: der Tod
Die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins beschäftigt die großen Denker der Antike immer wieder. Epiktet sieht sämtliche schlechten Handlungen des Menschen, alles Niedrige und Böse, als Ausdruck der Angst vor dem Tod. Epikur glaubt, diese Angst könne man mit Hilfe der Philosophie, die »Medizin der Seele« sei, überwinden: Wenn wir sie einnehmen, spüren wir, »dass der Tod nicht zu fürchten ist«. Mit entwaffnender Logik erklärt er, dass der Tod harmlos sei, weil der Mensch ihn nicht empfindet: »Wenn wir sind, ist der Tod nicht, und wenn der Tod ist, sind wir nicht.« Diese »Erkenntnis, dass der Tod ein Nichts ist, macht uns das vergängliche
Leben erst köstlich.« Epiktet empfiehlt, sich dieser Vergänglichkeit immer bewusst zu sein, auch in der Liebe: »Du liebst einen Sterblichen; es ist nicht dein Eigentum, was du da liebst; es ist dir für die Gegenwart vergönnt; es kann dir leicht genommen werden, es ist dir nicht für immer gegeben.«
Philosophie im Mittelalter: Denken im Schatten der Kirche
In der Antike versuchten die Philosophen, den Platz des Menschen in der kosmischen Weltordnung zu finden. Im Mittelalter (etwa von 500 – 1500), unter dem alles überragenden Einfluss der Kirche, ist dieser Platz schon besetzt: von Gott. Anstelle des Suchens und Infragestellens ist jetzt Demut gefordert, Demut vor dem Allmächtigen. Die Philosophie wird zur »Dienerin der Religion«.
Sie bringt aber einen neuen Gedanken hervor: Die christliche Philosophie erklärt, dass alle Menschen vor Gott gleich seien. Eine durch und durch demokratische Ansicht. Das Menschenbild der Antike ging dagegen von der Ungleichheit der Individuen aus – auch die intelligenten Philosophen akzeptierten die Sklaverei.
Das Christentum führt außerdem Gedanken wie Nächstenliebe, Mildtätigkeit und Vergebung ein. Legendär ist der Satz,
den Jesus sagte, um die Steinigung einer Ehebrecherin zu verhindern: »Wer von euch frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein.«
Die christliche Philosophie im Mittelalter unterscheidet drei Formen der Liebe: Die erste ist die anhängliche Liebe zu Menschen, mit denen wir uns verbunden fühlen; aus philosophischer Sicht nicht ideal, weil sie Abhängigkeit und Eifersucht entstehen lässt. Liebe Nummer zwei ist die Nächstenliebe, die sich in Form von Mitgefühl und humanitärer Hilfe äußert. Die christliche Philosophie führt noch eine dritte Form ein: die Liebe zu Gott. Nur durch sie könne die Angst vor dem Tod überwunden werden – zumal es nach christlicher Auffassung nach dem Tod ein Weiterleben gibt.
Die gesamte Philosophie des Mittelalters wird unter dem Begriff Scholastik zusammengefasst. Der Name kommt von den Klosterschulen, in denen sie gelehrt wird (lateinisch: scuola = Schule; heute bedeutet »scholastisch« neben dem Bezug auf die Scholastik: schulmäßig, fleißig, spitzfindig). Die Scholastik will ein umfassendes Weltbild im Einklang mit dem christlichen Glauben herstellen.
Philosophie der Neuzeit: Der einzelne Mensch wird wichtig
Der französische Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596 – 1650) zieht die philosophischen Ansichten der Antike und des Mittelalters radikal in Zweifel. Nicht der Kosmos (wie in der Antike) steht für ihn im Zentrum, aber auch nicht Gott (wie im Mittelalter): Es sei nicht der Glaube, der zur Wahrheit führe. Im Mittelpunkt des neuzeitlichen Denkens steht jetzt der Mensch, der Einzelne.
Descartes hält es theoretisch für möglich, dass alles, was wir sehen und erleben, nur eine Illusion ist. Eines aber sei sicher: Wer denkt und zweifelt, der muss auch leben, dessen Existenz kann keine Einbildung sein: »Ich denke, also bin ich.«
Damit macht Descartes deutlich: Das subjektive Bewusstsein (das Wissen des Einzelnen) ist es, das die Wahrheit ausmacht. Bisher gingen die meisten Philosophen von einer objektiven, unumstößlichen Wahrheit aus, die für alle gelte.
Descartes ist der
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